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Verbotsschild Wenn die Helikopter-Eltern kommen

Der Eichwall dient vielen als Abkürzung oder zum Warten auf die Schüler des Jahngymnasiums. Doch die Durchfahrt ist eigentlich verboten.

Von Alexander Rekow 04.03.2019, 11:16

Salzwedel l Marcus Koerk ist genervt. Er steht in der Straße Am Eichwall, welche die Goethestraße mit der Straße Vor dem Lüchower Tor verbindet – wenige Meter vom Salzwedeler Jahngymnasium entfernt. Und eben jene Nähe ist für die Koerks ein Problem. „Am Morgen kommen die Eltern und bringen ihre Kinder zur Schule“, erklärt Marcus Koerk. Dann wird der Eichwall zu einer stark frequentierten Straße, der Straßenrand voller Autos. Gleiches wiederholt sich zum Schulschluss, wenn die Schüler wieder eingeladen werden. Während er spricht, knattern Mopeds an ihm vorbei, einige kleine Lastkraftwagen und viele Autos. „So geht das jeden Tag“, ärgert er sich, „die Gläser im Haus wackeln.“

Einmal wurde es besonders brenzlich. Seine achtjährige Tochter wurde auf dem Gehweg von einem Außenspiegel getroffen – der Fahrer fuhr einfach weiter. Marcus Koerk lief noch hinterher, konnte das Kennzeichen aber nicht sehen. Denn wenn sich Autos entgegenkommen, ist es an einigen Stellen besonders eng. „Dann fahren die halb auf dem Bürgersteig“, sagt Madlen Koerk.

Eigentlich dürften die meisten nicht durch die holprige Straße. Ein Verkehrszeichen am Anfang weist darauf hin: Verkehrsverbot für mehrspurige Kraftfahrzeuge und Motorräder. Heißt unterm Strich: Außer Anliegern darf hier niemand lang. „Nur kümmert das niemanden“, sagt Kroek. Also machte er sich auf den Weg zum Ordnungsamt, um seinen Unmut Luft zu machen. „Dort sagte man mir, die Schilder stünden hier seit DDR-Zeiten.“ Marcus Kroek konnte nicht glauben, was er dort hörte. „Die hier angebrachten Schilder sind keinesfalls aus DDR-Zeiten“, sagt Koerk. Also versuchten Koerks ihr Glück beim Jahngymnasium. Schließlich bilden die Helikopter-Eltern, umgangssprachlich für übervorsorgliche Eltern, die große Masse zur Stoßzeit. Dort sagte ihm der Schulleiter, dass es sich um eine Grauzone handle. Marcus Koerk versteht die Welt nicht mehr. „Grauzone? Das ist ein offizielles Verkehrszeichen!“ Selbst bei der Polizei fand Koerk kein Gehör. „Keiner fühlt sich zuständig“, ärgert er sich. Also versuchte er, den Autofahrern ins Gewissen zu reden. „Ich wurde von den Eltern nur angepöbelt“, sagt er. Nun wusste er sich keinen Rat mehr und wandte sich an die Volksstimme.

Auf Nachfrage bei der Stadt scheint man das Problem zu kennen. „Tatsächlich lässt die Fahrbahnbreite dort keinen Begegnungsverkehr zu“, heißt es aus dem Rathaus. Die Verwaltung beabsichtige daher, das Problem am Eichwall in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Verkehr, Feuerschutz und Ökologie auf die Tagesordnung zu bringen.