Kunstaktion Versteck-Fans gesucht
Die Künstlerin Rebekka Rauschhardt arbeitet ein Jahr im Freilichtmuseum Diesdorf. Sie hat ein Heimatstipendium erhalten.
Diesdorf l „1 2 3 4 Eckstein...“: So hat Rebekka Rauschhardt ihr Projekt genannt. „Verstecken wird überall gespielt. Es gibt kaum Regeln“, erklärt die gebürtige Dresdnerin. Und hier im Diesdorfer Freilichtmuseum sei das wunderbar möglich. Interessant seien die vorhandenen Gerätschaften, die Geschichten erzählen. Und auch die Posen beim Spiel haben es der 39-Jährigen angetan. Aus all dem – in Kooperation mit Einwohnern und anderen Interessenten – soll eine Steinfigurengruppe entstehen, die auf dem historischen Areal ihren Platz finden wird. „Und das nicht immer sofort sichtbar“, stellt sich die heute in Halle/Saale wohnende Künstlerin das Ergebnis der einjährigen Arbeit vor.
Bei der „Erstbegehung“ der Altmark („hier war ich vorher noch nie“) habe es ihr die Region sofort angetan: „Mir gefällt es hier sehr gut.“ Im Museum sei sie von den Spruchbändern an den Häusern sofort fasziniert gewesen. „Das erinnert mich an die Kunst der Schriftsetzung, die Steinmetze beherrschen. Dort beruht die Wirkung auf Licht und Schatten“, schildert die Künstlerin, die an der Kunsthochschule Halle studiert hat. Und auch der Ofen ohne Esse im Winkelstedter Hallenhaus habe es ihr angetan. Rebekka Rauschhardt wünscht sich, dass die Altmärker sie unterstützen, damit ihr Projekt, das auf das Museum neugierig machen solle, funktioniere.
Museumsleiter Jochen Alexander Hofmann freut sich darüber, dass das Freilichtmuseum den Zuschlag bekommen hat. „Als der Landesmuseumsverband uns darüber informierte, dass Stipendien vergeben werden sollen, haben wir uns mit den Museen des Altmarkkreises beworben“, erinnert er sich. Auf der Auswahl-Liste stehend, hat das Freilichtmuseum bei Rebekka Rauschhardt das Interesse geweckt. Denn nur hier könne sie ihre bildhauerischen Arbeiten entstehen lassen, war sie sich gleich sicher. „Für uns ist das Projekt eine Chance, der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich aktiv und über einen längeren Zeitraum in eine Kunstaktion miteinzubringen“, sagt der Museumsleiter.
Das Vorhaben sei auch ein Experiment. Denn bislang sei noch ungewiss, wie „versteckfreudig“ die Diesdorfer und andere Neugierige seien, merkt Jochen Alexander Hofmann an. Im Dezember werde man schlauer sein. Denn dann werde es die ersten Workshops geben. „Jeder ist willkommen. Es sind keine Vorkenntnisse notwendig“, lädt Rebekka Rauschhardt ein. Es gehe um die Haltung und die Mimik beim Verstecken, die Gerätschaften aus der Landwirtschaft sowie die besten Verstecke. „Und wenn uns nichts mehr einfällt, dann spielen wir einfach Verstecken. Dann gibt es die besten Ideen“, merkt sie lachend an.
Acht vorwiegend kleinere Museen in Sachsen-Anhalt profitieren vom Heimatstipendium, unter anderem in Haldensleben, Wernigerode, Hettstedt und Sangerhausen. Das Sonderförderprogramm hat die Kunststiftung in Kooperation mit dem Landesmuseumsverband erstmals aufgelegt. „Es wäre schön, wenn es auch fortgeführt wird“, blickt Rebekka Rauschhardt voraus, die stolz darauf ist, zu den Premieren-Künstlern zu gehören.