Wingenfelder gastieren am 20. April im Kulturhaus Salzwedel Vollblutmusiker mit viel Herz
Kai und Thorsten Wingenfelder kommen am 20. April ins Salzwedeler Kulturhaus. Volksstimme-Mitarbeiter Fabian Laaß sprach mit Thorsten Wingenfelder über Musik, Familie und "Fury in the Slaughterhouse".
Volksstimme: Viele kennen euch ja noch von "Fury in the Slaughterhouse". 2008 dann die Auflösung der Band. Wolltet Ihr lieber eigene Projekte verfolgen, oder gab es andere Gründe für die Trennung?
Thorsten Wingenfelder: Da spielten verschiedene Faktoren eine Rolle. Auf der Bühne hatten wir nach wie vor die Magie, die uns die Jahre über angetrieben hat. Aber wenn wir ins Studio gegangen sind, und Songs geschrieben haben, wurde es zunehmend immer schwieriger. Wir haben relativ früh erkannt, dass wir da nicht mehr zusammenkommen und haben uns selbst mit einem wundervollen Abschlussjahr beschenkt.
Volksstimme: Wie kam es dann, dass Kai und Du euch wieder musikalisch zusammengetan habt?
Thorsten Wingenfelder: In den Jahren nach "Fury" habe ich viel fotografiert und Kai hat Image-Filme gedreht. Bei uns beiden bestand dann der Wunsch, nochmal zu gucken, was man machen kann und ob wir nicht doch einen neuen Punkt finden, auf den wir uns einigen können. Zu "Fury"-Zeiten sind wir auch schon mal als "The Wingenfelders" mit einer Mischung aus deutschen und englischen Songs aufgetreten. Das haben wir dann aufgegriffen und überlegt, ob wir überhaupt noch Lieder schreiben können.
Volksstimme: Wie lief diese "Findungsphase" ab?
Thorsten Wingenfelder: Wir sind nach Dänemark gefahren und haben gleich drei Songs geschrieben, darunter auch "Besser zu zweit". Von da an ist es eigentlich eine Reise. Du fängst dann an, weitere Lieder zu schreiben. Dann kam ein erstes Auftrittsangebot in Regensburg. So kam eins zum anderen und irgendwann war es dann klar, dass wir ein Album machen. Nun sind wir schon zwei Jahre dabei und immer noch auf der Reise.
Volksstimme: Schreibt Ihr eure Lieder zusammen oder jeder für sich? Wie entsteht ein Song bei "wingenfelder:Wingenfelder"?
Thorsten Wingenfelder: Sowohl als auch. Wenn wir unterwegs sind, dann haben wir immer zwei Akustic-Gitarren und ein mobiles Studio auf dem Laptop dabei. Aber es gibt auch Momente, in denen jeder für sich etwas zusammenträgt und dem anderen das dann vorspielt. Da produziert dann praktisch einer den anderen.
Volksstimme: Euer Album heißt ja "Besser zu zweit". Ist das ein Seitenhieb auf die Vergangenheit oder ist das eine Lied ausschlaggebend für das Album?
"Zu zweit sind die Erfolge einfach noch schöner"
Thorsten Wingenfelder: Das Lied ist auf jeden Fall ausschlaggebend für unser Album. Es war unser erstes gemeinsames Lied und es war klar, dass das der Albumtitel wird. Es ist schöner als Pärchen durchs Leben zu gehen. Den Titel kann man sowohl aufs private Leben, als auch auf unser Leben als Musiker beziehen. Denn zu zweit sind Erfolge einfach noch schöner.
Volksstimme: Bei "Fury" habt Ihr ja englisch gesungen. Als wingenfelder:Wingenfelder singt Ihr meist deutsch. Warum der Wechsel?
Thorsten Wingenfelder: Unsere stärksten Songs und unser interessantestes Material sind auf deutsch. Es war einfach auch eine größere Herausforderung, ein deutsches Album zu machen. Damit haben wir uns von der Vergangenheit abgesetzt. Zuerst hatten wir die Idee ein Doppelalbum zu machen. Weil das aber zu viel geworden wäre, haben wir uns jetzt den Traum erfüllt und noch ein englisches "Nachzügleralbum" gemacht. Damit wird die Sache rund.
Volksstimme: Du bist erfolgreicher Fotograf, Kai produziert Filme. Familie habt Ihr auch noch. Wie bekommt Ihr das alles unter einen Hut?
Thorsten Wingenfelder: Das weiß ich manchmal auch nicht (lacht). Aber es klappt ganz gut. Eigentlich kann ich das gar nicht so genau sagen. Seit die Kinder da sind, haben wir gelernt, mit unserer Zeit besser umzugehen. Wir haben zwar eine Menge Arbeit, aber ich persönlich war noch nie so glücklich mit dem was ich mache, wie in den vergangenen zwei Jahren.
Volksstimme: Spielt Ihr auf euren Konzerten eigentlich auch noch alte "Fury"-Hits wie "Time to Wonder" oder "Radio Orchid"?
Thorsten Wingenfelder: Wir spielen auch ein paar ausgewählte "Fury"-Songs. Aber das fällt irgendwie gar nicht auf, weil sie sich so wunderbar in unsere Lieder einbetten. Auf dem neuen Album sind übrigens auch eine eigene "Time to Wonder"-Version und ein "Radio Orchid"-Männerduett von Kai und dem "Revolverheld"-Sänger Johannes Strate.
"Es wird bestimmt ein zweieinhalb Stunden Konzert"
Volksstimme: Ihr nehmt auch an Musik-Camps teil, um für junge Musiker zu fördern. Warum liegt Euch der Nachwuchs so am Herzen?
Thorsten Wingenfelder: Bei den "OMD-Music-Camps" spielen wir abends Konzerte. Tagsüber können sich die jungen Musiker beim Songschreiben ausprobieren. Es wird von großartigen Leuten organisiert. Wenn man selbst Vater ist, dann liegt es einem am Herzen, anderen jungen Menschen über Kunst und Kultur einen Weg zu bieten, sich in die Welt einzufügen und sich sozial zurecht zu finden. Das holt die Kinder von der Straße. Es ist toll, etwas weiter geben zu können.
Volksstimme: Auf was können sich Eure Fans am 20. April in Salzwedel freuen?
Thorsten Wingenfelder: Auf die komplette und hervorragend eingespielte wingenfelder:Wingenfelder-Band. Es wird bestimmt ein Zweieinhalb-Stunden-Konzert in denen viele Geschichten erzählt werden. Neben unseren Songs vom "Besser zu zweit"-Album haben wir auch viele Lieder vom neuen Album dabei. Bisher hat man uns immer die "Unvergesslichkeit des Abends" bescheinigt. Viele Leute kommen nach den Konzerten zu uns und möchten noch über den ein oder anderen Song reden.
Volksstimme: Ihr kommt also nach den Konzerten runter zu den Fans und redet mit Ihnen? Das kennt man nicht von vielen Bands.
Thorsten Wingenfelder: Wir bezeichnen uns ja immer noch als "Newcomer". Trotz des Erfolgs mit dem Album spielen wir ja nicht vor riesigen Zuschauermassen. Es macht Spaß, weil unsere Fans wollen uns ja nicht die Klamotten vom Leib reißen, sondern mit uns reden. Manchmal wird, gerade in den neuen Bundesländern, richtig diskutiert. Das ist herrlich.
Volksstimme: Bitte vollende folgenden Satz: Ich freue mich auf den Auftritt in Salzwedel weil...
Thorsten Wingenfelder: ...weil wir immer mal in dieser Region spielen wollten und es nie geschafft haben. Aber jetzt kommen wir.