Otto kern erhielt goldenen Meisterbrief / Noch in der Prüfungskommission aktiv Vom Stellmacher zum Karosseriebauer
Als Karosseriebauer hat Otto Kern vor 50 Jahren seine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt. Dafür erhielt er von der Handwerkskammer den goldenen Meisterbrief.
Salzwedel l Den Beruf, den Otto Kern ursprünglich gelernt hat, gibt es schon fast nicht mehr. "Meine Gesellenlehre habe ich als Stellmacher absolviert", erzählt der heute 73-Jährige. Auch der Beruf des Karosseriebauers, in dem Kern 1961 seine Meisterprüfung ablegte, ist inzwischen durch andere ersetzt worden. Für seine erfolgreiche Meisterprüfung vor 50 Jahren erhielt er von der Handwerkskammer den goldenen Meisterbrief.
1906 hatte der Großvater die Werkstatt als Stellmacherei gegründet. Otto Kern und seine Familie lebten damals im selben Haus, in dem auch der Betrieb untergebracht war. Gespielt wurde zwischen Maschinen und Fuhrwagen. Schon damals war klar, der kleine Otto wird den Betrieb später übernehmen. "Nach Traumberuf wurde da noch nicht so gefragt", erinnert sich Kern. Doch Spaß an der Arbeit hatte er trotzdem. Auch wenn er zwei Jahre lang an jedem Wochenende für Schulungen nach Magdeburg fahren musste.
Viel Freizeit blieb damals nicht. 1975 übertrug ihm der Vater die Leitung des Untenrehmens, das zu DDR-Zeiten eine Trabant-Vertragswerkstatt war. "Das war ein ganz anderes Arbeiten als heute. Wir haben manchmal mit sechs Schweißgeräten gearbeitet und die ganze Luft war voll von Konservierungsstoffen."
Bis 2004 verkauften und reparierten Kern und seine Mitarbeiter die Autos noch immer im alten Wohnhaus. Dann schließlich bauten sie direkt gegenüber ein neues Gebäude. Aber nicht mehr für Trabis, sondern für Peugeots. "Nach der Wende war der Trabant ja blitzschnell tot", erzählt Kern. "Als Peugeot dann bei mir angefragt hat, wusste ich erst gar nicht, was das überhaupt für Autos sind und musste mich erst einmal informieren."
Auch die Kundschaft hat sich verändert
Geholfen haben ihm dabei auch seine Tochter und sein Schwiegersohn, der das Autohaus inzwischen leitet. Doch nicht nur die Autos waren nach 1990 andere. Auch die Kundschaft hat sich verändert. "In der DDR waren die Leute ja froh, wenn sie überhaupt einen Wagen oder einen Termin bekommen haben. Später war das natürlich ganz anders."
Seit zehn Jahren ist Otto Kern inzwischen Rentner. Nur manchmal hilft er noch aus. "Ich hole ab und zu Wagen aus Gardelegen oder Wolfsburg und bringe sie nach Salzwedel." Auch aus der Prüfungskommission, der Otto Kern noch immer angehört, wird er sich bald zurückziehen, um dann seinen Ruhestand am Arendsee zu genießen, wie er erzählte.