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Bräuche werden in der Region Diesdorf-Dähre am Leben erhalten / Erwachsene springen vorübergehend ein Wenn die Pfingstbraut von Tür zu Tür zieht

Von Anke Pelczarski 30.05.2012, 05:20

Die Pfingstbräuche in der Region Diesdorf-Dähre leben weiter. Am Sonntag warteten die Einwohner schon ungeduldig auf die jungen Besucher, die von Haus zu Haus zogen.

Bonese/Schmölau/Neuekrug/Schadewohl l Der achtjährige Lucas Niemeyer und der elfjährige Lars Hentschel greifen sich den Stab, der mit farbenfrohen Blumen und Blättern umwickelt ist. Die Tour des "Pfingstochsen" durch Bonese kann beginnen. Noch sind nur wenige Kinder zu früher Stunde dabei. Weitere werden auf dem Weg von Haus zu Haus "eingesammelt". Die Älteren würden das Lied kennen, die Jüngeren beim Mitgehen schnell lernen, merkt eine Mutti an, die den Zug begleitet. Die eingesammelten Gaben werden nach getaner Wanderung gerecht aufgeteilt.

In Schmölau ist es noch ruhig. Nur am Gerätehaus herrscht Hochbetrieb. Das riesige Holzgestell, der Pfingstkerl, wird frühlingshaft verschönert. Im ganzen Dorf sind Blumen eingesammelt worden. "Früher haben nur Kinder den Pfingstkerl gebaut. Doch derzeit fehlt es an dieser Altersgruppe", bedauert Frank Malek. Deshalb müssten Erwachsene vorübergehend die Tradition aufrecht erhalten. Und das gemeinsame Grillen als Abschluss dürfe nicht fehlen, sind sich die Schmölauer einig. "Früher hatten wir sogar mal eine Pfingstbraut, die rumging, so vor 30, 35 Jahren", erinnert sich Thomas Goedicke.

In Reddigau, Höddelsen und Neuekrug gibt es sie noch, die Pfingstbraut. Diesmal darf Mareike Berger (7) aus Reddigau ins Brautkleid schlüpfen. Gemeinsam mit dem Pfingstochsen Marcel Baßler (12) aus Neuekrug und dem Gefolge geht es auf Tour. Kleingeschnittene Blumen auf den Trittsteinen berichten darüber, dass die Gesellschaft schon da war. Normalerweise kommen sich Jungen und Mädchen entgegen. Doch auch hier sind es nicht so viele junge Leute, so dass es zum "Zusammenschluss auf Zeit" kommt. Monika Hillemann hat schon eine Schüssel mit Bonbons parat gestellt, die sie als Dank rüberreicht. "Es ist schon toll, dass der Brauch weiterlebt. Den gab es schon zu DDR-Zeiten", weiß sie.

Der Pfingstochse - das Gestell tragen abwechselnd Matthias Ehrend (13) aus Schadewohl und sein Cousin Jakob Ehrend (12) aus Holzhausen - zieht auch durch Schadewohl. Jedes Haus, selbst abgelegene Gehöfte, werden abgelaufen. Und sogar die Kühe gucken neugierig auf den ungewöhnlichen Zug.