1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Neues Zuhause für 35 000 Meerforellen

Wiederansiedlung Neues Zuhause für 35 000 Meerforellen

35 000 Brütlingen wurden in Dumme und Tangelnschem Bach eingesetzt.

Von Marco Heide 08.04.2016, 03:00

Salzwedel l „Vor 100 Jahren war das Jeetzesystem rund um Salzwedel bekannt für seine Meerforellenpopulation“, weiß Steffen Zahn vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam. Der Diplom-Fischereiingenieur leitet das Wiederansiedlungsprojekt der Meerforelle in Sachsen-Anhalt. Er brachte Donnerstag die rund 35 000 Brütlinge aus einer Schleswig-Holsteinischen Zucht nach Salzwedel.

An der Dumme-Brücke am Ortsausgang in Richtung Böddenstedt trafen sich die Fischereiexperten mit den zwölf Helfern vom Angelsportverein. „Ohne deren Unterstützung wäre die Umsetzung des Projektes nicht möglich“, unterstrich Zahn. Die Helfer setzten rund 20 000 bis 25 000 Mini-Meerforellen in der Dumme zwischen Salzwedel und Siedendolsleben ein. Die restlichen Tiere schwimmen nun im Tangelnschen Bach zwischen dessen Quelle bei Mellin und der Mündung in die Jeetze bei Beetzendorf.

Das Wiederansiedlungsprogramm läuft in Sachsen-Anhalt seit 2012. Die Aktion war bereits die vierte dieser Art in der Region Salzwedel. 2014 kehrten die ersten erwachsenen Tiere aus dem Meer zurück und laichten im Jeetzesystem ab. Die neuen Brütlinge bleiben aber in den kommenden ein bis zwei Jahren in den hiesigen Gewässern, bevor sie sich über die Elbe in Richtung Nordsee aufmachen und dort ein Jahr verbringen. „Vor ihrer Abreise wachsen die 3 Zentimeter kleinen Brütlinge auf rund 15 bis 20 Zentimeter“, weiß Steffen Zahn.

Von den eingesetzten 35 000 Jungfischen erreichen rund 20 bis 30 Prozent das Alter, um ins Meer zu schwimmen ‑ also rund 7 000 bis 10 500 Tiere, erklärt Steffen Zahn. Von dieser Menge kehren dann 1 bis 3 Prozent ausgewachsene Forellen zurück. Diese Zahlen ergeben sich laut des Fischereiexperten aus Erfahrungen, die in anderen Wiederansiedlungsgebieten gemacht wurden.

Bereits vor Ostern gab es einen Besatz der Jeetze mit 10 500 Jungfischen zwischen Audorf und Immekath. Beim Freilassen der Fische spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Im Vorfeld kundschaften die Experten geeignete Stellen aus. „Flaches, strömendes Wasser, das den Fischen Schutzmöglichkeiten vor Fressfeinden bietet, ist ideal“, weiß Steffen Zahn. Und bevor die Tiere in Jeetze und Co. schwimmen, müssen sie an die örtliche Wassertemperatur gewöhnt werden.

Geangelt werden dürfen die ausgewachsenen Meerforellen nicht. In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit noch ein Fangverbot. Steffen Zahn geht aber davon aus, dass dieses in den kommenden Jahren, wie in Niedersachsen bereits geschehen, aufgehoben wird, wenn die Wiederansiedlung weiterhin so erfolgreich voranschreitet. Bezahlt wird das Projekt in Sachsen-Anhalt, das jährlich 50  000 bis 60 000 Euro kostet, über die Fischereiabgabe.

Um die Wiederansiedlung noch effektiver voranzutreiben, sollen laut Zahn in Zukunft weitere Barrieren verschwinden, um die Rückkehr zu erleichtern. Beispielsweise seien solche Maßnahmen in Amt Dambeck geplant.