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jagd Abschussprämie: Wildschweine werden im Altmarkkreis ins Visier genommen

Zwei Tierseuchen halten die Mitarbeiter des Veterinäramtes im Altmarkkreis auf Trapp: die Afrikanische Schweinepest und die Geflügelpest. Während die eine auf dem Vormarsch ist, hat die andere bereits erste Opfer gefordert.

Aktualisiert: 12:10
Für jedes erschossene Wildschwein gibt es eine Prämie von 65 Euro.
Für jedes erschossene Wildschwein gibt es eine Prämie von 65 Euro. Foto: dpa

Salzwedel (me). Mit Stand von Donnerstag (8. April) gibt es 942 bestätigte Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland. Besonders betroffen ist Brandenburg mit 844 positiv getesteten Wildschweinen, in Sachsen sind es 98, alle im Landkreis Görlitz. Die Landkreise Oder/Spree und Märkisch/Oderland haben aktuell das stärkste Seuchengeschehen. In Polen grassiert die Viruserkrankung ebenfalls weiter.

Zahlen, die Amtstierärztin Dr. Susanne Lehner im Kreisordnungs- und Umweltausschuss vorstellte. Sie bereiten ihr und ihren Kollegen Sorgen. Denn auch wenn Brandenburg mit 600 Kilometern Wildschutzzaun und weiteren seuchenhygienischen Maßnahmen versucht, eine Ausbreitung aufzuhalten, sei die Gefahr, auch im Altmarkkreis befallene Wildschweine zu finden akut.

Großübung zum Vorgehen trainiert

Darauf sei der Kreis bestens vorbereitet. Schon seit längerem gibt es eine Sachverständigengruppe, die dann sofort aktiv wird. Mit einer Großübung aller Beteiligten ist das Vorgehen trainiert worden. Zudem hat die Kreisverwaltung das erforderliche Equipment, wie Bergewannen, Ausrüstung, Probenmaterial, Schutzzäune, Container und Weiteres angeschafft.

Zu den vorbeugenden Schritten gehört eine Reduzierung des Wildschweinbestandes. Dabei gab es coronabedingt einen Rückschritt. „Es konnten ja keine Gesellschaftsjagden stattfinden“, erklärte sie. Deshalb ist die so genannte Strecke beim Schwarzwild rückläufig. Wurden im Jagdjahr 2019/2020 noch 4631 Tiere erlegt, waren es 2020/2021 nur noch rund 3500. Das Land steuert jetzt mit einer Prämie gegen. 50 Euro erhalten Jäger für jeden Abschuss und 15 Euro für die Trichinenschau. Bisher hatte der Kreis für diese obligatorische Untersuchung des Fleisches vor der Vermarktung zehn Euro gezahlt. „Das können wir nun einstellen“, sagte Lehner.

Fallwild melden

Wichtig sei die Probenentnahme bei den erlegten Tieren und das Melden von gefundenen toten Wildschweinen. Dafür ist eigens die E-Mailadresse fallwild@altmarkkreis-salzwedel.de eingerichtet. Alle Jäger, Forstmitarbeiter und weitere Beteiligte haben Schulungen und Informationsblätter zum richtigen Verhalten bei der Prävention und im Seuchenfall erhalten, berichtete sie. Zudem erfolgten verstärkte Kontrollen zur Biosicherheit in den Haus-Schweinebeständen, in denen aktuell 77.000 Tiere gehalten werden. Ein Eintrag des Virus vor allem in Großanlagen wäre verheerend. Zum einen, weil 90 bis 100 Prozent der Tiere verenden würden, zum anderen müssten die überlebenden getötet werden. Um den Ausbruchsort würden Sperrbezirke und Beobachtungsgebiete eingerichtet, die erhebliche Restriktion nach ziehen, vor allem beim Handel und Transport von Tieren.

Seit einem Ausbruch der Geflügelpest in Vienau bei einem Wildvogel und Hausgeflügel, haben die westaltmärkischen Tierhalter bereits Erfahrungen mit solchen Einschränkungen gemacht. Inzwischen konnten sie zum Teil wieder aufgehoben werden. Dem Vogelgrippevirus sind inzwischen tausende Wildvögel vor allem an den Küsten zu Opfer gefallen. Im Altmarkkreis war unter anderem ein Uhu in Vienau infiziert.

Hühner größtenteils verendet

Nicht weit entfernt in Vietzen hatte es dann einen Hausgeflügel-Kleinbestand erwischt. „Die Hühner sind größtenteils verendet“, berichtete die Amtstierärztin. Enten und Gänse mussten getötet werden. Damit dieses Schicksal nicht dem gesamten Geflügel im Sperrbezirk drohte, sind von allen Tieren Proben entnommen und untersucht worden. Das sei sehr aufwändig gewesen, alle Tierhalter und weitere Helfer hätten die Aktion aber gut unterstützt.

Dabei sei deutlich geworden, dass 25 Geflügelhaltungen nicht beim Kreis registriert waren, andere hatten gar keine Tiere mehr. Und noch etwas ärgert die Amtstierärztin: „Die Hälfte der Geflügelhalter hält sich nicht an die Stallpflicht.“ So schlimm sei noch nie gegen die Verordnung verstoßen worden. Dabei hätten sich die Tiere in Vietzen nachweislich über Wildvögel angesteckt.