1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Zeuge: "Ich traue es ihm zu"

Manager im Deba-Prozess gehört/Opfer vermuten Insolvenz als Motiv Zeuge: "Ich traue es ihm zu"

Von Wolfgang Biermann 16.08.2012, 03:16

Im Deba-Prozess haben gestern die Opfer ausgesagt. Sie vermuten, dass ihr Ex-Firmenpartner hinter den Anschlägen steckt.

Stendal/Salzwedel l"Die psychische Belastung nach den Anschlägen ist groß, besonders für die Enkel." Das sagte Reinhard Dehncke gestern sowohl als Zeuge vor der 1. Großen Strafkammer am Landgericht im Prozess um Brandstiftung in Bombeck (Salzwedel), Räber (Niedersachsen) und Fockbek (Schleswig-Holstein) aus. Und das bekräftigte der Deba-Gesellschafter mit Hauptwohnsitz Hamburg auch im Anschluss im persönlichen Gespräch mit der Volksstimme. Sowohl auf sein Anwesen in Bombeck als auch auf das Haus von Hans-Hermann Brünjes in Räber und auf dessen Auto in Fockbek wurden von Juli bis Dezember vorigen Jahres insgesamt sechs Brandanschläge und ein Einbruch verübt.

Der Taten angeklagt ist ein 39-jähriger Mann aus Thüritz. Wegen Beihilfe steht ein 53-Jähriger aus Apenburg-Winterfeld vor Gericht. Er soll im Auftrag von gesondert verfolgten Hintermännern aus dem Umfeld der "alten" Deba dem Haupttäter Geld, Autos und Wertgegenstände übergeben haben.

1992 habe er mit seinem Geschäftspartner die Deba Badausstattungsfirma in Salzwedel gegründet, sagte Dehncke. Beide kannten sich aus Rendsburg, wo sie bei einem gleichgearteten Unternehmen tätig waren. "Es war ein Zweckbündnis, wir haben uns bis zum Schluss gesietzt", erklärte der Diplombetriebswirt sein Verhältnis zum Mit-Geschäftsführer. Er bezeichnete ihn als "verbal-eruptiv" und sehr impulsiv, aber nicht aggressiv.

Der Partner ist jetzt wohl ins Fadenkreuz der Ermittler geraten, hinter den Anschlägen zu stecken. Auslöser soll die Deba-Insolvenz gewesen sein. Die Firma habe unter der Wirtschaftskrise ab 2007 gelitten, so Dehncke. Der Export sei "dramatisch eingebrochen". Darum hätten er und sein damaliger Partner trotz voller Auftragsbücher frühzeitig die Insolvenz beim Amtsgericht in Stendal angemeldet.

Das habe einen Hamburger Anwalt als vorläufigen Verwalter eingesetzt, sehr zum Unmut seines Partners. Der habe andere Pläne und schon einen Investor aus Neugattersleben parat gehabt. Dehncke gab an, seinerseits nach einem Investor gesucht und in Frankfurt schließlich gefunden zu haben. Für den entschied sich letztlich auch der Insolvenzverwalter. Der sei es auch gewesen, der den nunmehr Ex-Partner mit Hilfe der Polizei im Januar 2011 "vom Firmengelände führen und vors Tor stellen" ließ. "Ich hatte damit nichts zu tun, so was gönne ich keinem", beteuerte der Zeuge. "Ich kann mir vorstellen, dass er nicht gut auf mich zu sprechen ist, obwohl ich keine Aktien daran hatte."

Nach den Brandanschlägen am 1. und 19. Dezember 2011 zu den Jahrestagen der Übergabe der alten und der Gründung der neuen Deba haben Brünjes und Dehncke eine Belohnung von 10000 Euro für Hinweise auf die Täter ausgelobt, weil "Tochter und Enkelkinder gefährdet waren". Das sei, so Dehncke, "das Signal zum Sturm" gewesen. Und man habe sich an die Presse gewandt. "Das Geld wurde aber nicht ausgezahlt. Die Kripo in Salzwedel, Uelzen und in Rendsburg sowie das LKA und Staatsanwaltschaft haben das ganz allein ausermittelt", sagten Brünjes und Dehncke auf dem Gerichtsflur. Mit dem Ex-Partner sei er noch über gemeinsame Immobilien, unter anderem ein Hotel in Salzwedel, verbunden. Kontakte gebe es aber keine, so Dehncke, der auch heute noch leitend in der neuen Deba tätig ist.

Aufgerüstet mit Sicherungstechnik haben sowohl er als auch Hans-Hermann Brünjes ihre Anwesen in Bombeck und Räber. Brünjes war in der alten Deba Vertriebsleiter, in der neuen von Dezember 2010 bis Mai 2011 Interimsgeschäftsführer. Der Diplombetriebswirt ist jetzt wieder Vertriebsleiter. Wie der 64-Jährige vor Gericht aussagte, vermute er, dass der Ex-Partner von Dehncke hinter den Anschlägen stecke: "Ich traue es ihm zu." Die Firma sei für diesen wohl "wie ein Kind gewesen, das ihm weggenommen" wurde. Er kenne ihn seit den 1970er Jahren. Er sei impulsiv und aufbrausend, neige aber nicht zu Tätlichkeiten.

Am 3. September wird der Insolvenzverwalter als Zeuge erwartet.