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Schönebeck stellt sich dem Wettbewerb um potenzielle Investoren / 480000 Quadratmeter stehen zur Verfügung 28 Betriebe im Industriepark bieten 600 Arbeitsplätze

23.02.2012, 04:22

Der Industriepark West (IPW) in Schönebeck steht oft in der Kritik. Es gebe zu wenig Ansiedlungen, wird moniert. Volksstimme-Mitarbeiterin Kathleen Radunsky sprach darüber mit Wirtschaftsförderer Egbert Tramp.

Volksstimme: Ende 2011 haben Sie eine weitere Neuansiedlung im Industriepark West bekannt geben können. Stellt Sie das zufrieden mit der Entwicklung?

Egbert Tramp: Mit der Investition der Mitteldeutschen Wäscherei GmbH und den damit verbundenen neuen Arbeitsplätzen für unsere Stadt bin ich sehr zufrieden, zumal wir mit den Unternehmensvertretern bereits seit längerer Zeit in Verhandlungen standen.

Volksstimme: Das sind dann drei Ansiedlungen im IPW. Wohl eine magere Bilanz?

Egbert Tramp: Das ist zu einseitig gesehen. Sicher gebe ich zu, dass auch ich wie viele andere auf einen schnelleren Verkauf der Flächen gehofft habe. Jedoch muss man hier genauer hinsehen. Denn der IPW besteht aus der Neuaufschlussfläche im Eigentum der Stadt und dem Gebiet des ehemaligen Sprengstoffwerkes mit verschiedenen privaten Eigentümern. Beide Areale zusammengefasst wurden im Vorhaben infrastrukturell erschlossen. Das heißt, Straßen wurden neu gebaut und Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt. Das war überhaupt die Grundlage für die individuelle Entwicklung des Areals.

Volksstimme: Das bedeutet genau?

Egbert Tramp: Dadurch haben die Grundstückseigentümer selbst investiert oder Flächen für Neuansiedlungen veräußert. Im Ergebnis dieses Prozesses sehen wir heute ein internationales Spektrum von Industriebetrieben wie die Lapua GmbH (Finnland), SDI Molan GmbH (USA), Palram Germany GmbH (Israel).

Volksstimme: Aus Ihrer Sicht ist das Großprojekt IPW also entgegen der oft geäußerten Kritik ein richtiger Schritt gewesen?

Egbert Tramp: Das kann ich zweifelsfrei bejahen. Ein Grundproblem ist, dass bereits in der Planungs- und Realisierungsphase eine zu hohe Erwartungshaltung aus Sicht der Öffentlichkeit aufgebaut worden war. 1999, als die Idee bereits ein zweites Mal beraten wurde, waren die Flächen in den Industrie- und Gewerbegebieten zu circa 80 Prozent belegt. Dadurch war die Voraussetzung gegeben, an die damals noch gut gefüllten Fördertöpfe des Landes zu kommen. Denn in den 1990er Jahren wurde die Reaktivierung von Altindustriegebieten forciert.

Volksstimme: Sie haben Fördergelder erwähnt. Was hat die Erschließung des IPW die Stadt letztlich gekostet?

Egbert Tramp: Im Industriepark West wurden circa 20 Millionen Euro investiert. Davon betrug der kommunale Eigenanteil circa 5,7 Millionen Euro, weil das gesamte Vorhaben mit bis zu 80 Prozent durch Land, Bund und EU sowie Mittel der Arbeitsverwaltung gefördert wurde.

Volksstimme: Eine 80-prozentige Förderung ist recht hoch, oder?

Egbert Tramp: Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir noch kein gefördertes Industriegebiet und wurden vorrangig bedient. Heute wird eine solch hohe Förderquote nicht mehr gewährt.

480000 Quadratmeter können vermarktet werden

Schon allein deshalb wäre ein derartiges Projekt aus heutiger Sicht nicht mehr machbar, auch weil der Kommunalhaushalt dafür kaum Spielraum bietet.

Volksstimme: Trotzdem ist die Kritik, dass vom IPW kaum etwas belegt ist, doch angebracht?

Egbert Tramp: Das stimmt so nicht. Für uns ist der IPW durchaus eine Erfolgsgeschichte. Denn der Industriepark West besteht nicht nur aus den noch freien Flächen, die jeder Pkw-Fahrer von der Autobahn aus kommend sieht. Das ist das Neuaufschlussgebiet. Das Areal zieht sich jedoch bis zum Kreisverkehr Magdeburger Straße.

Volksstimme: Also ist die Auslastung höher als viele denken?

Egbert Tramp: Derzeit zählen wir hier 28 Unternehmen mit circa 600 Arbeitsplätzen. Heute stellen die rund 480000 Quadratmeter vermarktungsfähige Ansiedlungsfläche im Neuaufschlussgebiet ein Grundstücksvermögen von 4,8 Millionen Euro dar. Dieses gelangt über den Verkauf zurück in den Haushalt. Zwischenzeitlich tragen auch die Unternehmensinvestitionen Früchte in Form von Grundsteuer- und Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt. Nicht zu vernachlässigen ist, dass die Bauarbeiten überwiegend durch regionale Firmen ausgeführt und dadurch Arbeitsplätze gesichert und Umsatz generiert wurden.

Volksstimme: Wie sehen Sie die weitere Vermarktung?

Egbert Tramp: Mit den Möglichkeiten, die wir hier vor Ort haben, können wir Kontakte auf Augenhöhe bedienen. Also Informationen bereitstellen, Kontakte anbahnen, bei Fördermitteln unterstützen. Grundsätzlich wird sich der Wettbewerb der Kommunen, Bundesländer und Staaten um potenzielle Investoren weiter verschärfen. Zudem sind die innerdeutschen Investitionen der Großunternehmen rückläufig.

Volksstimme: Irgendwie muss sich die Elbestadt trotzdem mit seinem Industriepark interessant für Firmen machen können.

Egbert Tramp: Unser Nachteil sozusagen ist, dass uns in Schönebeck das innovative Hinterland aus Forschung und Entwicklung fehlt. Auch die Finanzierung stellt sich zunehmend als Ansiedlungshindernis dar. Aber wir bieten einen attraktiven Standort, zu dem nicht zuletzt auch das Umfeld von Bad Salzelmen beiträgt. So beteiligen wir uns am Ansiedlungswettbewerb der Kommunen. In welchem zeitlichen Rahmen uns die Ansiedlung neuer Betriebe und damit auch weiterer Arbeitsplätze gelingt, ist von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Schönebeck ist nicht schlechter aufgestellt als andere Kommunen und ich hoffe, bald die nächste Ansiedlung begleiten zu dürfen.

Volksstimme: Zusammengefasst lässt sich zum IPW also sagen?

Egbert Tramp: Wir habenhier nicht nur ein neues Industriegebiet errichtet, sondern einen Altstandort aktiviert, eine Ortsumgehung gebaut, bevor die neue B246a entstand, und den innerstädtischen Verkehr beruhigt.