Verkehr 9-Euro-Ticket und günstigerer Sprit: Mehr los in Bussen und an Tankstellen im Salzlandkreis?
Start des 9-Euro-Tickets, gesunkene Spritpreise dank der gesenkten Energiesteuer: Seit gestern gibt es Entlastungen. Wie hat sich das zum Auftakt ausgewirkt? Wie voll war es an den Tankstellen? Und wie gut werden Bus und Bahn angenommen?

Schönebeck/Staßfurt - Für nur neun Euro im Monat quer durchs Land reisen. Oder auch nur zur Arbeit. Geben die Salzländer dem Nahverkehr eine Chance? Oder düsen nun alle nur zur Tankstelle, um günstiger Diesel und Benzin zu bekommen?
Die erstmals seit Monaten gesunkenen Benzinpreise haben auch in Schönebeck zu einer Zunahme von Kundschaft an den Tankstellen der Stadt geführt. „Bis halb sieben war ordentlich was los“, sagt Aral-Mitarbeiterin Martina Neubert. Dabei befindet sich diese Tankstelle nicht unbedingt an einem verkehrsgünstigen Ort. Seit Monaten ist die Magdeburger Straße Ecke Welsleber Straße wegen des Baus des Kreisverkehrs gesperrt (Volksstimme berichtete). Dementsprechend bleiben in allen Geschäften an der Ecke die Kunden aus.
Tatsächlich war am frühen Morgen die Aral-Tankstelle in der Magdeburger Straße rekordverdächtig preisgünstig. Über die ADAC-App wurden schon um 5.30 Uhr 1,68 Euro für einen Liter Super und 1,72 Euro für die gleiche Menge Diesel angezeigt. Das Problem: Die meisten Autofahrer drückten dieser diese Zeit noch sanft ihre Nase ins Kopfkissen. Im Verlauf des Tages relativierte sich der Preis an der Aral-Tankstelle und ging wie die Bier-Preise langsam nach oben.
Die Preissenkung an den Tankstellen hat zu einer deutlichen Zunahme von Autofahrern geführt, die günstig tanken wollten. „Wir waren zu der Zeit die günstigsten, doch dann haben die anderen nachgezogen, und hier war wieder tote Hose“, berichtet Neubert. Dasselbe Bild nur einige hundert Meter weiter bei der freien Tankstelle Greenline auf der anderen Seite des Kreisverkehrs. Kein Auto wollte tanken und das trotz der gefallenen Preise. Die Supermarkt-Tankstelle am Salzcenter war der große Gewinner bei den Kunden am gestrigen Morgen, wo sich die Autofahrer die Klinke in die Hand gaben und die Zapfsäulen kaum zum Stillstand kommen ließen.

Die Skepsis bei vielen Autofahrern war groß, ob die Mineralölkonzerne die Entlastungen des Bundes auch tatsächlich an die Kunden weitergeben. Dazu sind sie nämlich auch gar nicht verpflichtet. Die Gestaltung der Preise unterliegt einzig den Tankstellenbetreibern und den Mineralölgesellschaften, ein Einfluss von außen und von oben für „sozialistische Einheitspreise“ gibt es nicht. Dennoch gab es zumindest in Schönebeck an den Tankstellen einen spürbaren Preisrückgang.

Seit Tagen hat die Volksstimme fünf zufällig ausgesuchte Tankstellen und deren Preise im Auge. Wie haben sich die Preise nun von Dienstag zu Mittwoch entwickelt (ADAC-App, Messung einmal am Tag, vormittags): Spitzenreiter war die Agip-Tankstelle - dort sank der Dieselpreis um 34 Cent und Super um 40 Cent. Am günstigsten tankte man gestern Diesel in der Stadionstraße (1,799 Euro) und Super bei Greenline (1,828). Die Annahme, dass die Tankstellen in den Tagen vor der geplanten Entlastung künstlich die Preise nach oben drehten, kann der Kontrolltest der Volksstimme allerdings nicht bestätigen – zumindest nicht für die fünf beobachteten Tankstellen in der Elbestadt.

Wer auf sein Auto angewiesen ist, kann nun also etwas entspannter sein. Steigen aber auch Menschen auf Bus und Bahn um? Das lässt sich nach dem ersten Tag mit dem 9-Euro-Ticket noch nicht genau sagen. Fakt ist: Der Andrang an den Verkaufsbussen der Kreisverkehrsgesellschaft (KVG) Salzland gestern war durchaus gut. Nur eine Viertelstunde, nachdem KVG-Mitarbeiter Maik Stittrich die Tür des Busses auf dem Markt in Schönebeck geöffnet hatte, hatte er auch schon zwölf Tickets verkauft.
Die Elbestädter sehen die günstige Fahrkarte, mit der sie den Regionalverkehr quer durch Deutschland nutzen können, positiv. „Das ist eine richtig gute Sache“, meinte Doris Schröder, die gleich zwei Tickets kaufte. Sie und ihr Mann werden verstärkt die Bahn nutzen. Demnächst geht es nach Erfurt. Und beim Urlaub auf Rügen wollen sie auch in den Zug steigen. Der eine oder andere Käufer steigt aber auch in den Bus, um damit zur Arbeit zu fahren. Eine Chance für die KVG, mehr Salzländer vom Nahverkehr zu überzeugen.