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Abwasser Hohe Kosten: Plötzkyer sind sauer

Die Gebühren für Abwasser im Naherholungsgebiet Plötzky stehen in der Kritik.

Von Andre Schneider 15.10.2020, 23:01

Plötzky l Die Kosten für Abwasser, so Hilmer Rhein, seien horrende. Zu hoch, wie auch seine Nachbarn bestätigen. Je nach Aufenthaltsdauer kämen bis zu 800 Euro im Jahr zusammen.

Derzeit, so teilte die Stadt in einer Pressemitteilung mit, muss ein Grundstückseigentümer mit einer dezentralen Abwasseranlage für die Entsorgung von einem Kubikmeter Schmutzwasser eine Transportgebühr von 31,83 Euro zuzüglich 1,85 Euro Einleitgebühr entrichten. „Es wird allerdings nicht litergenau abgerechnet, sondern auf den nächsten Kubikmeter aufgerundet“, sagt Hilmer Rhein.

Hinzu käme, so der städtische Pressesprecher Frank Nahrstedt, eine Grundgebühr von 48 Euro jährlich. „Die Grundgebühr wird für die auf dem jeweiligen Grundstück vorhandenen Sammelgruben erhoben. Sie dient der Deckung der fixen Kosten der Kläranlage, also der Kosten, die unabhängig von der Nutzung dieser Abwasserentsorgungsanlage anfallen. Da die dezentrale Abwasserentsorgung das gesamte Jahr über in Anspruch genommen kann, handelt es sich bei der Grundgebühr um eine jährliche Gebühr“, so Nahrstedt. Das ärgert Rhein und seine Nachbarn besonders. „Wir haben unsere Gruben auf eigene Kosten angelegt. Damit hat die Stadt gar keine Arbeit“, sagt Anliegerin Gerda Körner.

Ein weiteres Manko: Seit 2018 dürfe, so die Anwohner, das Abwasser nur noch von einem einzigen Unternehmen abgeholt werden. Rhein und Co. vermuten hohe Preise auf Grund der „Monopolstellung“ des Unternehmens. Laut Stadt hat dies aber ganz andere Gründe, die das Leben der Menschen sogar erleichtern.

Bei der deutschlandweiten Ausschreibung im Jahr 2018 gab die Firma Schüssler Containerdienst das günstigste Angebot ab. Dabei wurde festgelegt, dass das Unternehmen für fünf Jahre die Transportleistungen erbringen muss. „Da die Kosten auf Grund der vorliegenden Mengendaten kalkuliert wurden, ist es nicht möglich, dass andere Entsorgungsunternehmen weiterhin Transportleistungen erbringen“, so Nahrstedt. „Diese hätten sich an dem Ausschreibungsverfahren beteiligen können.“

Die Stadt war vor zwei Jahren zum Reagieren gezwungen: Eines der Unternehmen, was bis dato tätig war, beendete seine Geschäftstätigkeit. Es blieb ein Einzelunternehmer, der ein Fahrzeug mit einem Fassungsvermögen von 3,5 Kubikmetern betrieb – zu wenig. „Dieses eine Unternehmen konnte die zu transportierende Menge nicht allein schultern, und bei Ausfall dieses Ein-Mann-Betriebes wäre die dezentrale Abwasser-entsorgung in der Stadt Schönebeck zum Erliegen gekommen“, so die Pressemitteilung. Kurzzeitig, so heißt es dort weiter, musste in 2018 schon eine Notentsorgung mit dritten Unternehmen aufgebaut werden – inklusive sehr hoher Kosten.

Die Initiative des Wochenend-Gebietes „Waldidyll“ hat bereits Geld gesammelt. Sie wollen sich juristische Hilfe holen. Damit sind sie nicht allein. „Im Moment sind gegen diese dezentralen Abwassergebühren circa 30 Klagen anhängig“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.

Was die Nachbarschaft des Wochendhaus-Gebietes zusätzlich aufregt: In Magdeburg seien die Gebühren deutlich günstiger. Daher stellen sie, wie der dauerhaft dort lebende Hendrik Sommer, die Frage, ob derart hohe Gebühren überhaupt rechtens seien. „Unmoralisch“, finden zumindest Ursula und Gerd Ladebeck, die dort ebenfalls wohnen.