Tierisch Alle Storche der Schönebecker Region beringt und teils auch getauft
Insgesamt 37 Jungstörche sind es, die Wolfgang Grönwald in diesem Jahr im Altkreis Schönebeck beringt und ihnen so eine Identität verpasst hat. Und teils wurden die Störche sogar getauft, der an der Alten Fähre in Plötzky beispielsweise.

Schönebeck - Geschafft. Zumindest für dieses Jahr hat Wolfgang Grönwald, der die Jungstörche im Altkreis Schönebeck bereits seit 1974 beringt und ihnen dadurch sozusagen eine Identität verpasst, seine Tour zu den Storchennestern im Altkreis beendet. Über mehrere Wochen hinweg war der 72-Jährige immer wieder in einen Arbeitskorb gestiegen, der ihn ganz nah an die luftig gelegenen Nester brachte.
Sein letztes Nestziel am Mittwoch war in diesem Jahr der Horst an der Gaststätte Alte Fähre bei Plötzky. Ein Jungtier gab es hier zu beringen – und zu taufen. Denn manch Storchennachwuchs wird beim Beringen auch gleich getauft. „Auf den Namen von Menschen, die sich für Störche engagieren“, erklärt Wolfgang Grönwald. Und so gab es im Altkreis Schönebeck in diesem Jahr gleich drei Storchentaufen – in Frohse, Pretzien und eben die in Plötzky an der alten Fähre.
Jungstorch Anke
Anke heißt der Jungstorch an der Alten Fähre seit Mittwoch – benannt nach der Besitzerin der Gaststätte Anke Schütze. Und auch für die Gastwirtin ging es an diesem Mittwoch hoch hinaus. Kurzerhand hatte Wolfgang Grönwald sie nämlich überredet, mit in den Korb zu steigen. Der Korb gehörte bei dieser Aktion dem des Drehleiterfahrzeuges der Schönebecker Stadtteilwehr Tischlerstraße. Die Kameraden Paula Mai und René Zander waren ehrenamtlichen im Storchen-Einsatz, um die Drehleiter zu bedienen.
Oben angekommen, legte Wolfgang Grönwald, der die Tiere seit fast 50 Jahren ehrenamtlich beringt, dem Jungtier zunächst die Ringe an. Die eigentliche Taufe vollzog er dann mit den Worten: „Ich taufe dich auf den Namen Anke und wünsche dir für dein Leben allzeit gutes Gelingen und dass du wiederkommst.“ Und wie es sich für so eine Taufe gehört, tröpfelte Anke Schütze ihrem tierischen Namenspartner dann einige wenige Tropfen Sekt aus einer kleiner Piccoloflasche aufs Gefieder.
Wieder unten angekommen, ist die Gastwirtin noch etwas aufgeregt, beschreibt das Tier, das Grönwald ihr auch in die Hände gelegt hatte, als „süß und flauschig“. Und sie berichtet, dass es sich um das erste Jungtier handelt, dass an der Alten Fähre geschlüpft ist, seit sie die Gaststätte 2017 übernommen hat. „Zwar wurde jedes Jahr an dem Nest gebaut, Nachwuchs gab es bisher aber keinen“, erzählt sie und ist sichtlich glücklich, dass es jetzt welchen gibt und der rund drei Wochen alte Storch – ob es ein männlicher oder weiblicher Jungstorch ist, ist noch unklar – jetzt ihren Namen trägt.
Engagement für Storche
Frohses Nachwuchsstorch hat den Namen Agnes erhalten. Denn die Frohserin Agnes Schulz, die in Sichtweite des Nestes auf dem Kirchenschiff der Frohser Kirche wohnt, engagiert sich schon seit Jahren für die dortigen Nachwuchsstorche – und hält auch die Volksstimme mit Bildern und Infos zur Entwicklung der Jungstorche immer auf dem Laufenden.
Die beiden Jungstorche in Pretzien, die in diesem Jahr geschlüpft sind, haben die Namen Gitti und Willi erhalten. Denn Brigitte und Wilfried Wunderlich aus Pretzien sind echte Naturfreunde, als Rentner oft in dieser unterwegs und beobachten das Storchennest, das in ihrem Wohnort besonders in den Sommermonaten voller Leben ist gern. Auch den Storchenhof in Loburg besucht das Paar regelmäßig, spendet für diesen. Und als die beiden dann den ehemaligen Revierförster Wolfgang Grönwald kennenlernten, organisierte der 72-Jährige, die Taufe für die Storchenfreunde. „Das war ein einmaliges Erlebnis“. Nachdem Grönwald die beiden Störche beringt und getauft hatte, ist Brigitte Wunderlich dann sogar selber in den Korb gestiegen, um die beiden nach dem Paar benannten Nachwuchsstörche selber zu fotografieren. „Sowas erlebt man nicht alle Tage“, findet die Pretzienerin und ist glücklich, dass es jetzt einen Storch gibt, der ihren Spitznamen trägt.
Lebensweg verfolgen
Den weiteren Lebensweg „ihrer“ Namenspartner können die Storchentaufpaten mit ein bisschen Glück auch verfolgen. „Wird der Vogel irgendwo abgelesen oder gefunden, erhält der Taufpate eine Benachrichtigung darüber“, erklärt Grönwald und ergänzt: „Damit soll die Verbundenheit mit diesem schönen Großvogel gefördert werden.“
„Seine“ Störche betreffend erreichte Wolfgang Grönwald am Wochenende dann aber noch eine schlimme Nachricht aus Sachsendorf. Drei Jungstorche hatte der 72-Jährige dort in diesem Jahr beringt. „Jetzt sind alle drei Jungen tot“, berichtet er traurig. Die Altvögel seien spurlos verschwunden. Doch wie konnte es dazu kommen? Das weiß Wolfgang Grönwald selber nicht zu hundert Prozent. Möglich sei ein Blitzschlag, schließlich bilden Storchennester oftmals den höchsten Punkt der Umgebung. „Oder die Altvögel sind kurz hintereinander umgekommen. Das halte ich aber für unwahrscheinlich“, sagt Grönwald. Schließlich habe er die drei Jungvögel leblos im Nest gefunden. „Die Altvögel sind dann vermutlich so geschockt über den Tod ihres Nachwuchses gewesen, dass die geflohen sind“, mutmaßt der 72-Jährige und betont: „Auch Tiere haben nämlich Gefühle.“