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Auszeichnung Ein Leben für das Handwerk

Seit 50 Jahren ist Helmut Friedrich aus Schönebeck nunmehr Schlossermeister. Dafür wurde er ausgezeichnet.

Von Dan Tebel 18.01.2018, 02:10

Schönebeck l Helmut Friedrich wirkt bescheiden, ein wenig zurückhaltend. Aber wenn er über seine Arbeitsjahre spricht, blüht er auf. Denn er lebt für das Handwerk. Mittlerweile ist der 80-Jährige zwar schon lange aus dem Berufsleben heraus, aber an seine Arbeit erinnert er sich immer noch gern zurück.

Helmut Friedrich zog es 1949 in die Elbestadt, vorher lebte der gebürtige Voitsdorfer (kurz hinter der tschechischen Grenze bei Dresden) in Neustrelitz. In Schönebeck begann er 1952 eine Maschinenschlosserlehre im damaligen volkseigenen Betrieb (VEB) Sprengstoffwerk. Und warum diese Ausbildung? Es liege vermutlich in den Genen, antwortet der Schlossermeister. Der Großvater habe eine Schlosserei besessen. Aber natürlich war es auch das Interesse am Basteln und Bauen und Konstruieren.

Gerne erinnert er sich an die Lehrjahre zurück, denn schon in der Ausbildung war Helmut Friedrich sehr bemüht – was ihm honoriert wurde. „Bester Lehrling des Lernaktivs“ steht auf den zwei Wimpeln geschrieben, die er stolz zeigt.

Nach dem Abschluss reichte ihm das Geld nicht mehr, er wollte mehr verdienen und wechselte 1958 zur Schönebecker Firma Brömme, die später zu einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) wurde, wo er auch bis zum Arbeitsende 1994 tätig blieb. 1967 legte er seinen Meisterbrief ab. Als dafür notwendiges Meisterstück baute der Schlosser eine eigene Trendschleifmaschine an, die auch lange im Betrieb genutzt worden sei. „Die war unersättlich“, sagt er. Helmut Friedrich hätte parallel dazu sogar noch ein zweites Meisterstück parat gehabt – ein Zahlenschloss.

Aber nicht nur auf, sondern auch außerhalb der Arbeit verbrachte Helmut Friedrich viel Zeit in der eigenen Werkstatt – einem kleinen Anbau in der eigenen Gartenanlage. Manchmal schraubte er bis in die späten Abendstunden an seinem Wartburg. Heute sei das alles so verbaut, dass man an den Fahrzeugen gar nichts mehr machen könne, sagt der 80-Jährige. Unterstützung gab es dabei immer von Ehefrau Ines, die viel Verständnis für die Leidenschaft des Mannes aufbringen konnte. „Ein Stück Eisen und er macht was daraus“, erzählt sie.

Dieser Enthusiasmus blieb auf der Arbeit nicht verborgen. Die Firmenleitung erkannte schnell die Bemühungen Friedrichs und unterstützte ihn. Witterungsbedingt habe es im Winter für den dort als Blitzschutzmonteur angestellten kaum Arbeit gegeben. „Da kam mir die Idee, eine eigene Schlosserabteilung einzurichten, um auf meine Arbeitszeiten zu kommen“, erzählt er. Die Firma stand hinter ihm und stellte Kollegen zur Verfügung, die er dann zum Beispiel für Schweißerarbeiten anlernen musste. „Da waren auch Polsterer dabei“, erinnert sich Helmut Friedrich.

Mit dieser Idee der eigenen Abteilung erfüllte er sich einen kleinen Wunsch, denn hier konnte er seine kreative Seite einbringen. „So entstanden Metall-Zaunfelder, die auch heute noch vereinzelt in Schönebeck zu sehen sind“, erzählt der 80-Jährige. Von der Idee hatte dann sogar die Gattin etwas, denn die ersten Exem- plare zierten das eigene Gartenhäuschen. Später wurden die Metallzäune sogar mit Presse hergestellt, gingen in Serie und später in den Handel. „Aber detaillierter waren die mit der eigenen Hand hergestellten“, ergänzt der Schönebecker. Auch dies brachte ihm noch mehr Anerkennung in der Firma – er übernahm die Leitung der Blitzschutzabteilung, der Antennenabteilung und eben der Schlosserabteilung.

Doch alles hat ein Ende. Mit diesem Höhepunkt kam für Helmut Friedrich aus beruflicher Sicht der Fall mit der Wende. „Das war eine traurige Zeit. Es war der beste Produktionsstand und dann war Schluss“, erinnert er sich und wirkt ein wenig ernüchtert. VEB und PGH lösten sich auf, die Arbeitsaufträge blieben aus. Man hätte keine beruflichen Perspektiven und keine Zukunft mehr gehabt, sagt Friedrich. „Mit 57 Jahren wollte ich mir auch nicht mehr etwas Neues aufbauen:“ So ging er in den Vorruhestand. „Da hatte ich Glück, ein wenig später war das nicht mehr so einfach.“ Heute versucht er sich regelmäßig um den Garten zu kümmern, auch wenn es schwieriger wird. Auch kleine Arbeiten am Fahrrad macht er noch, aber sonst ist es ruhig geworden um den Schönebecker Meister. Den diamantenen Brief will er aber noch haben.