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Bäume Kahlschlag am Schönebecker Deich?

Schwache und kranke Bäume können für Nutzer des Radwegs auf dem Elbdeich zwischen Ranies und Pretzien zur Gefahr werden.

Von Paul Schulz 02.10.2020, 04:04

Ranies/Pretzien l Der Radweg auf dem Elbdeich ist zwischen dem Pretziener Wehr und Magdeburg auf mehreren Teilabschnitten gesperrt. Ursache dafür sind Bäume, die drohen umzustürzen beziehungsweise Äste, die abbrechen könnten. Es wurde also eine „fehlende Verkehrssicherheit“ festgestellt, informiert Christiane Belter vom zuständigen Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW).

Darauf wurde man beim LHW durch Informationen des Landesforstbetriebes aufmerksam. Um die Sicherheit von Benutzern des Deiches, egal ob Fußgänger oder Radfahrer, zu gewährleisten, habe man sich für die Sperrung entschieden. „Es soll verhindert werden, dass Nutzer durch ausbrechende Äste oder umbrechende Bäume zu Schaden kommen“, fasst Belter zusammen.

Auch bei der Bürgerversammlung in Ranies vergangene Woche wurde das Thema angesprochen. Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) wies daraufhin, dass der Radweg gesperrt ist. Gleichzeitig ist der Stadt aber bekannt, dass so mancher Radfahrer den Weg trotzdem nutzt. „Das passiert auf eigene Gefahr“, betonte Knoblauch und empfahl, die ausgeschilderte Umleitung zu nutzen.

Doch wie geht es weiter? Dazu teilt Christiane Belter mit: „Aktuell wird der LHW alle betreffenden Bäume auf Grundstücken erfassen, für die er als Eigentümer verantwortlich ist. Erst wenn die Erfassung abgeschlossen ist, werden die Anzahl der Bäume und die Art von erforderlichen Sicherungsmaßnahmen feststehen, welche zur Wiederherstellung einer Verkehrssicherheit erforderlich sind.“ Diese Bestandsaufnahme soll bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Vorher könne man nicht mit Sicherheit sagen, um wie viele Bäume es sich konkret handelt. Bei der Stadt Schönebeck geht man von etwa 600 Bäumen aus, die sich in einem schlechtem Zustand befinden und gefällt oder verschnitten werden müssen, teilt Stadtsprecher Frank Nahrstedt mit.

Belter hebt indes hervor: „Es werden nur Bäume entfernt, die ein Sicherheitsrisiko für Nutzer des Deiches aber auch der Mitarbeiter des LHW selbst darstellen. In der Regel sind diese dann im Absterben begriffen und drohen auseinanderzubrechen. Es ist nicht vorgesehen, Bäume zu entfernen, nur weil sie am Deich stehen.“

Denn Reihenpflanzungen an einem Deich haben sogar einen bestimmten Nutzen. Oftmals würden sie nämlich als Schutzpflanzung dienen, indem sie die Deiche vor Treibgut und Eisgang schützen, so Christiane Belter.

Was die Ursache für den schlechten Zustand der Bäume angeht, so dürften vor allem die vergangenen trockenen Jahre ihre Mitschuld daran haben. Darüber hinaus sind viele Bäume mit einem Pilz befallen, der sie schwächt. Jens Dedow vom Landesforstbetrieb erklärt: „Oftmals sieht man das den Pflanzen auch nicht auf Anhieb an, weil der Pilz unter anderem die Wurzeln angreift und unterirdische Triebe schädigt.“

Dedow hat vollstes Verständnis für die Sperrung des Weges. Er betont, dass umstürzende Bäume eine große Gefahr sein können – und das nicht nur am Deich, sondern auch in ebenfalls geschwächten Wäldern.

In der Ranieser Bürgerversammlung wollte eine Bürgerin noch wissen, ob denn auch wieder Ausgleichspflanzungen in der Region vorgenommen werden. „Wenn da so viele Bäume gefällt werden, würde das ein fatales Bild darstellen“, sagte sie. Doch leider könne man ihr nicht versichern, dass in der Nähe wieder Bäume angepflanzt werden. „Das ist Sache des LHW“, erklärte Kno-blauch. Die Stadt könne nicht bestimmten, wo und ob neue Bäume wachsen sollen.

Wie lange der Weg auf dem Elbdeich noch gesperrt sein wird, ist indes noch nicht mit Gewissheit zu sagen. Der Oberbürgermeister äußerte die Hoffnung, dass alle Maßnahmen im Frühjahr nächsten Jahres, wenn die Räder wieder hervorgeholt werden, abgeschlossen sind. In Ranies dürfte man das wohl ähnlich sehen.