Barbyer Bahnhof soll am 1. Juli in Berlin versteigert werden / Mindestgebot beträgt 1000 Euro Bahnhof ist für ein kleines Geld zu haben
Am 1. Juli wird der Barbyer Bahnhof in einem Berliner Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Das Mindestgebot beträgt 1000 Euro.
Barby. Im Auftrag der Deutschen Bahn AG beziehungsweise des Bundeseisenbahnvermögens werden erneut etliche Bahnhofgebäude versteigert.
Darunter befinden sich auch einige an der "Kanonenbahn", an der auch Barby und Güsten liegen. Das "Auktionshaus Karhausen" Berlin bietet zum Versteigerungstermin 1. Juli bundesweit 52 Bahnhöfe an. Das Anfangsgebot beträgt in allen Fällen 1000 Euro. So auch für die Barbyer Immobilie.
Baujahrfrage lässt sich rasch beanworten
Geboten werden kann persönlich, aber auch telefonisch.
Die Auktionsunterlagen beschreiben die jeweiligen Objekte mit Worten, zeigen sie als Fotos. Wobei das Papier im Falle Barby offen lässt, wann das gelbe Klinkergebäude gebaut wurde. "Bj. unbekannt" heißt es.
Ein Blick ins Internet, wo beispielsweise die Seite des Barbyer Verkehrsingenieurs Jürgen Krebs die "Kanonenbahn" ausführlich beschreibt, oder eine Anfrage bei der Stadtverwaltung hätten diese Frage rasch beantwortet. Im Mai 1879 wurden Elbbrücke, Strecke und Bahnhof eingeweiht.
Bahnstrecke ist nicht stillgelegt
Nicht korrekt ist der Auktionshinweis "Stillgelegte Bahnstrecke". Zwar fahren keine Personenzüge mehr, aber die Firma Cargill nutzt Gleise, Stellwerk und Strecke bis zum "Abzweig Seehof" für Güterzugfahrten.
Das schön aussehende Empfangsgebäude, durch dessen Pforte schon Kaiser Wilhelm II schritt, ist in stark renovierungsbedürftigem Zustand. Es teilt das Schicksal von Gebäuden, die nicht genutzt werden. 2009 brach ein gemauertes Gesimsstück an der Fassadenfront ab. Eindringendes und gefrierendes Wasser trieb über die Jahre das Mauerwerk im oberen Gesimsbereich auseinander. An der Schadenstelle verraten grünende Pflanzen permanente Feuchtigkeit in der Wand. Einige Meter davon entfernt setzte eine Birke mit ihren sich ausbreitenden Wurzeln in großer Höhe der Klinkerfassade kräftig zu.
Nach öffentlicher Kritik ließ die Deutsche Bahn AG daraufhin den bald vier Meter großen Baum absägen. Der Bautrupp arbeitete diesen Auftrag allerdings stoisch ab, ohne sich um einen ähnlich großen Baum an der Gebäude-Ostseite zu kümmern, der bis heute munter weiter wächst.
Bürgermeister Jens Strube, der lange Zeit Mitarbeiter der Deutschen Bahn war, würde sich freuen, wenn der Bahnhof "in gute Hände" kommt. "Der Reparaturstau ist allerdings ziemlich groß. Wer da seriös was machen möchte, muss Geld über haben", sagt Strube. Der Ortschef befürchtet aber, dass es unter den potenziellen Käufern "viele gibt, die Objekte aus Abschreibungsgründen erwerben, ohne sie nutzen und sanieren zu wollen".
Empfangsgebäude unter Denkmalschutz
Jens Strube hat auch eine emotionale Beziehung zu dem Bahnhofsgebäude. Hier wurde er vor fast 60 Jahren geboren und wohnte mit seinen Eltern bis 1970 darin. Sein Vater war dort jahrelang Stationsvorsteher.
Der Barbyer Bahnhof steht unter Denkmalschutz. Das Landesamt für Denkmalspflege beschreibt ihn als "qualitätsvollen Ziegelbau mit hoher städtebaulicher Wirkung".
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Bahn von Teilen ihres Besitzes trennen möchte. So bot die DB-Netz-AG 2004 die Strecke der Kanonenbahn im Internet zum Verkauf an. Darunter war auch die Barbyer Elbbrücke. Infolge der hohen Investitionskosten fand sich jedoch kein Käufer.
Verkehrsingenieur Jürgen Krebs will zur anstehenden 1050-Jahrfeier einen Vortrag zum Thema Kanonenbahn halten.
"Ich werde mich auch zu den Gebäuden äußern und ein paar Vergleiche ziehen. Da sehen ja die baugleichen Gebäude an der ehemaligen Ostbahn in Polen und Rußland besser aus, als die heutigen an der Kanonenbahn", stellt er lakonisch fest.