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Zu seiner Zeit bekannter Komponist und Orgelrevisor wurde in Barby geboren Barbyer findet Rudolf Palmes Grabstein zufällig auf dem Magdeburger Südfriedhof

Von Thomas Linßner 20.10.2011, 06:23

Der interessierte Barbyer Heimatfreund Matthias Hilbig fand auf Magdeburgs Südfriedhof durch Zufall das Grab von Professor Rudolph Palme. Der zu seiner Zeit bekannte Organist und Komponist wurde 1834 in Barby geboren, geriet aber bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit.

Barby/Magdeburg. l Die neue Barbyer Chronik erinnert an ihn, das "Magdeburger Biographische Lexikon" auch, welches alle wichtigen Persönlichkeiten der Region auflistet. Als Karl Höse seine Barbyer Chronik 1913 in großer Auflage veröffentlichte, war ihm Professor Palme keine Erwähnung wert.

So schnell verging sein Ruhm der Zeit. Vielleicht auch deswegen, weil man die Ansichten des 1909 verstorbenen Orgelrevisors plötzlich kritisch sah.

Neuerdings wieder aktuell

Vor elf Jahren war es der ehemalige Calbenser Kantor Joachim Steinbach, der den nahezu vergessenen Komponisten und Kirchenmusiker aus dem 19. Jahrhundert ins Licht der Öffentlichkeit zurück holte. Wie Steinbach damals feststellte, tauchten dessen Werke plötzlich in neuen Notenbüchern auf. Seitdem sind sie immer mal wieder zu hören.

Rudolph Palme wurde 1834 als Sohn des Kantors Karl Gottlob Palme und dessen Ehefrau Erdmute in Barby geboren.

Das Barbyer Kirchenbuch weist nach, dass er in der Johanniskirche getauft wurde. Ebenda steht eine wohlklingende Rühlmannorgel, die von ihm in seiner Eigenschaft als Revisor sicherlich begutachtet und gespielt wurde. Heute hat sie einigen Sanierungsbedarf.

Seinen schulischen Weg begann Rudolph Palme im königlich-preußischen Lehrerseminar Magdeburg, das 1855 in seine Heimatstadt Barby umzog, wo der Student sein letztes Schuljahr im Schloss verbrachte. Es wird ihn gefreut haben, der Heimat wieder so nah gewesen zu sein.

Doch dann kehrte er seiner Vaterstadt erneut den Rücken, um Lehrer in Magdeburg zu werden. Dort lernte er den Domorganisten August Gottfried Ritter kennen, erhielt bei ihm Unterricht, und traf auf den 13 Jahre älteren Musikdirektor Gustav Rebling, der ebenfalls aus Barby stammte. Dieser lehrte ihn Chormusik. Im Gegensatz zu Palme wird Rebling als bedeutender Zeitgenosse in der Chronik von 1913 erwähnt.

Verwaltung mit Gespür

1862 wurde Palme Organist an der Magdeburger Heilig-Geist-Kirche, 1880 "in Anerkennung seiner öffentlichen künstlerischen Wirksamkeit und seiner vorzüglichen Kompositionen", wie es das "Musikalische Wochenblatt" schrieb, Königlicher Musikdirektor und 1883 als Nachfolger Ritters Königlicher Orgelbaurevisor.

Der Barbyer Professor komponierte und gab jede Menge Chorbücher heraus. Am Ende seines Schaffens waren es 31 Stück. Etwa zehn Prozent der Kompositionen stammten aus eigener Feder. Seine dreibändige Orgelschule wurde mehrfach neu aufgelegt, so sehr war sie gefragt. Am 8. Januar 1909, kurz vor seiner beabsichtigten Pensionierung, starb er.

Matthias Hilbig fand den Grabstein durch Zufall auf dem Magdeburger Südfriedhof. Die dortige Friedhofsverwaltung zeigte mit dem Erhalt historisches Gespür, war die Grabstelle doch seit Jahrzehnten abgelaufen.