1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Beate Besser nimmt Abschied mit einem bewegenden Konzert

Chor und Orchester setzen viel Ausdruckskraft in Mendelssohn und Brahms Beate Besser nimmt Abschied mit einem bewegenden Konzert

Von Kathleen Radunsky-Neumann 02.11.2012, 02:11

Mit einem großen Chor- und Orchesterkonzert verabschiedete sich Beate Besser von Schönebeck, vom Kirchenkreis Egeln und der Propstei Stendal-Magdeburg. Die 49-Jährige ist zur Landeskirchenmusikdirektorin der Kirche in Oldenburg berufen worden.

Schönebeck l Es dauert einen Moment, nachdem die Schlusstöne des Deutschen Requiems von Johannes Brahms verklungen sind. Beate Besser steht am Pult, vor ihr die Musiker der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie und die Sänger des Oratorienchores. Die Kirchenmusikdirektorin hält den Dirigierstab mit beiden Händen fest umschlossen, ihr Kopf ist gesenkt. In der Salzelmer Johannes-Kirche könnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Dann setzt der Applaus ein. Die Zuhörer erheben sich von den Plätzen. Beate Besser ist gerührt - zu Tränen gerührt. Der ergreifende Abschluss eines ergreifenden Konzertes.

Am Reformationstag hat die Musikerin groß angelegte Werke von Mendelssohn und Brahms dirigiert und sich damit verabschiedet. Traditionell gehört der Reformationsabend in Schönebeck in die Pfännerkirche. Im Themenjahr "Musik und Reformation" sei es folgerichtig, dass ein Konzert in der Pfännerkirche stattfinde, so Pfarrer Matthias Porzelle. Dass auch der reformatorische Gedanke von Veränderung und Erneuerung eine Rolle spielen würde, sei bei den Planungen nicht vorhersehbar gewesen. Denn Beate Besser verlässt die Region und wird Landeskirchenmusikdirektorin in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. "Wer Beate Besser einmal als Chorsänger oder im Publikum erlebt hat, weiß, wie mitreißend sie Musik macht, wie sehr sie andere für Musik begeistern kann", sagte der Geistliche.

Die Zuhörer konnten sich davon überzeugen. Zu Beginn spielte das Orchester Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 5, die "Reformations-Sinfonie". Ihr letzter Satz zitiert den Luther-Choral "Ein feste Burg ist unser Gott". Beate Besser wählte für die Aufführung in Schönebeck und einen Abend zuvor in Langenweddingen - das Programm wurde auch dort in St. Georg aufgeführt - gemäßigte Tempi. Der erste Satz wurde so zu einem strotzenden Gebilde, in dem die Bläsermotive wie eindringliche Signale zur Wachsamkeit tönten. Das alles kam der inneren Dramatik des Satzes bis zur Steigerung am Ende zugute. Den zweiten Satz dagegen hätte man sich etwas bewegter gewünscht. Doch die letzten beiden Sätze waren wunderschön ausgeglichen gestaltet. So fanden Flöte, Oboe und Fagott in den kanonähnlichen Einsätzen im Andante empfindsam-lyrische Töne. Wie am Anfang überzeugte im Schlusssatz die akzentuiert spielende Bläsergruppe als Klangpendant zu den warmen Streichern.

Höhepunkt des Abends waren vier Sätze aus dem Brahms-Requiem. Der Komponist hat seine Texte eigens aus Bibelversen zusammengestellt, verzichtet auf tönenden Höllenschrecken und Todespein. Brahms setzt auf Trost, auf unendliche Erfüllung irdischer Hoffnung. Beate Besser, Sopranistin Hedwig Geske und Bariton Michael Pommer, dem Chor und dem Orchester gelang eine Interpretation von höchster Ausdruckskraft und Spannung, fein ausnuanciert und innig ausmusiziert.

Wie es mit der Chorarbeit weitergeht, ist noch offen. Die Nachfolgesuche beginnt, der Chor diskutiert eine "Findungspause". Dass die Kultur in der Stadt und in der Region eine große Lücke mit Beate Bessers Weggang erfährt, ist sicherlich jedem Zuhörer des Abends schmerzlich bewusst geworden.