Küchenschließung Bei Ameos hat sich’s ausgekocht
Die Speisenversorgung bei Ameos in Schönebeck soll ab Juli 2021 aus Bernburg erfolgen. Den Mitarbeitern wurden neue Stellen angeboten.
Schönebeck/Bernburg l Sie fühle sich wie vor den Kopf gestoßen. So beschreibt eine Küchen-Mitarbeiterin des Ameos-Standorts Schönebeck das Gefühl das in ihr herrschte, als sie im November 2020 erfahren hat, dass die hiesige Klinikküche geschlossen werden soll. Geschwungen werden sollen die Kochlöffel bei Ameos in Schönebeck letztmalig am 30. Juni 2021.
Ameos-Sprecherin Kathrin Adam erklärt zu den Gründen auf Volksstimme-Anfrage: „Die Küche im Ameos-Klinikum Schönebeck entspricht nicht mehr den neuesten Standards für eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patientinnen mit individuell zubereiteten Speisen. Die Produktionstechnologie ist nicht mehr zeitgemäß.“
Die Versorgung der Patienten soll mit der Schließung in Schönebeck allerdings nicht eingestellt werden. „Um eine deutliche Qualitätsverbesserung zu erzielen, ist der Einsatz des modernen ‚Cook and Chill Verfahrens‘ eine wesentliche Voraussetzung. Die Küche im Ameos Klinikum Bernburg bietet genau diese Möglichkeiten, ist mit zeitgemäßer Technologie ausgestattet und entsprechend leistungsfähig“, erklärt die Sprecherin. Sprich: Ab Juli 2021 wird in Bernburg für die Schönebecker Patienten mitgekocht. Bei dem genannten Verfahren handelt es sich um ein solches, bei dem auf eine unmittelbare Ausgabe der Speisen verzichtet werden kann.
Betrieben wird die Bernburger Klinikküche durch die Mitarbeiter einer sogenannten tertiären Leistungseinheit, einer Tochterfirma von Ameos. „Bei dem ‚tertiären Dienstleister‘ handelt es sich um eine der zentralen Leistungseinheiten der Ameos-Gruppe, die in allen Ameos-Standorten, auch bereits im Ameos-Klinikum Schönebeck, tertiäre Leistungen erbringen“, erklärt Kathrin Adam. Zur Erklärung: Tertiäre Leistungen sind Dienstleistungen, die in beispielsweise eigenständigen Unternehmen, wie Ameos eines ist, erbracht werden.
Leisten sollen die Küchen-Mitarbeiter in Schönebeck ihre Unterschrift unter den neuen Arbeitsverträgen mit dem Dienstleister nach übereinstimmenden eigenen Angaben bis zum heutigen Mittwoch, 9. Dezember, würden dadurch teils aber in etwa so viel brutto verdienen, wie sie derzeit netto ausgezahlt bekommen. Dem wiederspricht Ameos.
Erfahren hatten die Mitarbeiter von der geplanten Schließung der Schönebecker Klinkküche vor nichtmal einem Monat. „Nachdem zuerst der Betriebsrat über die Planungen ordnungsgemäß informiert wurde, wurden zwölf Mitarbeitende der Küche am 12. November im Beisein des Betriebsrates über die geplanten Veränderungen ausführlich informiert“, sagt Kathrin Adam und berichtet: „Mit allen Mitarbeitenden wurden auch individuelle Gespräche geführt. Es wurde die Möglichkeit zur zukünftigen Tätigkeit in anderen Bereichen angeboten. Dabei handelt es sich um die Bereiche Stationsservice, Cafeteria, Logistik, Reinigung und Tätigkeiten in der Küche des Ameos Klinikum Bernburg.“ Das bestätigen übereinstimmend auch Küchenmitarbeiter, doch sei auf die Wünsche Einzelner teils nicht eingegangen worden.
Kathrin Adam erklärt weiter: „Die Mitarbeitenden haben Gelegenheit, die Angebote zu bewerten und Rückfragen zu stellen. Diese Termine stehen noch aus.“ Diese Aussage passt allerdings nicht zu der Information aus Reihen der Mitarbeiter, dass die Verträge bereits aufgesetzt und heute unterschrieben werden sollen.
Was ebenfalls nicht zu dem passt, was die Mitarbeiter der Schönebecker Küche über die teils deutlich geringeren Gehälter in den neuen Arbeitsverträgen angeht: „Niemand der Mitarbeitenden wird schlechter gestellt als heute, das ist unser Grundprinzip“, so Kathrin Adam auf Volksstimme-Anfrage zu genau diesem Thema.
Die zentralen Leistungseinheit „Tertiäre Leistungen“, in denen die Küchenleute jetzt angestellt werden soll, hat bei Ameos laut Firmenhomepage „die Aufgabe der Bereitstellung und Sicherung einer Vielzahl von nichtmedizinischen Leistungen in den Einrichtungen der Ameos Gruppe. Hier wird zentral in speziellen Serviceeinheiten das notwendige Know-how gebündelt“. Zu diesen nichtmedizinischen Leistungen zählen unter anderem der Betrieb von Großküchen, Fahrzeugpoolverwaltung, Reinigungsdienstleistungen und Empfangs- und Patientenservices.
Durch die tertiären Leistungen würden „sich die Mitarbeitenden in den Klinika, Pflege- und Eingliederungseinrichtungen voll und ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können: der Versorgung und Betreuung unsere Patienten, Bewohner und Gästen“ heißt es auf der Homepage.
Und was passiert mit Mitarbeitern, die die neuen Verträge nicht unterzeichnen? „Das müssen die Mitarbeitenden entscheiden. Wir bieten allen Mitarbeitenden Arbeitsplätze an, allerdings nicht mehr in der Küche des Ameos-Klinikum Schönebeck, da diese am 30. Juni 2021 geschlossen wird.“ Zu deutsch: Wer nicht unterschreibt, wird arbeitslos.