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Besondere Post Die Wünsche in der Flasche

Wenn Dirk Trappe aus Barby mit seinen Hunden an der Elbe spazieren geht, findet er viel Flaschenpost.

Von Thomas Linßner 30.08.2018, 17:47

Barby l Eigentlich sind Fine (8) und Oskar (9) schuld. Die beiden Australian Shepherd-Hunde brauchen nicht nur viel Zuwendung, sondern auch Auslauf. Dirk Trappe macht mit ihnen deshalb gerne einen Spaziergang zur Hafenspitze, die gegenüber der alten Maisan-Ruine liegt. Hier können die Hunde nach Herzenslust umher tollen.

Am Elbufer findet und fotografiert der Barbyer bizarres Schwemmholz, angeschwemmten Zivilisationsmüll oder die verschiedensten Flaschenformen.

Vor einem Jahr staunte der 46-Jährige nicht schlecht, als er in einer verschlossenen Saftflasche ein Papier schimmern sah. Schnell stand fest, dass es sich um eine Flaschenpost handelte. „Ich hatte vorher noch nie so etwas gefunden“, gesteht Dirk Trappe. Eine Patientin der Barbyer Reha-Klinik hatte sie zuvor in die Elbe geworfen. Die 65-Jährige beschrieb ihre Anschlussheilbehandlung und tat kund, einen Briefpartner zu suchen.

Zwei Monate später wurde Dirk Trappe erneut fündig. Wieder am Westufer der Elbe, wieder zwischen Elbbrücke und Hafenspitze. Die Flasche war am 24. September 2017 „abgeschickt“ und am 12. November gefunden worden. Dieses Mal waren es die Eltern des achtjährigen Lorenz, die anlässlich des Kindergeburtstages die Flaschenpost bei Rosslau aufgaben. Vermutlich handelte es sich um eine lustige Kinderrunde, die großen Spaß an dem „Abenteuer“ hatte. „Die Knirpse sind ja in diesem Alter noch mit einer großen Portion Begeisterungsfähigkeit ausgestattet, um an den Erfolg ihrer Mission zu glauben“, lächelt Trappe.

Und sie wurden nicht enttäuscht, denn sie bekamen – wie alle anderen Absender – Post aus Barby.

Berührend war jener Fund vom 25. Februar 2018. Ein Dessauer Brautpaar hatte sich die Arbeit gemacht und seine Flaschenpost sorgfältig versiegelt. Dirk Trappe bekam über das Sozialnetzwerk Facebook heraus, dass Christina im Rollstuhl saß, als sie ihren Patrick heiratete.

Doch damit nicht genug. Hund Oskar stöberte am 29. April 2018 schon wieder eine gefüllte Flasche auf. Sie war erst drei Tage zuvor in Ronney ins Wasser geworfen worden. Der Schreiber outete sich als 10-jähriger Grundschüler aus Zerbst, der mit seinen Klassenkameraden das Umweltzentrum besuchte. Simon D. gab seiner Buddel eine Bitte mit auf den Weg, als wäre der potenzielle Finder das Kreisschulamt: „Mein Wunsch ist, dass meine Klassenlehrerin Frau Fandrich bei uns bleibt.“

„Ich habe in Erdkunde bei Herrn Kräuter gelernt, dass der Fluss an einem Prallhang besonders viel Schwemmgut anspült“, lacht Trappe. Denn ein „kurvenäußeres Ufer“ findet man an dieser Stelle. Womit er (und Herr Kräuter) zweifellos recht haben. Am 7. Juli 2018 fanden Dirk, Fine und Oskar schon wieder eine Botschaft, die in einer Flasche steckte. Sie stammte von einem Vorschulkind.

Und last but not least: In der vergangenen Woche wurde eine Kunststoffflasche gefunden, die Nika B. aus „10407 Berlin“ liebevoll mit Smileys und Buntpapierschnipselchen gestaltet hatte. „Aus Berlin?“, werden sich erdkundige Leser jetzt wundern. Wie konnte diese Flaschenpost zwar die Havel flussabwärts, die Elbe dann aber flussaufwärts treiben? Dieses Phänomen ist schnell beantwortet. Weil Nika erst drei Jahre alt ist, überließ er den Text seinen Großeltern. Und die wohnen in Barby.

Fazit: Eigentlich könnte Energie-Ingenieur Dirk bei der Post anfangen. Bei der Flaschenpost.