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Kunst Der Student vom Operettensommer

Die Künstler vom Schönebecker Operettensommer. Heute: Richard Glöckner. Der Tenor spielt im "Boccaccio" den Leonetto.

Von Klaus-Peter Voigt 17.06.2019, 09:11

Schönebeck l Auf Bühnenerfahrung kann Richard Glöckner zweifellos verweisen. Beim 23. Schönebecker Operettensommer scheint der 24-Jährige zwar das Küken im Ensemble zu sein, doch das täuscht. In der Rolle des Leonetto, des Freundes von Boccaccio, bringt der Tenor seine ganze Liebe zur Musik ein. Da steht er seinen gestandenen Kollegen in Nichts nach. Für die Premiere der Operette „Boccaccio“ am 22. Juni zählt die Leistung, ist ihm bewusst.

„Schon als Schüler wollte ich Sänger werden“, berichtet der junge Mann, der aus dem erzgebirgischen Seiffen stammt. Am Sächsischen Landesgymnasium für Musik in Dresden begann er seine fachliche Ausbildung, nachdem am Olbernhauer Gymnasium bereits mehrere Stücke, darunter das Musical „Mozart“, von Glöckner inszeniert worden waren. Bereits 2014 brachte er einen ersten Bundespreis bei Jugend musiziert in der Kategorie Gesang mit nach Hause. Folgerichtig fiel die Entscheidung für ein Gesangsstudium. An keiner geringeren Uni wie dem Salzburger Mozarteum verwirklicht Glöckner seinen Traum. Mehr als 40 künstlerische und pädagogische Studienrichtungen aus den Bereichen Musik, Darstellende und Bildende Kunst stehen dort auf dem Ausbildungsplan, an die 1 700 junge Leute aus aller Welt wissen die Chancen für ihren künftigen Beruf am traditionsreichen Haus zu nutzen. „Eine tolle Stadt, eine tolle Universität“, bringt es der Tenor mit einem Satz auf den Punkt. Im vergangenen Jahr gelang ihm ein beachtlicher Erfolg. In New York gab es für ihn den Lys Symonette Award beim 20. Lotte-Lenya-Wettbewerbs der Kurt Weill Foundation for Music. Seine Interpretation des „Bilbao Song“ aus dem Musical „Happy End“ überzeugte die Jury.

Das sommerliche Engagement ist für ihn der erste große Schritt aus dem geschützten Raum der Bildungseinrichtung hinaus. Wenn er von „einer regelrechten Ehre“ spricht, auf dem Bierer Berg dabei zu sein, nimmt man es ihm ab. Die Aussage scheint kein Pathos zu sein. Als Glöckner davon hörte, dass die Leonetto-Partie zu besetzen sei, war die Bewerbung nur eine Sache von Stunden. „Und ich war regelrecht überrascht, dass beim Vorsingen im Tolberg-Saal Orchester-Chef und Regisseurin gemeinsam die Entscheidung fällten“, erinnert er sich. Nach der Zusage galt es noch, die Zustimmung der Uni für die fast ein Viertel Jahr dauernde Studienpause einzuholen. Trotz der Proben ging es aber noch einige Male nach Salzburg, um Lehrveranstaltungen zu besuchen.

Woher rührt die Begeisterung gerade für die Operette? Richard Glöckner überlegt keine Sekunde. Leider sei sie ein vernachlässigtes Genres, erzählt er ein Quäntchen leidenschaftlich. In einer Reihe von studentischen Projekten war diese Musikgattung bisher prägend. Im Gegensatz zur klassischen Oper gebe es mehr Freiräume für die Darsteller, die Lust am Spiel präge, es gebe Spaß an Interpretationen. „Da sehe ich viel Potenzial für die Zukunft. Doppeldeutigkeiten in einer Reihe von Operetten, das eröffnet Möglichkeiten für ein freches Herangehen, eigentlich genau das richtige für junge Leute“, lautet die Einschätzung des jungen Mannes, der bei solchen Sätzen eigentlich gar nicht wie ein Studenten klingt.