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Religionspädagogik Birgit Beyer von der evangelischen Gemeinde „Jakobikirche“ in Schönebeck blickt auf Projekt zur Religionspädagogik in Kita zurück

Hinter Birgit Beyer liegen drei spannende Jahre. Sie organisierte ein Projekt zur Religionspädagogik in Kindergärten. Dabei machte die evangelische Pädagogin unterschiedliche Erfahrungen.

Von Andre Schneider 10.06.2021, 17:06
Der Türöffner: Die Kirchenmaus Schnurzpiepe half Birgit Beyer mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.
Der Türöffner: Die Kirchenmaus Schnurzpiepe half Birgit Beyer mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Foto: Andre Schneider
Emily (links) und Maya Zesing spielen in dem Musical  heute Nachmittag die beiden Mäuse Leo und Zoe. Bei der Aufführung sollen die Kindergartenkinder, die im Publikum sitzen werden, sich mit eigenen Liedern beteiligen.
Emily (links) und Maya Zesing spielen in dem Musical heute Nachmittag die beiden Mäuse Leo und Zoe. Bei der Aufführung sollen die Kindergartenkinder, die im Publikum sitzen werden, sich mit eigenen Liedern beteiligen.
Foto: Andre Schneider

Schönebeck - „Eigentlich hatte ich gedacht, das wäre total einfach“, resümiert Birgit Beyer. Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Ein Projekt, um Kindern Inhalte des Miteinanders und des christlichen Glaubens näher zu bringen, kam nicht bei allen Kindertagesstätten gut an. Trotzdem zog Beyer vor der Abschlussveranstaltung am Freitag ein positives Fazit.

Birgit Beyer hat offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Auf der Straße erkennen mich die Kinder und sagen, dass ich die Frau aus der Kirche bin.“ Die Kinder werden auch Beyers treue Begleiterin erkennen: die Kirchenmaus Schnurzpiepe. Die Handpuppe war immer dabei und fungierte zwischen der Gemeindepädagogin und den Kindern als eine Art Türöffner.

Mehr als Religion

Dabei brachte die Religionspädagogin den Kindern nicht nur religiöse Themen näher. „Mein Ziel war es, den Kindern zu zeigen, dass Gott für mich eine Rolle spielt. Aber wir haben auch Themen wie Glück und Freundschaft behandelt.“ Und schließlich gehören Feiertage wie Nikolaus und Weihnachten in das Leben der Kinder. „Viele Kinder wussten gar nicht, was es mit Weihnachten auf sich hat“, zog Beyer als Fazit.

„Für Kinder ist es wichtig, dass sie wissen, dass es Menschen gibt, die eine andere Weltanschauung haben“, kommentierte Ines Grimm-Hübner. Sie ist Geschäftsführerin der Schönebecker Arbeiterwohlfahrt (Awo). Auch Kindertagesstätten der Awo nahmen an dem Projekt teil. „Sie müssen erfahren, dass es Menschen gibt, die an Gott glauben und welchen Stellenwert der Glaube im Leben anderer Menschen einnimmt. Durch die soziale Prägung in der DDR sind auch viele Inhalte der kirchlichen Feiertage unbekannt“, bestätigt Grimm-Hübner die Erlebnisse Birgit Beyers. Die Lücke habe die Vertreterin der evangelischen Kirche füllen können, so die Awo-Chefin. Ihr gefiel gut, dass Beyer „in einem großen Teil die Vermittlung von Sozialkompetenzen“ thematisierte.

Feste Rituale

Außerdem gehörten Musik und feste Rituale zu dem pädagogischem Konzept. Für die Kinder sei es auch nach Einschätzung Grimm-Hübners wichtig gewesen, dass Gesprächsrunden mit den gleichen Ritualen begonnen hätten. „Die waren aber in jedem Kindergarten unterschiedlich“, berichtet Beyer, die immer auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Gruppen eingegangen ist. Aber auf Schnurzpiepe, die kleine Orgelmaus, durften sich eben alle Kinder freuen. Sie lebt übrigens in der inszenierten Geschichte in der Kirchenorgel der Jakobikirche und bewertet auf ihre ganz eigene Art das Orgelspiel von Kantor Carsten Miseler.

Schnurzpiepe untermauerte den guten Draht, den Birgit Beyer offenbar zu den Kindern und Erziehern aufbauen konnte. „Sie kam bei allen sehr gut an“, bescheinigte Grimm-Hübner. „Insbesondere die Kinder haben sich immer auf die Runden mit Frau Beyer gefreut. Ihre liebevolle und ruhige, aber auch sehr kompetente Art, haben die Gesprächsrunde für Erzieher und Kinder immer zu etwas Besonderem gemacht“, lobte die Awo-Geschäftsführerin.

Diese Gesprächsrunden in sechs Schönebecker Kindertagesstätten haben vorerst ein Ende. Heute findet das große Abschlussprojekt statt. In der Jakobikirche führen Kita-Kinder und eine Band ein Musical unter dem Titel „Weißt du, was Glück ist?“ auf. Ab 16 Uhr führen die beiden Mäuse Leo und Zoe durch das Programm. Die Plätze sind allerdings begrenzt.

Kommentar von Andre Schneider

Religion gehört zweifelsohne zu unserer Kultur. Das wird schon beim Blick auf den Kalender deutlich. Nur drei der elf gesetzlichen Feiertage in Sachsen-Anhalt (Neujahr, Tag der Arbeit, Nationalfeiertag) haben keinen christlichen Bezug. Arbeitsfrei sind sie aber alle. Warum sollten sich Kinder (oder auch Erwachsene) sich also nicht mit der Frage auseinander setzen, was sie bedeuten? Dass der Glaube wichtige Funktionen der Sozialkompetenz vermittelt, scheint Birgit Beyer gut erklärt zu haben. Kein Kind wurde zum Beten animiert. Vielmehr aber wurde der Wissensstand des Nachwuchses erweitert. Das ist lobenswert, denn Religion gehört zu unserem Alltag.