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Blindensport Tischtennis zum Hören und Fühlen

Der blinde Schönebecker Frank Brehmer will sich für den Blindensport engagieren. Besonders am Herzen liegt ihm Tischball.

Von Dan Tebel 10.11.2017, 17:38

Schönebeck l Frank Brehmer ist fit und sportbegeistert. Und trotzdem kann er sich nur in wenigen Sportarten selbst betätigen – der Schönebecker ist blind. Und für Sehbehinderte gibt es keine so vielseitige Auswahl an Sportarten wie für Sehende. Neben Torball, der ältesten Sportart für Blinde, können sie hauptsächlich beim Kegeln, Schwimmen oder teilweise in der Leichtathletik aktiv werden. Für Frank Brehmer reicht das nicht. Er möchte Sehbehinderten die Chance geben, mehr Sport zu betreiben und auch für das Thema insgesamt sensibilisieren.

Da scheint es auch keineswegs überraschend, dass der begeisterte Sportler und vielbeschäftigte Mann sich nun ehrenamtlich für Blindensport in Sachsen-Anhalt stark macht. Seit einigen Wochen ist er der Leiter des Arbeitskreises Sportarbeit. Und kaum im Amt hat Frank Brehmer schon ein großes Projekt in Planung – Tischball.

Auch als Showdown bezeichnet feierte die Blindensportart vor mehr als zehn Jahren ihren internationalen Durchbruch. Auch in Deutschland werde es nun immer beliebter, so Brehmer. Spielgruppen gibt es in Sachsen-Anhalt bereits in Halle, Quedlinburg, Bitterfeld und Stendal. Aber diese seien noch nicht ausreichend strukturiert und eben deswegen noch schwebend, erklärt der Schönebecker. Derzeit trainiert er zwei bis vier Mal im Monat mit weiteren zehn Sportbegeisterten aus der Region in Stendal. Da liegt es gedanklich nahe, dass sich der Schönebecker auch für einen Standort in Magdeburg einsetzt. Insgesamt sind 30 bis 40 Spieler hierzulande regelmäßig in dieser Sportart aktiv und nicht nur Blinde, wie Brehmer weiß.

Denn Tischball ist in seinen Grundzügen vergleichbar mit herkömmlichem Tischtennis. Es wird in elf Sätzen entweder im direkten Kampf gegeneinander oder im Team gespielt. Der Aufbau und das Prinzip sind vergleichbar mit Air-Hockey-Spielgeräten, nur eben ohne etwas zu sehen. Die Spielplatte ist eine spezielle Einzelanfertigung aus Holz ohne Netz. Der Ball soll auf dem Boden der Platte ins Tor des Gegners buxiert werden. Die dazugehörigen Bälle sind etwas größer und schwerer als übliche Tischtennisbälle, da sie mit Kugeln befüllt und somit hörbar sind.

Die Spieler selbst sind mit speziellen Handschuhen und Brillen ausgestattet. Somit ist es egal, ob blind oder sehend – jeder kann sich im direkten Zweikampf an der Platte messen. Und gerade das macht den Sport für Frank Brehmer, der selbst seit Januar 2016 aktiv spielt, so interessant: „Es wird sich physisch gegenüber gestanden. Dieser direkte Vergleich ist selten im Blindensport, und das reizt mich sehr“, erzählt Brehmer. Zudem surren die Bälle mit bis zu 120 Stundenkilometern auf der Platte entlang. Da ist Reaktionsvermögen gefragt, so der neue Landesbeauftragte.

Problematisch sind allerdings die Kosten, denn allein die Platte schlägt mit 2000 Euro zu Buche. Trotzdem hat Frank Brehmer in einer Krankenkasse einen finanziellen Unterstützer gefunden. „Anfang nächsten Jahres soll es dann auch in Magdeburg soweit sein“, erklärt Brehmer. Eine konkrete Spielstätte für eine neue Showdown-Gruppe gibt es aber noch nicht. „Zudem fehlen uns generell sehende Übungsleiter“, sagt Brehmer. Wer Interesse an diesem Sport hat, vielleicht selbst probieren oder sich als Übungsleiter aufstellen möchte, kann sich per E-Mail an f.brehmer@bsvsa.org melden.

Live zu sehen gibt es am Sonnabend, 11 November, in Halle einen Landesausscheid. Unter zehn Spielern werden die sechs Besten ermittelt. Diese ziehen dann in den Vorausscheid für die Deutsche Meisterschaft in Berlin ein. Frank Brehmer ist in Halle natürlich auch dabei.