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Heimatgeschichte Bördeland: Wenn ein Fahrradrennen für Frieden sorgt

Die Geschichte eines Radrennens, der sogenannten Friedensfahrt, wird in einer mehrteiligen Serie erzählt. Im ersten Teil geht es um die Entstehung des Rennens.

Von Jürgen A. Schulz 25.01.2024, 12:00
1948 beginnt die erste Friedensfahrt in Warschau.
1948 beginnt die erste Friedensfahrt in Warschau. Foto: Radsportmuseum

Kleinmühlingen/VS. - Nicht irgendwo im Nirgendwo, sondern in Kleinmühlingen in der Gemeinde Bördeland, steht das Radsportmuseum „Course de la Paix.“ Es ist das einzige Museum auf der Welt, was die Geschichte der Internationalen Friedensfahrt zum Inhalt hat und immer noch über das ehemalige schwerste Amateurradrennen Zeugnis ablegen kann. Seit seiner Gründung vor nun mehr 15 Jahren, haben weit über 30.000 Radsportbegeisterte das Museum besucht und sich über die Friedensfahrt informiert. Friedensfahrt? Was war das eigentlich für eine Radsportveranstaltung?

Was ist die Friedensfahrt?

In voll besetzten Stadien jubelten zigtausende Zuschauer, wenn der erste Fahrer das Stadiontor passierte und sogar noch Etappensieger an diesem Renntag geworden ist. Aber auch der letzte Fahrer wurde bei diesem Rennen immer noch mit donnerndem Beifall begrüßt, auch wenn er mit vielen Minuten hinter dem Sieger, erschöpft über die Ziellinie fuhr. All das, war die Friedensfahrt.

Es folgen nun Berichte, die über das traditionsreiche Geschehen in den Jahren von 1948 bis 2006, auf den Straßen Polens, der damaligen Tschechoslowakei beziehungsweise der heutigen Tschechischen Republik und Deutschlands erzählen werden.

Wie alles begann

Der 2. Weltkrieg (1939 bis 1945) war Vergangenheit. Städte und Dörfer lagen in Trümmern und es herrschte Chaos und Not. Kein Boxkampf und kein Motorradrennen, sondern eine Etappenfahrt für Radrennfahrer wurde im Jahre 1948 aus der Taufe gehoben. Es sollte einen Beitrag dazu leisten, dass Polen und Tschechen sich wieder einander näher kommen. Die Hauptstädte beider Länder durch ein Radrennen zu verbinden, war die Idee von Sportjournalisten. Sie waren Mitarbeiter der Warschauer Zeitung „Glos Ludu“ und der Prager Zeitung „Rude Pravo“. Zwar war die Idee für dieses Rennen gemeinsam entstanden, doch man konnte sich nicht so recht einigen, welche Hauptstadt Endziel sein sollte. Deshalb wurden zwei Rennen gleichzeitig organisiert. Ein Rennen von Warschau über Lodz, Wroclaw, weiter über die Grenze nach Liberec bis nach Prag. Das andere Rennen von Prag über Pardubice, Brno, rüber nach Polen und dann nach Katowice, Kielce und zum Schluss nach Warschau. Die Streckenlänge betrug für Warschau-Prag 872 und für Prag-Warschau 1.104 Kilometer.

Am Start in Warschau standen neun Mannschaften aus sechs Ländern und in Prag sieben Mannschaften aus fünf Ländern. Beide Rennen gingen als Etappenrennen über mehrere Tage. Damit war die spätere Friedensfahrt geschaffen. Zwei Rennen und damit auch zwei Sieger. Warschau- Prag Einzelsieger August Prosinek (Jugoslawien) und den Mannschaftssieg vergab man an Polen. Prag-Warschau gewann Alexander Zoric (Jugoslawien) und auch hier wurde eine polnische Mannschaft Sieger.

Das Rennen nimmt Fahrt auf

1949 begann die Fahrt in Prag und endete nach 1.259 Kilometern in Warschau. 18 Mannschaften aus neun Ländern fuhren diesmal das Rennen. Einzelsieger war Jan Vesely aus der Tschechei und Mannschaftssieger wurde die Mannschaft Frankreich II. Der Radsportstern für den Tschechen Vesely ging in diesem Jahr auf und er sollte dann während seiner aktiven Laufbahn bei der Friedensfahrt noch 14 Tagesetappen gewinnen und davon zehn Etappen im Gelben Trikot des Tagesbesten fahren.