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Bürgermeisterwahl Bürger fühlen den Kandidaten auf den Zahn

Die vier Bewerber für den Bürgermeister-Posten im Calbenser Rathaus haben sich am Donnerstag den Bürgern gestellt. Die hatten zahlreiche Fragen an die Kandidaten und verfolgten in der Hegersporthalle die Antworten.

Von Thomas Höfs Aktualisiert: 29.05.2021, 10:46
Sven Hause (v. l.), Sven Kaulbars, Klaus Kirchleitner und Maria Mittelstrass wollen Bürgermeister von Calbe in der kommenden Amtszeit werden. Stadtwahlleiterin Isabel Jaekel (M.) moderierte die öffentliche Wahlveranstaltung in der Hegersporthalle am Donnerstagabend.
Sven Hause (v. l.), Sven Kaulbars, Klaus Kirchleitner und Maria Mittelstrass wollen Bürgermeister von Calbe in der kommenden Amtszeit werden. Stadtwahlleiterin Isabel Jaekel (M.) moderierte die öffentliche Wahlveranstaltung in der Hegersporthalle am Donnerstagabend. Foto: Thomas Höfs

Calbe - Am Ende waren es knapp eine Stunde und 35 Minuten, in der die vier Bewerber um das Amt des Bürgermeisters in der Hegersporthalle Rede und Antwort stehen mussten. Alle Bürger, die an der Veranstaltung teilnehmen wollten, erhielten Einlass. Gezählt wurden die Haushalte, sagte Stadtwahlleiterin Isabel Jaekel. 129 Bürger aus 98 Haushalten, so die Auswertung gestern, verfolgten die öffentliche Kandidatenrunde. Sehr genau achtete die Stadtwahlleiterin darauf, dass die Bürger Fragen stellten und keine Erklärungen abgaben. Denn im Fokus stand, wofür die Kandidaten stehen und warum sie gewählt werden wollen. Nach einer Vorstellungsrunde, in der jeder seine Vorstellungen in wenigen Minuten darstellen konnte, kamen schon die Bürger an die Reihe. Horst Kober, ein ehemaliger Stadtrat, meldete sich zuerst. Seine Frage richtete er an Bürgermeister Sven Hause. Wissen wollte er, warum in der Stadt der Straßenzustand in vielen Bereichen noch so schlecht sei? Die angesprochene Bernburger Straße soll nach einem Stadtratsbeschluss im kommenden Jahr ausgebaut werden, antwortete Sven Hause. Er erinnerte zudem daran, dass in den vergangenen Jahren im Rahmen der Schadensbeseitigung des Hochwassers rund 27,5 Millionen Euro in der Stadt verbaut wurden. Er gehe davon aus, dass in den kommenden sieben Jahren ein ähnliche Investitionstätigkeit folgen werde.

Ein anderer Bürger wollte von den drei Bewerbern Sven Kaulbars, Klaus Kirchleitner und Maria Mittelstrass wissen, wie sie sich den Job im Rathaus vorstellen. „Mit großen Sprüchen kommen wir hier nicht weiter“, meint der Bürger. Sven Kaulbars erinnerte daran, dass ein Bürger aus der Mitte den Posten erfüllen solle. Eine berufliche Qualifikation sei nicht erforderlich nach den gesetzlichen Bestimmungen. Er wolle sich auf die Fachleute im Rathaus verlassen und die Rolle des Vermittlers einnehmen.

Investitionen in die Stadt holen

Klaus Kirchleitner verwies in seiner Antwort auf seine 40-jährige politische Erfahrung. Er wolle die politischen Kontakte pflegen und durch Beziehungen die Wirtschaft in Calbe ankurbeln, Investitionen in die Stadt holen und den Investitionsstau abbauen. Maria Mittelstrass will sich auf das Team im Rathaus verlassen und vor allem für die Bürger ein offenen Ohr haben.

Konkret wollte anschließend ein Bürger von Klaus Kirchleitner wissen, welche Unternehmen er konkret nach Calbe holen wolle? Konkret wurde er aber auf die Frage nicht. Er verwies darauf, Unternehmen aus dem süddeutschen Raum, Österreich und der Schweiz an die Saale zu holen. Viele Fragen und Probleme ließen sich lösen, wenn es mehr Arbeitsplätze in der Stadt gebe, sagte er auf mehrere Nachfragen von Bürgern. Kritik äußerte er an der schleppenden Sanierung der Infrastruktur. Er werde keine 30 Jahre benötigen, um die Straße zu Doppstadt zu sanieren, rief er den Bürgern zu.

Wie sich die Kandidaten eine Verbesserung der Sicherheit und Ordnung in der Stadt vorstellen, wollte ein anderer Bürger wissen. Während Sven Hause hier die Polizei als Ansprechpartner sieht und sich gern mehr Beamte wünscht, hatte Sven Kaulbars die Frage nicht richtig verstanden. Klaus Kirchleitner schwebt hier die Gründung einer Bürgerwehr vor, die auf den Straßen für mehr Ordnung und Sicherheit sorgen soll.

Mit der finanziellen Situation beschäftigen sich die Bürger ebenso und fragten die Kandidaten, wie sie den Haushalt in Zukunft schnell konsolidieren wollen? Maria Mittelstrass will Mittel sparsamer einsetzen und kündigte auch an, auf einen Teil ihrer Besoldung zu verzichten, um schneller wieder in die schwarzen Zahlen zu gelangen. Klaus Kirchleitner will hier vor allem bei den Einnahmen ansetzen. Er sieht eine Lösung in der Belebung der Innenstadt. Die Kommune brauche ein Einkaufszentrum, schätzte er ein. Anschließend holte er aber aus und warf dem Amtsinhaber vor, beim Neubau des Freibades einige Aspekte nicht berücksichtigt zu haben. Das Freibad habe kein 25-Meter-Becken und sei für Wettkämpfe nicht geeignet. Er zweifele zudem an, dass der Neubau die 4,2 Millionen Euro wert sei, sagte er.

Deutlicher Konter

Dem widersprach anschließend Sven Hause deutlich. So habe die Kommune für die Beseitigung der Hochwasserschäden nur das wieder hinbauen dürfen, was zuvor dort gestanden habe. Die Kommune habe um alles in dem Freibad hart ringen müssen, erwiderte er. „Sie können das aber nicht wissen. Sie wohnen nicht hier“, fügte er hinzu. Zur Haushaltskonsolidierung zeichnete der Bürgermeister die Entwicklung der vergangenen Jahre nach. Im Jahr 2017 habe die Stadt erstmals wieder nach 17 Jahren einen Überschuss erwirtschaftet. Der aktuelle Einbruch sei vor allem mit der Corona-Pandemie in Verbindung zu bringen. Die Stadt habe während der Pandemie 70 Prozent ihrer Gewerbesteuereinnahmen verloren. In anderen Kommunen sei die Einbuße deutlich kleiner gewesen. Er rechne aber damit, dass sich in den kommenden Jahren die Situation wieder entspanne. Sven Kaulbars sieht in der Frage der Haushaltskonsolidierung vor allem gute Konzepte gefragt. Konkrete Ideen nannte er nicht.

Auf die Frage, welche Angebote es für die Jugend in der Stadt künftig geben soll, meinte Sven Kaulbars, dass er auf dem Wartenberg einen Treffpunkt schaffen wolle. Einen Jugendklub und mehr Spielplätze versprach Maria Mittelstrass. Mehr Arbeitsplätze und Investitionen sieht Klaus Kirchleitner hier mittelfristig als Lösung. Sven Hause erinnerte daran, dass die Kommune fast alle Spielplätze der Stadt saniert hat. Wichtig bleibe der Breitensport mit einem hohen Organisationsgrad. Geplant sei zudem auf dem Gelände der ehemaligen Diesterwegschule, die die Kommune übernehmen will, ein Bürgerpark mit einer Skateranlage, kündigte er an.