Landwirtschaft Calbe: Agrargenossenschaft schätzt die beiden Ernten von Gerste und Raps ein
Noch vor dem Wochenende startete die Rapsernte rund um Calbe. Allerdings waren die Körner noch nicht überall ausreichend trocken.

Calbe - Für die Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Unternehmen gibt es in diesen Tagen viel zu tun.
Die Ernte hat begonnen und nach und nach müssen die Felder mit den Mähdrescher bearbeitet werden. Nachdem die Gerste eingebracht ist, wenden sich die Landwirte dem Raps zu. Auch in der Agrargenossenschaft Calbe lag der Fokus zum Ende der vergangenen Woche auf den kleinen schwarzen Körnern.
Andreas Kahl, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft in der Saalestadt, hatte seine beiden Mähdrescher schon im Einsatz. Gleich neben der Stadt hat das Unternehmen auf einem riesigen Feld Raps angebaut. Nachdem die riesige Erntemaschine einmal durch den Raps gefahren war, nahmen die Mitarbeiter Proben, um den Feuchtigkeitsgehalt zu bestimmen. „Der liegt noch etwas zu hoch“, schildert Andreas Kahl. Besonders auf den lehmhaltigen Böden dauere es mitunter etwas länger, um den geforderten Feuchtigkeitswert zu erreichen. Als ließ der Chef nur die trockenen Rapsstängel auf dem höher gelegenen Teil des Feldes ernten. Zu den Erträgen könne er noch nichts sagen, schildert Andreas Kahl weiter. Fest stehe aber, dass der Regen vor einigen Wochen den Raps nicht mehr erreicht hat. Das Wasser sei für die Bildung der Körner zu spät gekommen, weiß der erfahrene Landwirt.
„Bei der Gerstenernte, die bereits abgeschlossen ist, gibt es mittlere Erträge“, sagt er. Die Gerste habe die Feuchtigkeit im Boden gut genutzt und sei wohl besser mit den trockenen Bedingungen ausgekommen, schätzt er ein.
Bei den Preisen müssen sich die Landwirte allerdings auf geringere Erträge einstellen. Waren im vergangenen Jahr die Preise für die Getreidearten noch hoch, sind die Werte in den vergangenen Monaten weiter gesunken. Dabei haben die Unternehmen in die diesjährige Ernte viel Geld investiert. So stiegen für sie die Kosten für den Treibstoff ebenso wie für den Dünger. Gerade die Kosten für den Dünger explodierten in Folge des Ukraine-Krieges und der Verknappung von Erdgas. Denn aus dem Gas wird der Dünger produziert.
Ob sich die Kosten mit der Ernte wieder reinholen lassen, hängt dabei nicht nur von der Menge der geernteten Feldfrüchte, sondern auch von der Qualität ab. Für den Einsatz in Nahrungsmitteln verlangt die Industrie die beste Qualität. Die sind nicht auf allen Standorten erreichbar. Minderwertige Qualität landet dann schnell beim Tierfutter und erzielen keine hohen Preise. Auf die sind die Landwirte in diesem Jahr allerdings angewiesen, um ihre hohen Kosten zu decken.
Zunächst geht es in den kommenden Tagen und Wochen aber darum, die Ernte auch vom Acker zu bekommen. „Beim Weizen wird es in diesem Sommer wieder zu einem normalen Erntetermin kommen“, sagt Andreas Kahl. Er erwartet den Beginn um den 20. Juli herum, kündigt er an. Letztlich hänge dies aber vom Wetter ab.
Der Regen am Wochenende macht dem Weiten nichts mehr aus und beeinflusst auch die Korngröße nicht mehr. Dafür freuen sich die Landwirte bei anderen Kulturen über das Wasser vom Himmel. Der Raps kann jede Menge Regen in den kommenden Wochen gebrauchen. Die Pflanzen hatten ihre Blätter in den vergangenen Tagen sichtbar eingerollt, um die Verdunstung zu reduzieren. Kritisch wird es dann, wenn die Wurzeln im Boden keine Feuchtigkeit mehr finden. Regen von Zeit zu Zeit ist hier für die Maispflanzen sehr wichtig. Als Futterpflanze und für die Biogaserzeugung ist das Mais auf den Feldern wichtig. Die Ernteausfälle beim Mais in den zurückliegenden Jahren haben besonders die Tierhalter unter Druck gesetzt. Neben dem Mais setzen sie beim Tierfutter auch auf Heu. Hier sind die bislang zwei erfolgten Schnitte nicht so schlecht gewesen, heißt es von Landwirten aus der Region.
Die Niederschläge bestimmen auch in diesem Sommer, wie sich die Situation weiter entwickelt. Dabei sorgt die geografische Lage der Saalestadt nicht unbedingt für größere Regenmengen. „Wir liegen im Regenschatten des Harzes“, sagt Andreas Kahl. Das Mittelgebirge sorgt vor allem bei westlich ziehenden Tiefdruckgebieten dafür, dass der Regen auf der anderen Seite des Mittelgebirges abregnet und östlich kaum noch ein Tropfen fällt.
Etwas ausgleichend sorgen die Lehmböden dafür, dass sich die Feuchtigkeit länger im Boden hält und nicht wie auf Sandböden gleich versickert.