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Stadtgeschichte Calbe während der Reichsgründung 1871 - neue Ausstellung wird vorbereitet

Heimatverein arbeitet an einer Übersicht über die turbulenten Jahrzehnte vor der Reichsgründung. Eine Rolle spielte hier auch ein namhafter Calbenser.

Von Thomas Höfs 10.02.2024, 10:00
Eine Besucherin schaut sich hier eine Ausstellung an.
Eine Besucherin schaut sich hier eine Ausstellung an. Foto: Thomas Höfs

Calbe. - In der Calbenser Heimatstube soll es auch in diesem Jahr wieder viel Geschichte geben. Das sagte Vereinschef Uwe Klamm.

Die Mitglieder des Vereins bereiten seit Wochen bereits Veranstaltungen vor, die das ganze Jahr über für abwechselnde Themen in der Heimatstube sorgen sollen. „Unser Vereinsfreund Dieter Steinmetz beschäftigt sich schon eine ganze Weile mit der Zeit von 1815 bis 1871“, sagte Uwe Klamm.

Nach dem Ende der Vorherrschaft der Franzosen nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 erwacht in Deutschland der Nationalismus. Die kleinteilige Gliederung Deutschlands in Fürstentümer und Königreiche bedeutet zudem keine einheitliche Gesetzgebung und viele Zollschranken.

Die Calbenser kennen dies in der damaligen Zeit. An der Stadtgrenze nach Nienburg befindet sich ein Zollhaus zum nahen Anhalt. Waren müssen hier verzollt werden.

Für den Handel ist dies nicht einfach. Aber auch Produzenten müssen sich auf die vielen Zollgrenzen einstellen. Dabei wünschen sich nicht wenige Bürger ein einheitliches Reich nach dem Vorbild der Nachbarstaaten. Doch es sollte noch eine Weile dauern, bis sich ein neues Staatengebilde herausschälen konnte. Nach dem Ende der Befreiungskriege einigten sich die Fürsten und Könige auf die Bildung des Deutschen Bundes. Hierbei handelte es sich aber nicht um einen Staatenbund, sondern mehr um ein Regelwerk.

Bewegung kam in die Staatenbildung mit der Märzrevolution 1848. In Süddeutschland nahm sie ihren Anfang und breitete sich schnell aus. Die Revolution erzwang die Wahl einer verfassungsgebenden Nationalversammlung. Und hier kam der Calbenser Arzt Wilhelm Loewe ins Spiel. Er zog in die Nationalversammlung ein.

Das Andenken wird bis heute in der Stadt nicht nur in Form einer nach ihm benannten Straße bewahrt. Die Stadt vergibt sogar einen Preis mit seinem Namen.

Ihrer Zeit voraus waren viele der Mitglieder der Nationalversammlung. Ihre Ideen konnten sie gegen die Fürsten- und Königshäuser aber nicht umsetzen. Es dauerte weitere Jahrzehnte, bis sich die Idee von einem Reich durchsetzte und im Jahr 1871 schließlich umsetzen ließ.

Allerdings zeigten sich die Calbenser über die Reichsgründung so dankbar, dass sie ihrem geistigen Vater, dem Reichskanzler Otto von Bismarck nach seinem Tod einen der größten Türme im Land bauten. Noch heute dominiert der Bismarckturm auf dem Wartenberg die Landschaft und erinnert an ihn. Wann die Ausstellung in der Heimatstube startet, steht noch nicht fest. Dennoch dürfte der Blick zurück wieder eine spannende Unterhaltung darstellen.

In der Vergangenheit ist es den Heimatfreunden in Calbe immer wieder gelungen, die eigene Stadtgeschichte vor den großen Umwälzungen dazustellen und auch zu dokumentieren, was sie für die Einwohner der kleinen Saalestadt bedeuteten. Auch diesmal dürfen die Bürger wieder sehr gespannt sein, macht Uwe Klamm schon Lust auf die neue Ausstellung.

Dabei kann der Heimatverein auf jede Menge Material im eigenen Bestand zurückgreifen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Vereinsmitglieder mit vielen Themen beschäftigt und haben viel über die Geschichte der Stadt gelernt. Ziel des Vereins ist es dabei, nicht nur das Wissen wach zu halten, sondern es auch an die nächsten Generationen weiter zu geben. Vor allem die Schulen in der Stadt haben sie dabei ebenso im Blick, wenn es um die Heimatgeschichte in dieser Ausführlichkeit geht.