Historie „Compagnie Barby“ marschiert
Eine Gruppe der Barbyer Herzog-Heinrich-Schützen pflegt die historische Militärtradition auch über den Verein hinaus.
Barby/Theresienstadt l Für Andreas Brennecke ist das Hobby weit mehr als nur „historisches Camping“. Sein Hobbyraum ist voll gestopft mit Uniformen, Ausrüstungsteilen und Militärliteratur. Der Gleisbau-Polier macht deutlich, nichts mit Kriegsverherrlichung am Hut zu haben, wohl aber „geschichtlich sehr neugierig“ zu sein. So sei es eine regelrechte Sternstunde gewesen, als er bei seinen Forschungen der Barbyer Bürgerwehr auf die Spur kam. „Die wird als Mitglied der Garnison Königstein 1791 mit 121 Mann erwähnt“, zeigt Brennecke eine Buchkopie.
Als Korporal bringt er seinen Trupp nach altem Reglement auf Trab. Dazu hat sich der 50-Jährige extra ein zeitgenössisches Exerzierreglements besorgt. „Es würde ja nicht aussehen, wenn wir wie ein Hammelhaufen bei Veranstaltungen auftreten“, zieht der Barbyer die Augenbrauen zusammen. Ein bisschen „Zack“ müsse schon sein.
So war es auch in Tschechien, als das Infanterieregiment Nr. 5 Sachsen-Weißenfels und die dazugehörige „Compagnie Barby“ der Schützengilde an zwei historischen Gefechten in Theresienstadt und Lobositz mitwirkte.
„Es war ein grandioser Abschluss einer ereignisreichen Saison in Sachen geschichtlicher Nachforschungen und Aufbereitungen“, schwärmt Andreas Brennecke. Zum einen die „Erstürmung der Festung Glatz“ und zum anderen „die Schlacht bei Lobositz“, die sich am 1. Oktober dieses Jahres zum 260. Mal jährte.
Die Sachsen aus Barby waren mit über 20 Kameraden mehr als gut vertreten; Artillerie, Infanterie und Marketenderei nahmen an diesen historischen Veranstaltungen teil. Gekocht wurde wie üblich auf offenem Feuer, geschlafen wurde standesgemäß in den militärischen A-Zelten oder in den Kasematten der Festung. „Am Freitag frönten die Männer, wie damals, bei Wein, Weib und Gesang, wobei der ein oder andere schiefe Ton oder die ein oder andere Sorte Branntwein ihr übriges taten“, lacht der Barbyer.
Tags darauf fanden Kommandeursberatungen zu den Gefechten, Exerziertraining, Fachsimpelei in „Denglisch“ mit den Kameraden aus Polen und Tschechien statt, zwei Gefechte zum Thema „Belagerung der Festung Glatz“ und am Sonntag „die Schlacht bei Lobositz“.
„Die Schlacht bei Lobositz war das erste große Treffen des sogenannten Siebenjährigen Krieges 1756 bis 1763 auf einem mitteleuropäischen Schlachtfeld, die mitunter auch als erster weltweiter Konflikt bezeichnet wird. Das Ergebnis dieser Kriege brachte keinem der beteiligten Herrscher die erwünschte Ruhe: England und Frankreich rangen weiterhin um ihre Kolonien in Übersee, Russland fürchtete sich vor dem Expansionismus Preußens und Österreich gedachte, sich nicht mit dem Verlust Schlesiens und der Grafschaft Glatz abzufinden.
Ein Zeitzeuge berichtet: „Am schicksalhaften Morgen des Jahres 1756 blieb die österreichische Artillerie sich nichts schuldig und antwortete mehr als passabel. Das Donnern der Artillerie ging so gewaltig an, dass die Kanonenkugeln bis zu unserem Regiment durch schurrten. Wir rückten inzwischen immer vorwärts. Da fiel mir vollends aller Muth in die Hosen; in dem Bauch der Erde hätt´ ich mich verkriechen mögen und eine ähnliche Angst, ja Todesblässe, las man bald auf allen Gesichtern, selbst derer, die sonst noch so viel Herzhaftigkeit innehatten. Wie eine wildschäumende Flut wälzten sich 11 000 preußische Pferde durch das enge Tal zwischen dem Lobosch und dem Homolka-Berg. Die ganze gefürchtete preußische Reiterei. Die Verluste auf beiden Seiten betrugen annähernd 10 Prozent.“
Die Österreicher vermeldeten am Ende 2863 Gefallene, Verwundete und Vermisste. Die Preußen verloren etwas mehr: 3304 Mann. Auf preußischer Seite soll es viele Deserteure gegeben haben.
„Es war für die Barbyer und Weißenfelser mehr als nur ein Eintauchen in die Historie“, sagt Andreas Brennecke abschließend.