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Corona Hunderte Behelfsmundschutze in Handarbeit

Nachdem die Volksstimme über Susann Hidalgo Hernandez aus Schönebeck berichtet hatte, kann sich die Näherin vor Aufträgen kaum retten.

Von Bianca Oldekamp 07.04.2020, 01:01

Schönebeck l Susann Hidalgo Hernandez aus Schönebeck hat zur Zeit alle Hände voll zu tun. Bestellungen für knapp 500 Behelfsmundschutze aus Stoff sind mittlerweile bei der 30-jährigen Schönebeckerin eingegangen. Zum Materialkostenpreis näht sie die Masken, um Mund und Nase abzudecken – für die, die das Leben in der Corona-Krise am Laufen halten.

Schließlich musste sie ihren eigene kleinen Stoff- und Kurzwarenladen in Schönebeck aufgrund der Landesverordnung schließen, nimmt zwar noch Waren-Bestellungen entgegen und liefert sie in den Abendstunden aus, hat aber während der Kinderbetreuung die Zeit, sich dem Nähen von Mundbedeckungen zu widmen.

Allein in der ersten Woche nachdem sie ihren Laden vorübergehend schließen musste habe Susann Hidalgo Hernandez bereits über 100 Behelfsmundschutze genäht. Mehrere Hundert stehen noch aus. „Nach dem Artikel kamen sehr viele Anfragen, vor allem in den ersten Tagen. Es kommen aber immer noch Nachrichten und Mails. Rund 90 Prozent davon beziehen sich tatsächlich auf den Artikel“, berichtet die 30-jährige Schönebeckerin und ist froh, helfen zu können, mit dem, was sie sich einst selbst beigebracht hat: Nähen.

„Der größte Auftrag kam von einer Krankenkasse mit ganzen 200 Masken. Es waren aber auch Pflegedienste, Physiotherapeuten, eine Kindertageseinrichtung und Einzelhandelsgeschäfte dabei. Die Anfragen die mich am meisten berühren, sind aber Risikopatienten“, berichtet Susann Hidalgo Hernandez von den Menschen, die sich an sie gewandt haben, mit der Bitte um einen selbstgenähten Behelfsmundschutz.

Behelfsmundschutz, Behelfsmaske oder Mundbedeckung deshalb, weil selbstgefertigte Mundschutze kein Produkt im Sinne des Medizinproduktegesetzs darstellen. Ein „Mundschutz“ im medizinischen Sinne ist darauf ausgerichtet, die Verbreitung von Mikroorganismen durch Tröpfcheninfektion zu vermeiden.

Selbstgenähte Behelfsmundschutze sind zwar nicht zertifiziert, was diesen Zweck angeht, bieten aber diesen Schutz ebenfalls in Zeiten, in der medizinische Mundschutze Mangelware sind. Laut Rechtsanwälten sei es aber unproblematisch, wenn selbstgenähte Masken weitergegeben werden, da der Entgegennehmende weiß, dass es sich bei den genähten Behelfsmundschutzen nicht um ein zertifiziertes Medizinproukt handelt.

Rund eine halbe Stunde dauert es, bis so ein Behelfsmundschutz aus Stoff und Band entstanden ist. Eine halbe Stunde Arbeitszeit, die sich Susann Hidalgo Hernandez nicht bezahlen lässt. Denn die 30-Jährige möchte helfen, gibt die Masken zum Materialkostenpreis von fünf Euro ab. „Die meisten sind sehr dankbar und geben ein ‚Trinkgeld‘. Aber am meisten freue ich mich darüber, wie sehr meine Arbeit geschätzt wird“, erklärt sie.

„Ich arbeite im Moment täglich etwa acht bis zehn Stunden an den Masken. Meist bis zwei Uhr nachts“, berichtet sie über den neuen Alltag, der sich statt im Laden an der Friedrichstraße mittlerweile fast gänzlich in den heimischen vier Wänden zwischen Kinderbetreuung, Nähen und Warenlieferungen abspielt. Und die wohl meiste Zeit verbringt Susann Hidalgo Hernandez zur Zeit im Ankleidezimmer der Wohnung, in der sie mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt. Denn das Ankleidezimmer hat sie schon in der vergangenen Woche kurzerhand zum Nähzimmer umfunktioniert.

Entsprechend der vielen Bestellungen, die mittlerweile bei der 30-Jährigen eingegangen sind, gibt es eine Wartezeit, bis bestellte Behelfsmundschutze fertig werden. „Jede neue Anfrage beantworte ich mit einer Wartezeit von mindestens einer Woche“, sagt Susann Hernandez Hidalgo.

Weitere Bestellungen, ob Mundschutz (mit Wartezeit) oder Ware aus dem Laden, nimmt Susann Hidalgo Hernandez per WhatsApp an (03928) 763 92 93 entgegen oder über ihren Onlineshop.