Im ehemaligen Handelshaus Steinhausen/Volkhammer/Meyer werden alte Fotos gezeigt Der olle Fritze war immer\'n bisschen billiger
Am kommenden Wochenende ist Weihnachtsmarkt in Barby. Dann wird im Rahmen der "offenen Höfe" auch ein traditionsreiches Handelshaus am Markt 1 geöffnet sein, in dem historische Barbyer Fotos ausgestellt sind.
Barby l Friedrich Steinhausen sparte nicht mit Superlativen, wenn er um 1900 in der Zeitung inserierte: "Größtes Lager sämtlicher Kolonial-, Material-, Eisen-, Stahl- und Kurzwaren". Zudem tat er kund, "Vertreter der weltberühmten Brennabor-Fahrradmarke" zu sein. Dass die werte Kundschaft dort "billigste Preise" zahlte, war natürlich selbst redend.
Obwohl mit dieser Floskel alle warben.
Mit großem geschäftlichen Geschick, bei dem er zuweilen etwas rücksichtslos vorging, stahlblauen Augen, markantem Schnauzbart und einer Unterlippe, die da sagte: "Was wollt ihr Versager von mir!", brummte Steinhausens Laden.
Besonders den über 20 "Mitbewerbern" lehrte er so manches Mal das Fürchten. Kosteten bei Mutter Kahe im Fischertor die Heringe einen Groschen, bot sie Steinhausen für 8 Pfennig an. Ein gewaltiger Unterschied bei den Löhnen damals. "Da kann man machen was man will - der olle Fritze ist schon wieder billiger als wir!", hörte man so manchen Barbyer Handelsmann klagen. Für Erfolg sorgte auch, dass er regelmäßig in der "Barbyer Zeitung" und dem "Hauskalender" inserierte.
Wobei Friedrich Steinhausen ein apartes Sortiment führte: Rechts Fahrräder, Badewannen und Eisenwaren, links Lebensmittel. In Barby witzelte man deswegen: Wenn du nach dem Genuss von Steinhausen-Bier mit dem Steinhausen-Fahrrad stürzt, kannst du Steinhausen-Melkfett auf die Wunde tun.
Der Historiker Prof. Dieter Engelmann schreibt in seiner Chronik von 2008 treffend: "Eines der bedeutendsten Geschäfte war wohl das von Friedrich Steinhausen, fast ein kleines Warenhaus, ... am Markt 1"
Der Kaufmann war Nachkomme eines anderen Menschen, der in Barby Spuren hinterließ: Werner Steinhausen, gilt als erster evangelischer Pfarrer in Barby und führte hier im 16. Jahrhundert die Reformation ein. Über die ganze Welt verbreitete Nachfahren kommen auch heute noch bei Familientreffen zusammen.
Im Alter verkaufte Friedrich Steinhausen sein Geschäft an Heinrich Volkhammer, der jedoch mehr auf die Lebensmittelschiene setzte. Dessen Nachfolger war Heinrich Meyer, der ähnlich weiter machte. Er hatte eine eigene Obstplantage in der Nähe der Wüstung Cyprehne, die heute noch existiert. Die dort geernteten Äpfel wurden in den beständig feuchten, kühlen Gewölbekellern gelagert und das Jahr über verkauft. Der freundliche und stets ausgeglichene Händler bot seine Äpfel in Auslagen auf der Straße/Ecke Postgasse an. Was in den 60er Jahren besonders mutige Knaben der Schuljugend inspirierte, bei Verlassen des Ladens einen Apfel zu klauen. Meyer tolerierte das bis zu einer bestimmte Größe, wurde, wenn es ausartete, aber bei Schuldirektor Günter Vorreier vorstellig. Da in einer Kleinstadt wie Barby selten etwas unbemerkt bleibt, fanden sich natürlich Zeugen, die "wertvolle Hinweise zu den Tätern" gaben. Danach rauchte es im Schul-Karton.
In den 1980er Jahren firmierte der Laden unter "HO". Auch eine "Delikat"-Abteilung gab es, wo die Büchse Ananas 11 Mark kostete und es so manche "Bückware" gab. Nach der Wende wurde es zum VIVO-Markt, danach Postfiliale. Vor zwei Jahren kaufte der junge Malermeister André Rößner das Objekt und sanierte es. Er ist es auch, der besonders mit Hilfe seines Vaters Kurti Rößner am Wochenende zum "offenen Hof" einlädt. Der bekannte Barbyer Sammler Dieter Schlüter zeigt dort hunderte Barby-Fotos aus alter Zeit, wie er es zur 1050-Jahrfeier auf dem Hof der Marinekameradschaft tat.
Geöffnet ist am Sonnabend von 14 bis 20 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr.