1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Die kleinste Bibel der Welt unter dem Mikroskop ganz groß

Bibel-Mobil in Gnadau / Zinzendorf-Grundschüler im Projektunterricht Die kleinste Bibel der Welt unter dem Mikroskop ganz groß

Von Thomas Linßner 03.04.2012, 05:19

Der Bibel-Mobil-Bus hat in Gnadau Halt gemacht. Bürger sowie Schüler der Zinzendorfschule besserten darin ihr Allgemeinwissen auf. Dabei konnten sie auch die "kleinste Bibel der Welt" durch ein Mikroskop betrachten.

Gnadau l Blasphemie ...??? "War König David ein Hallodri?", fragte eine unübersehbare Busaufschrift auf dem Zinzendorfplatz. Der Träger dieser Frage ist ausgerechnet ein "Bibel-Mobil", das in den vergangenen Tagen in Gnadau Station machte. Interessierte besuchten es, wie auch die 74 Erst- bis Viertklässler der Zinzendorfschule.

Andreas Schmidt, der zusammen mit Deborah Detka und Stephan Naumann mit dem unübersehbaren Mobil durch die Lande tourt, freut diese Reaktion. "Schön. Die Leute gucken hin, werden neugierig."

Denn: König David gilt nicht nur als Verfasser zahlreicher Psalmen und alttestamentarischer Wegbereiter des Christentums. Zur Zeit eines Feldzugs gegen die Ammoniter soll er die Frau von einem seiner Offiziere geschwängert haben. "Auch lebte der König unter heutigen Vorstellungen ziemlich freizügig und hatte einen ererbten Harem", weiß Andreas Schmidt. Man müsse das aber alles im Kontext der Zeit sehen. David lebte um 1000 vor Christus.

Die Kinder der Zinzendorfschule waren allerdings von ganz anderen Dingen angetan. So konnten sie mittels eines Mikroskops die "kleinste Bibel der Welt" lesen, deren drei Millionen Buchstaben auf eine Gesamtfläche von acht Quadratzentimetern passen. Oder erfahren, dass es Bibeln in Türkisch, Mongolisch, Vietnamesisch und sogar Hindi gibt. Eben in Landessprachen, wo das Christentum alles andere als Staatsreligion ist.

In kindgerechter Weise erklärte Andreas Schmidt die Vorgeschichte vom Buch der Bücher. "Was ist das für eine komische Schrift, die von rechts nach links geschrieben und gelesen wird?", wollte er wissen und hielt dabei das Reprint einer Ur-Bibel hoch. Über Umwege wie "Römisch" oder "Chinesisch" landeten die Erstklässer bei der richtigen Antwort: Hebräisch.

Die Grundschüler nutzten das rollende Klassenzimmer für ihren Projektunterricht, der sich der Bibel widmete.

"War König David ein Hallodri? Schön. Die Leute gucken hin, werden neugierig."

Andreas Schmidt und sein Team touren mit dem Bus durch die Republik und erleben dabei die unterschiedlichsten Reaktionen. "Die Kinder in Gnadau haben natürlich ein viel größeres Wissen, als würden wir beispielsweise in Neukölln stehen", stellte er fest. Denn in den Berliner Migrationsbezirken gerät der Allgemeinbildungsauftrag beinahe zur Missionstätigkeit.

"Die Türken wollen es kaum glauben, dass es die Bibel auch in ihrer Sprache gibt", verrät Schmidt. Auch die in Deutschland lebenden Vietnamesen zeigten sich sehr reserviert, wenn sie das Buch in ihrer Muttersprache zu lesen bekämen. "Dort ist es aber nicht in erster Linie eine Glaubenssache, sondern die Entkirchlichung durch den Kommunismus", meint Schmidt.

Fest steht: Das Wissen um die Religion ist Allgemeinwissen. "Ob dieses Angebot angenommen wird, hängt natürlich immer von Lehrern und Schulleitern ab, die einen Termin mit uns machen", sagt Andreas Schmidt. Schließlich passten Bibel-Inhalte in Fächer wie Deutsch, Geschichte, Ethik und natürlich Religion.

Rein äußerlich ist das Bibel-Mobil ein umgebauter Neoplan-Skyliner Doppelstock-Reisebus. Beim genaueren Hinsehen aber entpuppt es sich als Bibel-Ausstellung, Klassenzimmer, Buchladen oder Informationszentrum.

Das mobile Bildungszentrum befindet sich in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.