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Einkaufszentrum Schillerstraße: Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz erklärt Konzeption zur Innenstadtentwicklung / Leser diskutieren Die neue City soll zwei Pole haben mit der Salzer Straße als Achse

Von Daniel Wrüske 10.08.2013, 03:12

Schönebeck l "Noch ein Einkaufzentrum!", "Leerstand an anderen Stellen zugunsten der Schillerstraße", "Kein ansprechendes Sortiment" - die Lesermeinungen haben alle eine Tendenz. Geht es um das Volksstimme-"Thema der Woche" sehen viele Schönebecker im Entstehen des Einkaufsmarktes zwischen Friedrich- und Schillerstraße wenig Nutzen für die Entwicklung der Altstadt. Alle sind sich einig: Der Abriss des maroden Gummiwerkes und die Aufwertung des Areals dienen der Stadt. Doch an zentraler Stelle hätten sich viele Leser etwas mehr gewünscht.

Die Stadtverwaltung hat das "Thema der Woche" verfolgt. Hans-Peter Wannewitz, der Leiter des Amtes für Presse und Öffentlichkeitsarbeit im Schönebecker Rathaus, bezieht zu vielen Fragen ausführlich Stellung. In seinen Antworten zeigt sich auch, welche Konzeption der Stadt hinter der Ansiedlung auf dem ehemaligen Gummiwerksgelände steckt. "Mit der Schillerstraße werden doch die Lebensbedingungen für die Menschen des eigentlichen Stadtzentrums - jenseits des Bahnbrückentals und Mitte -, wo die meisten Menschen Schönebecks leben, ebenso gestärkt wie für die Altstadt", sagt er. Zwei Pole sollen die Innenstadt zukünftig prägen, dazu die Salzer Straße. Hans-Peter Wannewitz: "Unsere künftige City kann man sich wie eine Hantel vorstellen mit den Schwerpunkten Schillerstraße und Markt mit Elbnähe und dem verbindenden Steg der Salzer Straße/des Salztores/der Söker Straße." Aus diesem Grund werte die Verwaltung Schritt für Schritt auch die verkehrliche Infrastruktur auf, Stichwort Söker Straße und Bahnbrückental.

Nicht ungehört, so der Presseamtsleiter, bleibe zudem die Sorge der Menschen, dass an anderen Stellen der Leerstand ein unschönes Stadtbild abgebe. Zum Beispiel der Markt an der Söker Straße, der keinesfalls "links liegen gelassen werden solle". "Vielleicht können sich die einzelnen Bereiche einmal gegenseitig befruchten, wie das anderswo auch gelingt. In Schönebeck ist alles allerdings ein klein weniger schwieriger, wir haben Magdeburg nebenan, und unsere historisch gewachsene Stadtstruktur ist eine große Herausforderung für alle Partner." Mit dem Einkaufsbereich an der Barbyer Straße verhalte es sich ähnlich, hier müsse sich die Stadt auf sich verändernde Eigentumsverhältnisse einstellen. Dass der dortige Weggang von Aldi zur Schillerstraße einen gewissen Verlust auch für die Felgeleber darstellt, hätte nicht verhindert werden können, "aber weitere Wege zu Märkten sind für viele Stadtgebiete ein übliches Zeichen der Zeit", sagt Hans-Peter Wannewitz. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat könnten der heterogenen Entwicklung nur bedingt entgegenwirken. Dies bleibe ein ständiges Thema. Natürlich müssten die privaten Investoren und Handelsunternehmen entscheiden, aber die Stadt vermittelt, berät, motiviert, nimmt an die Hand und treibt nach Kräften voran. "Wir sehen unsere Aufgabe darin, den ständigen Veränderungsprozess und die turbulenten Gesetze der Marktwirtschaft mit unserer Stadtentwicklung - hier dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept - im Interesse der Bürger zu harmonisieren. Dies ist manchmal ein steiniger Weg, step by step", sagt der Presseamtsleiter.

Edeltraut Scholz aus Schönebeck: "Ich halte dieses Einkaufszentrum so überflüssig wie das fünfte Rad am Wagen. In der Altstadt ist alles zu. Hier leben viele ältere Menschen. Die müssen jetzt weitere Wege in Kauf nehmen, wenn auch noch der Markt aus der Barbyer Straße umzieht. Was sind das für Leute, die das genehmigt haben? Die sollten zur Verantwortung gezogen werden!"

Heinz Mittrenga aus Schönebeck: "Ich bin der Meinung, dass das neue Einkaufszentrum die Innenstadt nicht beleben wird. Ich bin da sehr skeptisch. Schönebeck ist für mich eine Stadt, in der nicht mehr viel passiert: Junge Leute ziehen weg, Industrie entwickelt sich nicht, überall wird gespart. Wie andere Leser denke ich auch, dass eh\' alle nach Magdeburg zum Einkaufen fahren."

Siegfried Albrecht aus Schönebeck: "Man kann nicht sagen, dass alles vor dem Bahnbrückental nicht zur Innenstadt gehört. Der Bahnhof gehört ja auch dazu. Schönebeck hat einen Mangel an Textilgeschäften, vor allem für Ältere und in größeren Größen."

Inge Schüssler aus Schönebeck: "Was die da machen wollen, enttäuscht mich. Schönebeck ist wie ein großes Dorf. Ich hätte mir gewünscht, dass Geschäfte für Alt und Jung kommen, die etwas Besonderes sind. Textilgeschäfte oder eine schöne Eisdiele. So wie das Zentrum jetzt geplant ist, nützt es mir nichts. Wir brauchen hier eine Einkaufsmöglichkeit, die die Leute akzeptieren, damit sie nicht immer nach Magdeburg fahren. Aber Schönebeck wird immer mehr zur toten Stadt: Wenn man durch die Straßen geht, bemerkt man das. Ich wünschte mir, die Stadt könnte jungen Menschen mehr bieten, damit wieder mehr Leben hier einzieht."

Maria Braun aus Schönebeck: "Ich hätte mir eine Passage gewünscht wie zum Beispiel die Rathauspassage in Halberstadt. Da gibt es hochwertigere Geschäfte, nicht nur Ramschläden. Zudem finden sich in der Passage der Harzstadt ein Markt und ein Obstmarkt. Man kann als Kunde gezielt hingehen, um etwas zu kaufen, und findet nicht nur das, was es sowieso überall gibt. Wenn wie in Schönebeck etwas Neues gebaut wird, warum zieht man dann nicht auch neue Geschäfte in die Stadt? Konkurrenz belebt doch sprichwörtlich das Geschäft. Warum hört man hier in Schönebeck nicht auch mal auf die Leute? Sicherlich gibt es viele, die auch Läden brauchen, in denen man günstiger einkaufen kann. Aber das sind nicht alle Schönebecker. Ich sehe eine Chance vertan, Kaufkraft und Geld in der Stadt zu binden. Und ich werde wohl weiter nach Magdeburg oder Halberstadt fahren müssen, wenn ich etwas Spezielles suche."

Margareta Knaust aus Schönebeck: "Es ist bekannt, dass Schönebeck viele ältere Bürger hat, das etliche mit Rollator unterwegs sind, ist es für sie nicht so einfach, die stark befahrene Straße sicher zu überqueren. Hat man beim Bau des Einkaufszentrums nicht an die Bewohner der Randelbreite, aus Felgeleben und Sachsenland gedacht. Nachdem man in der Barbyer Straße schon einmal einen Markt weggenommen hat, sollen nun noch zwei Märkte schließen. Meine Hoffnung besteht darin, dass der Supermarkt an der Calbeschen Straße noch recht lange erhalten bleibt."