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Ehrenamt Wie Rettungshunde die Hitze ertragen

Heiße Temperaturen und Corona-Beschränkungen machen den Suchhunden des Schönebecker DRK zu schaffen.

Von Jan Iven 22.07.2020, 01:01

Schönebeck l Als Hund führt man offensichtlich ein ziemliches Hundeleben, besonders bei großer Hitze. „Die Tiere können ja nicht schwitzen, sondern sich nur beim Hecheln abkühlen“, sagt Fabienne Bögel, Leiterin der Rettungshunde-Staffel beim Schönebecker Deutschen Roten Kreuz (DRK). Die Tiere werden von den Helfern ausgebildet, um mit ihrer feinen Nase nach vermissten oder verletzten Personen zu suchen.

Tatsächlich kann die Hitze beim wöchentlichen Training der rund ein Dutzend vierbeinigen Helfer und ihren Besitzern ein ziemliches Problem werden. „Die Hunde wollen unbedingt trainieren und spielen, merken dabei aber gar nicht, wie anstrengend das für sie ist. Wir müssen sie dann regelrecht stoppen“, sagte Fabienne Bögel.

Für die Rettungshunde ergeben sich daher nun einige Änderungen. Spuren suchen wird auch am Wochenende derzeit nur noch am späten Nachmittag trainiert, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist. Dabei gehen die Helfer häufig in die Natur rund um Schönebeck, aber auch auf das Trainingsgelände des Hundesportvereins in Welsleben. Zur Not muss das Training auch mal ausfallen, sei es wegen großer Hitze oder wegen Unwetter. Für die Hunde werden auf jeden Fall Wasserduschen zum Abkühlen mit ins Trainingsgelände genommen, improvisierte Wasserbehälter, mit denen die Tiere abgespritzt werden können. „Manchen Hunden gefällt das, anderen nicht so sehr“, sagt Fabienne Bögel und lacht. Zudem gibt es auch spezielle Kühldecken, mit denen die Temperatur der Hunde gesenkt werden kann. Und natürlich dürfen die Tiere bei der Hitze auch nicht im Auto bleiben, wenn die Klimaanlage nicht an ist.

Die heißen Temperaturen sorgen allerdings noch für ein ganz anderes Problem, dass das Training praktisch unmöglich macht oder zumindest erschwert. „Wenn es zu heiß ist, steigt der Geruch der Spur auf und wird schnell schwächer“, sagt Fabienne Bögel. Die Suchhunde können bei der Hitze also gar nicht mehr so gut „arbeiten“, wie es bei den Helfern heißt. „Ich würde es meinem Hund aber auch nicht zumuten, bei großer Mittagshitze in den Einsatz zu gehen“, sagt Fabienne Bögel.

Ihr Hund ist ein Beagle, ein typischer Jagdhund, namens Piko, der mit viel Geduld und treuem Hundeblick brav in seinem Käfig im Auto wartet, bis er herausgelassen wird. Piko ist der einzige so genannte Mantrailer-Hund beim Schönebecker DRK. Das bedeutet, dass er als Personensuchhund an der Leine zielstrebig einer bestimmten Spur folgt und Frauchen Fabienne Bögel zum Ziel führt. Pikos Kollegen in Schönebeck sind hingegen alles Flächensuchhunde, die ohne Leine ins Gelände laufen und nach Personen suchen.

„Letztendlich entscheidet jeder Hund selbst, was er werden möchte“, sagt Fabienne Bögel. Herrchen und Frauchen haben da wenig Einfluss drauf. Überhaupt eignet sich nicht jeder Hund zum Rettungshund. Die Tiere müssen einfach Spaß am Suchen und Spielen haben. Wobei das offenbar weniger von der Hunderasse abhängt, als vom individuellen Charakter. Große Tiere können zwar besser laufen. Fabienne Bögel hat aber auch schon von einem kleinen Chihuahua gehört, der ein guter Rettungshund sein soll. Immerhin passt so ein kleines Tier überall durch.

Bei Beagle Piko hat sich in der Hundeschule herausgestellt, dass er offensichtlich ein ziemlich umtriebiger Hund ist, der sehr viel Beschäftigung braucht. „Dort wurde mir die Rettungshundestaffel empfohlen“, sagt Fabienne Bögel. So ist sie auch überhaupt erst zu den ehrenamtlichen Helfern des Roten Kreuzes gekommen.

Die Schönebecker Rettungshunde-Staffel des DRK wird regelmäßig zu Einsätzen gerufen, etwa als zuletzt an der Elbe mit einem Großaufgebot nach einer vermissten Person gesucht wurde. Und selbst als vor zehn Tagen ein Fahrzeug bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei in Aschersleben in eine Hauswand krachte, wurden die Schönebecker Helfer mitten in der Nacht alarmiert. Denn der 17-jährige Fahrer hatte sich zunächst zu Fuß abgesetzt und hätte daher auch von Suchhunden verfolgt werden können. Doch die Polizei konnte den jungen Autoknacker relativ schnell auch ohne Hunde ausfindig machen. Fabienne Bögel hatte noch nicht einmal das Haus verlassen, als der Einsatz für die Suchhunde wieder abgebrochen wurde.

Doch auch wenn die Schönebecker Rettungshundestaffel des DRK bereits immer wieder zu Einsätzen gerufen wird, können die Mitglieder bisher nur sehr beschränkt daran teilnehmen. Genauer gesagt: Die Hunde müssen bei Einsätzen immer noch zu Hause bleiben. Denn die Tiere konnten bisher noch nicht alle erforderlichen Prüfungen ablegen. „Piko sollte im Frühjahr eigentlich soweit sein, aber dann mussten die Prüfungen wegen Corona abgesagt werden. Dabei kenne ich keinen Hund, der so bereit ist wie er“, sagt Fabienne Bögel.

Der Termin wurde daher auf den Herbst verschoben. Die Prüfungen für die Flächensuchhunde sollen in Schönebeck stattfinden. Fabienne Bögel wird mit ihrem Hund Piko allerdings nach Brandenburg reisen müssen, da es in Sachsen-Anhalt nicht genügend Maintrailer-Anwärter für eine Prüfung gibt.

Doch warum werden die Mitglieder der Schönebecker Hundestaffel überhaupt zu Einsätzen gerufen, wenn sie ihre Tiere noch nicht mitbringen können? „Wir unterstützen die Hundeführer von anderen Staffeln bei ihrer Arbeit“, sagt Fabienne Bögel. Doch im Herbst, wenn die Prüfungen hoffentlich bestanden sind, können die Mitglieder der Schönebecker Hundestaffel auch endlich mit ihren eigenen Tieren zu Einsätzen ausrücken. Denn dafür haben sie schließlich lange und hart trainiert.