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Eigeninitiative bewirkt Wunder

Von Franziska Richter 15.08.2015, 22:21

In Löbnitz hat sich auf Initiative von Eyk Messerschmidt Erstaunliches getan.

Löbnitz l Es ist tatsächlich wahr geworden: In Löbnitz entsteht ein neuer Spielplatz. Nachdem der Platz in der Nähe des Seniorenwohnheims über drei Jahre leer stand, rollte am Sonnabend der erste Bagger an. Es ist genug Geld zusammengekommen, das Spielgerät ist bestellt.

Eyk Messerschmidt hatte im Juni zu einer Spendensammlung aufgerufen: Der Förderstedter und Sohn des ehemaligen Bürgermeisters Bodo Messerschmidt war nach langer Zeit in die Heimat zurückgekehrt. Wenn sein mittlerweile verstorbener Vater erfahren hätte, dass der Ort ohne Spielplatz ist, hätte er sofort gehandelt, meint Eyk Messerschmidt heute.

Deshalb machte er sich selbst an die Arbeit. "Ich war mir von Anfang an sicher, dass das klappt", erklärt er am Sonnabend der Volksstimme. Er selbst ist mit seinen Kindern vor Ort, um beim Baustart mitanzupacken.

Arbeiten haben am Sonnabend begonnen

Als erster ist Harald Hoff aus Förderstedt auf der Baustelle tätig, nachdem das ganze Vorhaben am Freitag mit dem Stadtpflegebetrieb und der Stadt Staßfurt noch einmal vor Ort abgesprochen wurde. Harald Hoff hebt dann am Sonnabend mit dem Bagger seiner Firma den alten Sand aus. "Leider ist es nicht so einfach wie ich es mir gedacht habe", sagt er im Fahrerhäuschen seines Baggers. Die Erde unter dem alten Sand ist schwierig zu handhaben.

"Wir machen generell viel zu wenig für unsere Kinder"

"Ich mache hier mit wegen der Kinder. Wir machen generell viel zu wenig für unsere Kinder", sagt Harald Hoff. "Eyk Messerschmidt hat mich angesprochen, ob ich helfen könne beim Spielplatzbau. Da habe ich sofort Ja gesagt", erklärt der Unternehmer weiter.

Seine Spende ist das Auskoffern der Spielplatzfläche, das er kostenlos für die Initiative leistet. Weitere Unternehmen aus Staßfurt und Förderstedt erbringen für den Spielplatz Dienstleistungen, ohne sie in Rechnung zu stellen. Sogar die Bauzäune wurden gesponsert und eine Tischlerei will kostenlos ein Schild für den Spielplatz anfertigen lassen. Nach Eyk Messerschmidts Vorstellung soll dort einmal der Name seines Vaters als Namen für den Spielplatz stehen.

Wichtig war vorher die Abstimmung mit der Stadt: Spielplätze müssen heute Vorschriften entsprechen und vom TÜV abgenommen werden. Deshalb war Harald Hoff im ständigen Austausch mit Mitarbeitern der Stadt und mit dem Stadtpflegebetrieb, der letztendlich für den Aufbau und die Pflege aller Spielplätze zuständig ist.

Über 7000 Euro Spenden zusammengekommen

Eyk Messerschmidt hatte sich in den letzten Wochen ans Telefon gehängt und jede Firma nach Spenden gefragt, die ihm in den Sinn kam. Die Stadtverwaltung hat ein Spendenkonto eröffnet. Ganze 7096,11 Euro wurden im Zeitraum von 22. Juni bis 22. Juli auf das Spendenkonto der Stadt Staßfurt eingezahlt - das ist nur ein Monat.

"Die Omi hat noch einmal 345 Euro zusammenbekommen"

Zirka 20 Sponsoren haben sich beteiligt, schätzt Eyk Messerschmidt. Rührend fand er es, als eine ältere Dame aus Löbnitz von Haus zu Haus ging und die Menschen persönlich nach Spenden fragte. "Die Omi hat noch einmal 345 Euro zusammenbekommen", erzählt er.

Größere Summen haben die Mannheimer Energieversorger MVV Energie, Betreiber der Biogasanlage in Staßfurt, mit 1000 Euro oder mit je 500 Euro der Landwirtschaftsbetrieb Bartmer aus Löbnitz, die Staßfurter Bodeapotheke und die Firma Cosic Fassaden aus Atzendorf gespendet. Auch Ortsbürgermeister Peter Rotter, die Unabhängige Bürgervertretung von Staßfurt (UBvS), die CDU-Fraktion Förderstedt und Ortschaftsrat Sebastian Marnitz beteiligten sich finanziell mit größeren Summen.

Kleine Orte haben wenig Chancen auf neue Spielplätze

Nicht nur Sebastian Marnitz war schon am Sonnabend vor Ort, um sich den Baubeginn anzusehen, auch die Stadträte Harald Weise und Ralf-Peter (UBvS) schauten sich die Sache persönlich an. "Für uns steht die Aussage dahinter, dass die kleineren Ortschaften nicht hinten herunterfallen dürfen, was die Spielplätze betrifft", sagt Ralf-Peter Schmidt. "Wir brauchen eine andere Art von Prioritätenliste", spielt er auf die Rangfolge der Sanierung der Spielplätze im Raum Staßfurt an, die sich allein nach den Kinderzahlen in den Orten richtet. "Wie wäre es mit einer Art Warteliste wie an der Uni? Nach einer gewissen Wartezeit wird man trotzdem immatrikuliert", erklärt Ralf-Peter Schmidt. "Sonst werden jene Orte bestraft, in denen es nur wenige Kinder gibt." Aber trotzdem müsse der Spielplatzbau ein Mix aus privater Initiative und städtischem Handeln sein, betont er, denn "es kann nicht alles privat organisiert werden".

Nach den Arbeiten zur Auskofferung der Spielplatzfläche, bei der auch Eyk Messerschmidts Sohn Kevin (14) mitgeholfen hat, sollen die Rasenkantensteine gesetzt werden. Diese werden die Gesamtfläche begrenzen, die zwölf Meter im Durchschnitt betragen soll.

Das Aufstellen des Spielgeräts wird der Stadtpflegebetrieb übernehmen. Es muss einbetoniert werden und soll aus einer Kombination aus Rutsche, Schaukel und Klettergerüst bestehen. Rundherum kommt Fallschutzkies. Daneben will Eyk Messerschmidt noch einen Sandkasten haben. "Den baue ich dann aber selbst", sagt er.

Spielplatz kann ab September genutzt werden

Nach Aussage von Oberbürgermeister Sven Wagner, der die Eigeninitiative in Löbnitz lobt, kann mit dem Aufbau des Spielgeräts schon in der nächsten oder übernächsten Woche begonnen werden. Anfang September schätzungsweise könnte der Spielplatz schon eingeweiht und feierlich übergeben werden, teilt der Oberbürgermeister mit.

Eyk Messerschmidt ist zufrieden mit seinem Projekt. "Aber erst wenn alles steht, haben wir es geschafft", betont er. Neue Ideen für weitere Spielplätze in Orten, die wenig Aussicht auf einen baldigen Ersatz haben, hat er schon einige.