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Elbe Auf der Suche nach Einklang

Eine Elbschifffahrtsstudie soll Ökologie und Ökonomie gleichberechtigt miteinander abwägen.

Von Ulrich Meinhard 24.07.2016, 18:29

Schönebeck l Am Fähranleger Barby hat gestern Nachmittag das diesjährige Elbe-Saale-Camp begonnen. Das Anliegen ist bekannt: Naturschützer fordern, dass von einem Ausbau von Elbe und Saale Abstand genommen wird. Erstens aus ökologischen und zweitens aus ökonomischen Gründen und drittens seien die Flüsse aufgrund der vielen Niedrigwasserzeiten für eine Nutzung für große Lastschiffe ohnehin unattraktiv.

Die Rufe der Befürworter einer besseren Beschiffbarkeit von Elbe und Saale sind in den vergangenen Jahren eher leiser geworden. Verstummt sind sie aber nicht. Einer, der seit vielen Jahren nicht müde wird, die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Flüsse einzufordern, ist Manfred Sprinzek vom Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt. Er ist überzeugt: „Das Potenzial von umweltfreundlichen Schiffstransporten auf der Saale ist groß und wird in Zukunft noch größer werden.“ Leider, bedauert Sprinzek gegenüber der Volksstimme, lassen es die gegenwärtig ungünstigen Schifffahrtsbedingungen nicht zu, dass die Unternehmen entlang der Saale ihre Transporte von den „oft verstopften Autobahnen und Bundesstraßen auf die Wasserstraße verlagern“.

Sie müssen, so seine Kritik, zu höheren Kosten per Lkw oder Bahn oder im sogenannten gebrochenen Transport über einen anderen Binnenhafen transportieren. Das gehe zu Lasten der Umwelt, weil nämlich das Schiff mit seiner großen Ladekapazität helfe, Emissionen wie Kohlendioxid einzusparen. Manfred Sprinzek: „Binnenschifffahrt auf Elbe und Saale mit der auf beiden Flüssen überwiegend eingesetzten Schubschifffahrt ist möglich, da in der dazu notwendigen Elbstrecke 5 zwischen Saalemündung und Magdeburg überwiegend die dazu notwendige Tauchtiefe von zirka 1,60 Meter vorhanden ist.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rechne fälschlicherweise mit einer notwendigen Tauchtiefe für das sogenannte Europaschiff von über zwei Metern, die nicht ständig verfügbar sei.

Der 71-jährige Ingenieurökonom fasst seinen Standpunkt wie folgt zusammen: „Es wird immer vom Ausbau der Saale gesprochen, aber es handelt sich dabei nicht um einen Ausbau, sondern um den Lückenschluss zwischen den zwei vom Bund unterhaltenen Wasserstraßen Elbe und Saale auf einer Länge von knapp zehn Kilometern. Mit diesem Lückenschluss wird die Saale an das europäische Binnnenwasserstraßennetz angeschlossen.“ Das Anlagevermögen der vorhandenen und rekonstruierten Schleusen an der Saale von 500 Millionen Euro könnte dann endlich wirtschaftlich genutzt werden. Damit geht Sprinzek auf die bereits vorhandenen Häfen, Kaianlagen und Schleusen entlang der Saale ein.

Der studierte Betriebswirtschaftler macht in diesem Zusammenhang auf ein „Gesamtkonzept Elbe“ aufmerksam, das bis Jahresende fertiggestellt sein soll. Ziel des Papieres ist es, die verkehrliche Nutzung der Binnenelbe zwischen Geesthacht bis zur Staatsgrenze zu Tschechien und die wasserwirtschaftlichen Anforderungen sowie die Erhaltung des Naturraumes Elbe in Einklang zu bringen. Die Nutzung für eine wirtschaftliche Binnenschifffahrt müsse weiterhin ermöglicht und gleichzeitig müssten die Grundlagen des Naturhaushaltes weiterentwickelt und verbessert werden. „Wenn das erreicht wird, ist ein darüber hinausgehender Ausbau der Elbe nicht notwendig“, versichert Sprinzek.

Auch die Stadt Schönebeck profitiert von einer Binnenwasserstraße Elbe. Im Hafen in Frohse werden Schwerlastteile (etwa für Windkraftanlagen) und Schrott umgeschlagen. Der Hafen verfügt über eine Schwerlastplatte, so dass hier Ladungen bis 150 Tonnen Gewicht verschifft werden können. Deshalb nutzen vor allem Unternehmen des Maschinenbaus aus Magdeburg und dem südlichen Teil Sachsen-Anhalts den Schönebecker Hafen. Im Gegensatz zum Magdeburger Hafen verfügt er aber nicht über eine ganzjährige Erreichbarkeit für Binnenschiffe.