Ab kommender Woche drohen in dem Unternehmen unbefristete Streiks Erster Warnstreik bei Fermacell in Calbe
Calbe l Der erste Warnstreik nach den gescheiterten Tarifverhandlungen in der Baubranche mit der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar und Umwelt: Für zwei Stunden traten die Mitarbeiter der Tagesschicht des Baustoffproduzenten Fermacell in Calbe gestern in den Ausstand.
Zehn Prozent mehr Lohn fordern die rund 100 Beschäftigen in Calbe, so wie ihre in der Gewerkschaft vereinten Kollegen. Denn deutlich schlechter würden die hiesigen Mitarbeiter bezahlt als vergleichbare Kollegen in den alten Bundesländern, sagte Thomas Waldheim, der zuständige Gewerkschaftssekretär, gestern vor dem Betriebstor.
"Jederzeit kann das Unternehmen in einem Haustarif die Forderungen erfüllen."
Doch die Fronten sind verhärtet. Grund für den Abbruch der Verhandlungen nach fast einem halben Jahr ist nach Angaben der Gewerkschaft das Beharren der Arbeitgeber auf ihrem Angebot. Sie bieten für die rund 30 000 Beschäftigten der Branche ein Lohnplus von maximal knapp über drei Prozent. Die IG Bau fordert eine Steigerung von zehn Prozent, mindestens aber einen Euro pro Stunde mehr. Dazu mehr vermögenswirksame Leistungen und eine Erhöhung des Urlaubsgeldes. Das Angebot der Arbeitgeber sei nicht akzeptabel gewesen, meinten die Beschäftigten in der Urabstimmung und sprachen sich für einen Streik aus.
Dass die erste Auszeit Fermacell in Calbe traf, hat einen Hintergrund. Bei der Auswahl des Unternehmens sei vor allem darauf geachtet worden, dass Firmen betroffen seien, die sich keinen Produktionsausfall leisten könnten, erklärte Waldheim. Dadurch wolle die Gewerkschaft den Druck deutlich erhöhen. Die Calbenser Firma habe sehr viele Aufträge und auch wichtige Terminaufträge abzuarbeiten. Verzögerungen in der Produktion könne sich der Standort nicht leisten, weiß der Gewerkschafter.
Fermacell produziert beispielsweise verschiedene Baustoffe, unter anderem auch für den Brandschutz. Ein Großauftrag für ein sportliches Großereignis binde zurzeit die gesamte Produktionskapazität, hat Gewerkschaftssekretär Waldheim aus dem Betrieb erfahren. "Eigentlich können die nicht mal einen Stromausfall für einige Stunden gebrauchen", erklärte er.
"In den kommenden Woche könnte es zu weiteren Streiks am Standort kommen."
Deswegen sieht er gute Chancen, die Branche über den Betrieb unter Druck zu setzen. "Jederzeit kann das Unternehmen in einem Haustarifvertrag die Forderungen erfüllen und damit den Streik beenden", meinte er und gibt sich kämpferisch: "In den kommenden Woche könnte es zu weiteren Streiks am Standort kommen." Doch nicht nur Calbe hat die Gewerkschaft im Blick. Einige man sich nicht, könnte ganz Sachsen-Anhalt von tagelangen Streiks betroffen sein, hieß es gestern.