Europa Gelder für Bauern

Wie viel Europa steckt in Calbe? Prämien für Landwirte sind an Auflagen geknüpft.

Von Paul Schulz 01.04.2019, 01:01

Calbe l Die Stadt Calbe, die Agrargenossenschaft e.G. Calbe, das Mitteldeutsche Zwiebelkontor und die Habuck GmbH und Co. KG in Trabitz haben eines gemeinsam: Sie wurden mit Geldern aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) beziehungsweise dem Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) gefördert. Insgesamt wurden im EU-Haushaltsjahr 2017 zwölf Einrichtungen in Calbe gefördert. Addiert man die jeweiligen Fördersummen, kommt man auf satte 2,024 Millionen Euro, die in die Landwirtschaft der Region geflossen sind.

Die Gelder aus den beiden Fonds sollen unter anderem Innovationen in Land- und Forstwirtschaft forcieren, landwirtschaftliche Betriebe Wettbewerbsfähig halten und Ökosysteme wiederherstellen, erhalten und verbessern.

Die Fördermittel, die die Landwirte und Agrargenossenschaften erhalten, setzen sich aus verschiedenen Prämien zusammen. So gibt es zum Beispiel die Basisprämie, deren Höhe von der von den Landwirten angemeldeten „beihilfefähigen Flächen“ abhängt. Das heißt im Klartext: Je mehr Hektar ein Landwirt anmeldet, desto höher ist die Fördersumme. Die Basisprämie dient der Einkommenssicherung und Risikoabsicherung der landwirtschaftlichen Betriebe und auch als finanzieller Ausgleich für die weit höheren Umweltschutz-, Tierschutz- und Verbraucherschutzstandards in der EU im Vergleich zu den Produktionsbedingungen von Mitbewerbern auf dem Weltmarkt.

Neben der Basisprämie gibt es auch Gelder für durchgeführte Klimaschutzmaßnahmen. Die Förderung breiter Bewirtschaftungsweisen und die Honorierung aktiver Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere auf ökologisch wertvollen Flächen, leisten einen Beitrag zu Klima-, Boden- und Wasserschutz. Außerdem trägt es zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

Laut Steffen Gerber, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Calbe und des Bauernverbandes Salzland, geht es auch ohne Förderung momentan nicht. „Das bezieht sich aber nicht nur auf europäische Fördergelder, sondern generell auf die Agrarförderung“, sagt Gerber. Darüber hinaus betont der Landwirt, dass die Bauern das Geld ja nicht einfach so erhalten. „Das ist auch immer an Auflagen geknüpft. Gewissermaßen kriegt man das Geld, um die Auflagen der EU zu erfüllen und um gleichzeitig auf dem Weltmarkt auch noch Wettbewerbsfähig zu sein“, so Gerber. Denn Auflagen, zum Beispiel zur Förderung des Klimaschutzes verteuern die Produktion. Steffen Gerber ergänzt: „Übrigens hat eine Studie des Bauernverbandes ergeben, dass die Kosten, um die nationalen und europäischen Auflagen zu erfüllen, die Zahlungen der Agrarförderung übersteigen.“

Es zeigt sich also, dass die Fördergelder zum Teil eher eine Kompensation, als eine direkte Unterstützung sind – aber ohne geht es auch nicht.