Feuerwehr Frohse verweigert Fusion

Trotz ablehnender Haltung hoffen Stadtwehrleitung und Stadtverwaltung auf die Übernahme von Feuerwehrleuten aus Frohse.

Von Jan Iven 21.12.2018, 10:00

Schönebeck l Für die Feuerwehrleute aus Frohse ist es einfach nur bitter. Nach einer 93-jährigen Tradition wird ihre Stadtteilwehr 2019 endgültig abgewickelt. Geplant ist eine als Fusion bezeichnete Übernahme von Ausrüstung und – im besten Falle – auch von Mitgliedern durch die nahegelegene Stadtteilwehr Schönebeck an der Tischlerstraße. Denn von den neun Aktiven in Frohse sind tagsüber nur zwei einsatzbereit.

In diesen Tagen haben die Mitglieder beider Wehren über die Zusammenschluss abgestimmt. Zwar wollte sich offiziell niemand zum Abstimmungsergebnis äußern. Aus Feuerwehrkreisen ist allerdings zu erfahren, dass die Frohser Einsatzkräfte geschlossen gegen die Fusion gestimmt haben. An der Tischlerstraße stimmten die Mitglieder klar für den Zusammenschluss – offenbar auch, um mögliche neue Kameraden deutlich willkommen zu heißen.

Doch ob eine Übernahme von Aktiven von Frohse an die Tischlerstraße gelingen kann, ist völlig offen. Das Abstimmungsverhalten der Frohser Kameraden war deutlich. Auch Stadtteilwehrleiter Michael Pohl hatte sich früher bereits skeptisch geäußert. Demnach habe es in der Vergangenheit zu viele Meinungsverschiedenheiten gegeben. Nach der Abstimmung war der Ortswehrleiter für die Volksstimme nicht zu erreichen. Auch der ehemalige Stadtteilwehrleiter von Frohse, Ralf Zimmermann, hat seine Zweifel. „Die Tischlerstraße ist weiter entfernt. Da würden die Kameraden bei Einsätzen häufig nur die Rücklichter sehen, wenn die Fahrzeuge wegfahren“, sagte er.

Der kommissarische Stadtwehrleiter Daniel Schürmann hat die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben. „Wir brauchen jeden Kameraden“, sagte Schürmann. „Und wer mit Herzblut Feuerwehrmann ist, der macht auch in einer anderen Wehr weiter.“ Letztendlich könne die Stadt aber keine Stadtteilwehr finanzieren, die kaum einsatzbereit sei. Auch die Jugendwehr war schon vor einiger Zeit geschlossen worden, so dass die Nachwuchsgewinnung besonders schwer falle.

Schönebecks oberster Feuerwehrmann zeigte allerdings auch Verständnis dafür, dass die Situation für die Frohser Einsatzkräfte schwierig. Zumal es in Frohse intensive Bemühungen gegeben hatte, weitere Mitglieder zu werben. Das hatte allerdings kaum Früchte getragen. „Es reicht nicht, dass sich die Bürger über solche Schließungen beschweren. Es müssen sich wieder mehr Freiwillige bei der Feuerwehr engagieren“, sagte der kommissarische Stadtwehrleiter Schürmann.

Der Brandschutz in dem Stadtteil sei aber trotz der Fusion auf jeden Fall durch die anderen Wehren gewährleistet. „Bei Einsätzen in Frohse sind bisher schon immer auch anderen Wehren vor Ort“, sagte Daniel Schürmann. Zum Teil rückt die Wehr in Frohse bei Einsätzen in ihrem Stadtteil gar nicht mehr aus.

Sowohl der Stadt als auch der Stadtwehrleitung ist es allerdings wichtig zu betonen, dass letztendlich der Stadtrat im kommenden Jahr über die Fusion entscheiden muss. Dafür erarbeitet die Verwaltung derzeit eine Vorlage für den Stadtrat. Der zeitliche Rahmen für die Schließung der Wehr steht damit noch nicht fest.

Diskutiert wird in Feuerwehrkreisen auch, dass die Fusion wahrscheinlich bereits bei der Eröffnung des neuen Gerätehauses an der Tischlerstraße vor sieben Jahren hätte erfolgen sollen, um die Kameraden gleich mit einzubinden. Damals habe es jedoch noch Hoffnung gegeben, die Wehr in Frohse zu erhalten.

Die Entscheidung über eine Fusion liegt nun beim Schönebecker Stadtrat. Eine Zusammenlegung gegen den erklärten Willen einer Wehr ist zumindest ungewöhnlich, würde sich in Frohse aber offenbar nicht mehr vermeiden lassen. Normalerweise gelingt bei Fusion eine einvernehmliche Lösung.

Für das Frohser Gerätehaus wurden bereits neue Nutzer gefunden. So sollen sich dort in Zukunft die Frohser Vereine und Gruppen wie die Volkssolidarität treffen. Dann soll das jetzige Haus der Vereine an der Wallstraße verkauft werden.