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Feuerwehreinsatz Übler Streich kostet 10.000 Euro

Bei der Leitstelle wurde gemeldet, dass zwei Kinder in einen zugefrorenen See in Schönebeck eingebrochen sind.

Von Jan Iven 06.02.2019, 05:05

Schönebeck l Was kostet ein Feuerwehreinsatz? Diese Frage stellten sich am Sonntag wieder viele Schönebecker Bürger, nachdem offenbar ein sehr übler Scherz einen Großeinsatz der Einsatzkräfte ausgelöst hatte. So hatte ein Anrufer der Leitstelle der Feuerwehr gemeldet, dass zwei Kinder in einen zugefrorenen See in der Nähe von Röttgers Kiesgrube eingebrochen sein sollten. Eine stundenlange Suche von mehr als 30 Einsatzkräften auf und an dem Gewässer ergab allerdings keinerlei Hinweise auf einen Eisunfall. Da der Anruf laut Polizeiangaben von einer Person mit einer kindlichen Stimme von einem öffentlichen Telefon in der Nähe des Schönebecker Bahnhofs gekommen war, lag der Verdacht eines missbräuchlichen Notrufs nahe.

Nicht nur bei vielen Volksstimme-Lesern im Internet sorgte dieser Vorfall für Wut. So schrieb etwa ein Nutzer auf der Facebook-Seite der Volksstimme: „Ist denn schon wieder der 1. April verlegt worden? Wisst ihr eigentlich, was so ein Einsatz kostet, wenn man erwischt wird?“ Tatsächlich kostet so ein Großeinsatz der Feuerwehr sehr viel Geld. Die Höhe der Ausgaben ist in der Feuerwehr-Kostenersatzsatzung der Stadt Schönebeck genau geregelt.

So schlägt jede Einsatzkraft mit 91,86 Euro pro Stunde zu Buche. Bei 30 Feuerwehrleuten, am Sonntag zwei Stunden lang den See an Röttgers Kiesgrube, macht das immerhin 5511,60 Euro. Wobei das Geld nicht an die ehrenamtlichen Einsatzkräfte fließt, trotzdem aber entsprechend bei der Verwaltung verbucht werden muss. Darüber hinaus ersetzt die Stadt dem Arbeitgeber für die Zeit des Einsatzes die Kosten für den Lohn und die Sozialversicherungsbeiträge. „Selbstständigen wird eine Pauschale erstattet“, erläutert Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz.

Die meisten Fahrzeuge sind sogar noch teurer als die Einsatzkräfte. So waren am Sonntag allein acht Feuerwehrfahrzeuge von der Stadtteilwehr Schönebeck von der Tischlerstraße und der Feuerwehr Bad Salzelmen im Einsatz: Zwei Tanklöschfahrzeuge (je 115,97 Euro/Stunde), ein Löschgruppenfahrzeug (73,32), die Drehleiter (207,03), ein Gerätewagen Gefahrengut (768,47, ein Mannschaftstransportwagen (249,29), ein Rüstwagen (243,73) und ein Einsatzleitwagen (92,74). Macht für einen Einsatz von zwei Stunden 3733,04 Euro allein für die Fahrzeuge. Werden die Kosten für die Einsatzkräfte addiert, ergeben sich insgesamt 9.244,64 Euro für einen Notfall, der offenbar gar nicht stattgefunden hat.

Das sind nur die Kosten für die Feuerwehr. Im Einsatz waren am Sonntag auch noch ein Notarzt, zwei Rettungswagen und sechs Polizisten in drei Streifenwagen. Selbst für den Polizeihubschrauber können noch einmal mehrere Tausend Euro pro Stunde anfallen.

So ein Einsatz bedeutet nicht nur hohe Kosten für die Stadtverwaltung, sondern auch viel Frust für Feuerwehrleute, die ihre Freizeit unentgeltlich für das Ehrenamt opfern. „Gerade so ein Einsatz, bei dem es um Kinder geht, die die Feuerwehrleute natürlich immer besonders emotional bewegt“, sagt Einsatzleiter Maik Häring. „Bei einem Fehlalarm müssen wir völlig unnötig von unseren Familien oder unserer Arbeit weg. Das ist auch nicht schön.“

Grundsätzlich können die Verantwortlichen bei so einem Vorfall zur Rechenschaft gezogen werden. „Im Falle des Notrufmissbrauchs hat der Verursacher die Kosten des Einsatzes zu tragen“, teilte Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz mit. Wer grob fahrlässig einen Rettungseinsatz provoziert, könne belangt werden. Wer jedoch im guten Glauben den Notruf wählt, müsse keine Angst vor Sanktionen haben, selbst wenn sich ein Einsatz im Nachhinein als Fehlalarm herausstellen sollte.

Ob bei beim vorliegenden Missbrauch allerdings noch Täter ermittelt werden können, ist ungewiss. Nach Angaben der Polizei sei es sehr schwierig, einen Anrufer von öffentlichen Telefonzellen wie im vorliegenden Fall zu identifizieren. „Wenn die Täter minderjährig sind, sind sie noch nicht einmal strafmündig“, sagte ein Polizeisprecher vom Revier Salzlandkreis. In solchen Fällen könne höchstens versucht werden, von den Eltern Schadensersatz zu bekommen.

Für Kopfschütteln sorgt der Vorfall um den gefälschten Eiseinbruch auch im Internet weiterhin. So schrieb eine Leserin auf der Facebook-Seite der Volksstimme: „Ich hoffe die Anrufer kommen mal nicht in die Situation, dass sie die Feuerwehr brauchen.“