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Drei Objekte aus dem Restaurant- und Hotelgewerbe kommen unter den Hammer Gaststätten werden versteigert

Von Kathleen Radunsky-Neumann 23.06.2011, 06:26

Schönebeck ist offensichtlich ein schweres Pflaster, was das Gaststätten- und Hotelgewerbe betrifft. Derzeit stehen drei Gebäude zur Zwangsversteigerung. Das Hotel Domicil, das Parkrestaurant Seeschlösschen sowie das Restaurant Holzwurm sollen unter den Hammer kommen. Im Volksstimme-Gespräch sprechen die Betreiber über die Ursachen.

Schönebeck. Schon wieder eine Hiobsbotschaft. Nachdem im März bereits die drohende Zwangsversteigerung des Hotels Domicil für Aufsehen gesorgt hatte, gibt es nun eine weitere Überraschung. Das Restaurant Holzwurm in der Maxim-Gorki-Straße soll am 20. Oktober unter den Hammer kommen. "Das ist eine reine Privatinsolvenz", erklärt Besitzer Torsten Deicke. Der Betrieb im Holzwurm laufe nach wie vor weiter. "Leider hat es bereits einige Abbestellungen gegeben aufgrund der Bekanntgabe der Versteigerung", sagt der Wirt. Dabei lebe er mit seinem Geschäft in der Altstadt hauptsächlich von den Veranstaltungen. Seit 1995 gibt es den Holzwurm.

"15 Jahre ohne Betreiberwechsel, das ist im Gaststättengewerbe schon was", schätzt Deicke ein. Nicht von der Hand zu weisen sei aber, so der Holzwurm-Wirt, dass das Geschäft nicht mehr so laufe wie früher. "Aber wir kämpfen", betont er. Dem Versteigerungstermin im Oktober sieht er mehr oder weniger entspannt entgegen. "Die Chance, dass sich ein Käufer findet, ist gering", sagt der Schönebecker. "Wer den Holzwurm als Gaststätte betreiben will, müsste auch das nebenstehende Gebäude ersteigern", erklärt Deicke. In dem Haus herrscht jedoch lebenslanges Wohnrecht für seine Eltern.

Bereits zwei Tage vor dem Holzwurm steht das Hotel Domicil im Amtsgericht Schönebeck zur Disposition. Am 20. März hatte sich beim ersten Termin kein Käufer gefunden. Für den zweiten Versuch ist nun der 18. Oktober um 11 Uhr angesetzt. "Ich sehe nicht ganz schwarz, aber auch nicht ganz weiß", umschreibt Hotelbesitzer Rainer Gelhaus seine Gefühlslage. "Bei dem ersten Versteigerungstermin wurde ersichtlich, dass sich, obwohl der Preis recht günstig war, keiner für das Objekt interessiert", so Gelhaus. Er geht davon aus, dass es schwierig sei, jemand für das Hotel in der Friedrichstraße zu begeistern. Bis heute sei die Auslastung bei Übernachtungen gleich geblieben. "Dafür entwickelt sich aber der Veranstaltungsbereich mit Hochzeiten und Geburtstagsfeiern positiv", berichtet der Hotelbetreiber.

"Ich sehe nicht ganz schwarz, aber auch nicht weiß"

Für ihn ist es momentan eine schwierige Situation, da er sozusagen in der Luft hängt. "Wenn etwas kaputt geht, muss ich trotzdem investieren. Ich kann nicht bis zum nächsten Versteigerungstermin warten", erklärt Gelhaus. So habe er inzwischen in die TV-Anlage sowie in den Fahrstuhl weiteres Geld stecken müssen. "Das ist aber auch normal bei einem Haus, das zwölf Jahre alt ist." Über seine weiteren Pläne mag und kann Gelhaus momentan nichts sagen. "Ich weiß noch nicht, ob jemand aus meinem Bekanntenkreis das Haus kauft", nennt er eine Möglichkeit, die er in seinem Kopf durchgespielt hat.

Bereits am 30. Juni können sich Interessenten für das ehemalige Parkrestaurant Seeschlösschen entscheiden. Um 9 Uhr steht das 1898 erbaute Gebäude im Kurpark zur Disposition. "Für uns ist dieses Kapitel abgeschlossen", sagt die ehemalige Besitzerin Martina Struck auf Volksstimme-Nachfrage. Im Juni 2010 hat sie das Gewerbe endgültig schließen müssen. Seither steht das Seeschlösschen leer. Über ihre Gefühle hinsichtlich des neuen Versteigerungstermines will sie nicht weiter sprechen.

Für Egbert Tramp vom Amt für Wirtschaftsförderung ist die Entwicklung in Schönebeck bedenklich. Vor allem das Seeschlösschen bereite ihm Sorgen. "Der Insolvenzberater vermutet, dass in das Seeschlösschen kein Gaststättenbetrieb mehr einzieht", sagt er. Der städtische Wirtschaftsförderer hofft, dass "nichts Ortsfremdes" in den Kurpark komme. Sein drastisches Beispiel zeigt aber auch, wie weit der Handlungsspielraum der Stadt reicht. Ob Wohneinheiten folgen oder es einen Umbau zur Garage gibt, der Wirtschaftsförderer habe darauf keinen Einfluss. Doch grundsätzlich, so Tramp, versuche er mit seinem Team die Betriebe hier vor Ort zu halten. Er kann über die Gründe, dass derzeit drei Gaststätten zur Versteigerung stehen, nur mutmaßen. "Unterm Strich fehlt in Schönebeck die Kaufkraft."