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27-Jähriger ist in mehrere Straftaten verwickelt / Bundesweites Aufsehen nach Übergriff auf einen Jugendlichen 2006 Gewalttätiger Pömmelter muss erneut vor Gericht

Von Thomas Linßner 17.04.2013, 03:18

Morgen beginnt die Berufungsverhandlung gegen den bekennenden Neonazi Francesco L. nach massivem, rechten Gruppenangriff auf zwei Alternative Anfang März 2012. Der Beschuldigte stammt aus Pömmelte.

Pömmelte/Magdeburg l Der Berufungsprozess am Landgericht Magdeburg gegen den heute 27-jährigen bekennenden Neonazi Francesco L. beginnt am 18. April um 9.30 Uhr wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung. Bereits als 19-Jähriger hatte er Anfang Januar 2006 gemeinsam mit drei weiteren Rechten einen zwölfjährigen dunkelhäutigen Deutschen in Pömmelte über eine Stunde gedemütigt und schwer misshandelt. Als Haupttäter war er dafür zu einer dreieinhalbjährigen Jugendstrafe verurteilt und im September 2008 vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Seitdem ist er in der Schönebecker Kameradschaftsszene aktiv und nimmt unter anderem regelmäßig an den alljährlichen Neonazidemonstrationen im Januar in Magdeburg teil. 2009 wurde er wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer viermonatigen Freiheitsstrafe verurteilt und seine Bewährungszeit verlängert.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte sich Francesco L. erneut wegen eines rassistisch motivierten Gruppenangriffs vor dem Amtsgericht Schönebeck zu verantworten: In den frühen Morgenstunden des 3. März 2012 waren zwei 23- und 24-jährige Alternative, darunter einer mit Migrationshintergrund, am Hasselbachplatz in Magdeburg in eine S-Bahn Richtung Schönebeck gestiegen.

In der Bahn seien sie, so die Betroffenen vor dem Amtsgericht, von einer Gruppe Vermummter, augenscheinlicher Rechter zunächst angepöbelt und dann angegriffen worden. Hierbei wurden die Betroffenen mit Faustschlägen und Tritten misshandelt und erheblich verletzt. Der 23-Jährige erlitt eine Nasenbein- sowie Kieferprellung und Hämatome am Kopf; der 24-Jährige eine Verstauchung am Daumen, multiple Hämatome sowie Prellungen am Kopf.

Rassistisch motivierter Gruppenangriff

Neben dem zur Tatzeit noch unter Bewährung stehenden Francesco L. konnte die Polizei noch einen weiteren polizeibekannten Mann der rechten Szene als Tatverdächtigen ermitteln. Der damals 18-Jährige wurde in erster Instanz unter anderem wegen dieser und einer weiterer politisch rechts motivierten Körperverletzung sowie einer antisemitischen Bedrohung zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Urteil gegen ihn ist mittlerweile rechtskräftig. Francesco L. wurde zu einer neunmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Dagegen legte sein Verteidiger Berufung ein.

Zum Prozessauftakt sind beide Betroffenen geladen. Einer von ihnen tritt als Nebenkläger auf. Zudem soll auch der verurteilte Mittäter gehört werden. Als weiterer Verhandlungstag ist der 19. April anberaumt, Beginn ist wiederum um 9.30 Uhr.

Der Pömmelter Vorfall sorgte 2006 für bundesweites Medieninteresse. Die Neonazis hatten einen leicht dunkelhäutigen Jungen nahe des Goldfischteiches zusammengeschlagen und schwer misshandelt. Dabei folterten die 16- bis 20-jährigen Täter den Jungen, dessen Vater Äthiopier ist, mehr als eine Stunde lang mit Tritten, Schlägen und Zigaretten, urinierten auf seinen Kopf und zwangen ihn, Stiefel zu lecken. Er erlitt erhebliche körperliche und traumatische Verletzungen. Kevin lebte damals im Kinderheim in der Dorfstraße. 2009 verstarb er.

Nach der Inhaftierung und dem Wegzug von Francesco L. kam es in dem Barbyer Ortsteil zu keinen neuen rechtsradikalen Taten.

Prozessbeginn: Donnerstag, 18. April, 9.30 Uhr, Landgericht Magdeburg, Halberstädter Straße 8, Saal 4 (Altbau)