Fortsetzung der Volksstimme-Serie "Made in Salzlandkreis" / 2. Teil: Das Sodawerk in Staßfurt Größter Produktionsbetrieb in Staßfurt
Mit seinen 129 Jahren zählt das Sodawerk in Staßfurt zu den ältesten Firmen im Salzlandkreis. Das Unternehmen ist der größte Produktionsbetrieb im Raum Staßfurt.
Staßfurt l Nach der politischen Wende in der DDR stand das Sodawerk in Staßfurt, das als Zweigbetrieb zum Solvaywerk Bernburg gehörte, vor einer ungewissen Zukunft.
Dem umsichtigen Agieren der beiden damaligen Geschäftsführer Ulrich Eichhorn (Ost) und Jochen Ohm (West) ist es zu verdanken, dass dieser traditionsreiche, damals aber stark sanierungsbedürftige Betrieb von der Treuhandanstalt nicht abgewickelt wurde.
Zunächst kaufte der dänische Investor Lars Christensen, der schon zu DDR-Zeiten einen großen Teil der Staßfurter Soda weltweit verkauft hatte, das Unternehmen. Danach stieg die Münchner Finanzierungsgesellschaft BVT ein. In dieser Zeit wurde die zum Teil rund 100 Jahre alte Technik mit Investitionen von mehr als 500 Millionen Euro komplett modernisiert und für die Zukunft fit gemacht.
Im November 2007 erfolgte dann die Übernahme durch den polnischen Ciech Konzern, der mit dem Standort Staßfurt insgesamt vier Sodawerke in Polen, Rumänien und in Deutschland betreibt und durch den Zukauf in Sachsen-Anhalt zum zweitgrößten Sodakonzern Europas aufstieg.
"Wir sind sehr stolz darauf, dass wir als lokaler Lieferant seit Jahren alle großen Flachglas-Hersteller in Sachsen-Anhalt beliefern. Des Weiteren sind wir deutschlandweit ein wichtiger Partner für alle Behälterglas-Hersteller, für die Waschmittel-, Futtermittel- und die chemische Industrie sowie die Rauchgasreinigung", sagte Geschäftsführer Holger Zutz.
Von der Fusion versprachen sich beide Seiten Synergieeffekte, die sich im Wesentlichen in der Beschaffung (zentralisierter Einkauf von Einsatzstoffen) und der Logistik (Optimierung von Transportwegen) ergeben haben, so Zutz und fügte hinzu: "Weiterhin findet ein intensiver Erfahrungsaustausch der im Konzern verbundenen Sodawerke in technischen und technologischen Fragestellungen statt."
Auf die Investitionstätigkeit seit der Eingliederung in den Ciech-Konzern angesprochen, sagte Zutz: "In den Jahren 2008 bis 2012 wurden kontinuierlich zirka 25 bis 30 Prozent des Investitionsvolumens für Maßnahmen mit Umweltcharakter getätigt. Schwerpunkte waren die Senkung der Verbräuche, zum Beispiel von Ammoniak, die Reduzierung der Emissionen, zum Beispiel von Staub, der Schutz der Böden, die Reduzierung der Endabfallstoffe sowie der Einsatzstoffe wie zum Beispiel Brennstoffe und Kalkstein."
Wie die gesamte Branche hat auch das Sodawerk Staßfurt während der Finanzkrise 2009 beziehungsweise 2010 einen enormen Absatzeinbruch erlitten. Die Ende 2008 fertiggestellten Investitionen zur Ausweitung der Produktionskapazität konnten nicht ausgefahren werden. "Unsere Preise sind in dieser Zeit dramatisch abgerutscht und erholen sich derzeit nur langsam. In den letzten beiden Jahren hat sich der Absatz aber wieder erholt und wir partizipieren von der guten Konjunkturentwicklung und der nach wie vor anhaltenden Nachfrage unsere Kunden." Das heißt, das Werk konnte 2011 erstmals seit der Krise seine erweiterten Produktionskapazitäten absetzen. Nach wie vor herrsche aber ein hoher Preis- und Kostendruck am Markt. Speziell die in den letzten zwei Jahren explodierenden Energiepreise würden die Staßfurter vor große Herausforderungen stellen, sagte der Geschäftsführer.
Die Zahl der Beschäftigten des Unternehmens gab er mit 417, davon 55 Lehrlinge, an. Vor vier Jahren waren es noch 437, davon 55 Lehrlinge.