Mehrere tausend Euro Schaden in der Barbyer Bildungseinrichtung Grundschule verwüstet - Behörden verfolgen Spuren
Zwischen Mitternacht und 1 Uhr wurde in der Nacht zum Dienstag in die Barbyer Grundschule eingebrochen. Die Täter verursuchten erheblichen Sachschaden und hinterließen eine schier unglaubliche Spur der Verwüstung. Der Schaden beträgt einige tausend Euro.
Barby. "Mit Verdächtigungen soll man bekanntermaßen vorsichtig sein: Aber in diesem Fall ist es wohl klar, wer das war", knirschte ein Vater mit den Zähnen, der seine Tochter gestern Morgen in den Grundschulhort brachte. Damit meinte er jene Jugendlichen, die bereits mehrfach durch Einbruch und Randale in Barby auffielen.
Eine gewagte Vermutung. Aufgrund der Ereignisse der vergangenen Wochen jedoch ein Ansatz, dem die Polizei jetzt nachgeht.
Durch die Grundschule zieht sich eine Spur der Verwüstung. Sie beginnt an der Ostseite des Gebäudes, wo Bauzäune und ein Dixi-Klo umgerissen wurden. Einen etwa 25 Kilogramm schwerer Betonfuß, der zur Halterung des Zaunes dient, benutzten die Unbekannten als Rammbock. Er wurde durch das runde Fenster der funkelnagelneuen Alu-Eingangstür geworfen, die erst vor wenigen Monaten eingebaut wurde. Kostenpunkt: 4700 Euro.
Weitere Doppelglasscheiben zerstörten die Täter auf ähnliche Weise. Auf der Hofseite zersplitterten fünf, im Friesweg und der Schloßstraße je ein Fenster. Wobei die Täter sich überhaupt nicht darum scherten, dass sie einen unglaublichen Lärm verurachten. Derweil die Ostseite der Schule zur Elbe akustisch abgewandt liegt, befinden sich vis-a-vis die Reha-Klinik und Wohngebäude. Wie "Ohrenzeugen" berichten, seien gegen 0.30 Uhr mehrere dumpfe Schläge zu hören gewesen. Die das berichten, wohnen in der Karl-Liebknecht-Straße, also etwa einen Kilometer entfernt!
"Es hörte sich wie der Knall eines Feuerwerks an oder wenn ein Jäger in der Feldmark schießen würde", so ein Zeuge. Die Ursache dieser "Schläge" stellte die Polizei und der herbei gerufene Notdienst der Stadtverwaltung schnell fest: Die Doppelglasscheiben ließen sich nur mit sehr roher Gewalt zerschlagen, was einen Heidenlärm machte.
Um ihre Spuren zu verwischen, leerten die Täter einige Feuerlöscher, so dass ein weißer Belag Flure und Klassenräume bedeckt. Auch in die benachbarte Sporthalle versuchten sie einzudringen. Ein Fahrradständer zertrümmerte die Tür, die jedoch stand hielt.
"Als er mitbekam, dass wir die 110 wählten, hat er wild um sich geschlagen"
Kurz vor 1 Uhr verlagerten die Jugendlichen die Gewaltorgie auf das Gelände der gegenüberliegenden Reha-Klinik. Hier wurde ein etwa 16-Jähriger von Sicherheitsmann Christian Schmohl gestellt. "Als er mitbekam, dass wir von der Rezeption aus die 110 wählten, hat er wild um sich geschlagen und ist getürmt", so der couragierte Wachmann. Wie er sagt, seien auch die anderen beiden Jugendlichen nicht weit gewesen.
Einer hätte sich verplappert und gerufen, dass sie einen 16. Geburtstag feiern würden. Alkohol sei unübersehbar im Spiel gewesen.
Mitarbeiter des Bauhofs begannen gestern Morgen mit den Aufräumarbeiten. Beschmutzte Regale und zerschlagenes Mobiliar aus den Klassenräumen wurden auf den Hof getragen. Mit Industriestaubsaugern ging eine Spezialfirma daran, die Schule zu reinigen.
Stadtverwaltung und Schulleitung trifft dieser Vorfall hart. In der kommenden Woche beginnt der Schulbetrieb wieder. Zuvor hatte man das Objekt auf Hochglanz gebracht. Hinzu kommt, dass die seit Jahren stattfindende Modernisierung einen Rückschlag erhält.
Der Wachdienst der benachbarten Reha-Klinik verständigte die Polizei. Die sicherte Spuren von Fußabdrücken und Blut. Vermutlich hatte sich einer der Randalierer an einer Scheibe verletzt.
Andreas Pretzlaff, Leiter des Revierkommissariats Schönebeck: "Wir haben in der Nacht neben der Streifenwagenbesatzung auch Beamte der Bereitschaftspolizei zusätzlich angefordert." Auch gestern Nachmittag ermittelten die Beamten in Barby weiter.
Warum aber wurden elf vorhergehende Straftaten zwischen Februar und Juli - es ging überwiegend um den Seepark - kaum erhellt? Pretzlaff bemängelt generell die Kooperationsbereitschaft von Bürgern und auch der Kommunen: "Es ist komisch, auch von den Verantwortlichen der Stadt Barby kommen keine klaren Hinweise zu Tätern." Wie er sagt, hätten nicht nur die Bürger, sondern vor allem das Ordnungsamt die Pflicht, bei einem Verdacht die Polizei zu informieren.
Ordnungsamtsleiter Dietmar Böhm hält dem entgegen, dass sich die Ermittlungsbehörden "offenbar wenig interessiert" hätten.
Revierleiter Andreas Pretzlaff versichert, "Barby schon einige Zeit besonders im Blick zu haben". Im Zuge der Ermittlungsarbeiten zum Einbruch Grundschule würden jetzt reichlich "Klinken geputzt" - also verdächtige Personen und Zeugen befragt. Der leitende Polizeibeamte beklagt noch ein anderes Problem: Viele Ortsbürgermeister regten sich auf, würden sich aber im Zuge der Ermittlung mit Name und Adresse schwer tun. "Uns nützt es nichts, das Beobachtungen nur am Stammtisch verbreitet werden", sagt Pretzlaff.