Herrentag Mit Maß und Mitte

Die Behörden zwischen Schönebeck und Staßfurt bereiten sich auf einen relativ ruhigen Herrentag vor. Der erste unter Corona-Zeiten.

Von Enrico Joo 20.05.2020, 01:01

Staßfurt/Schönebeck l Trinkende und grölende Männerhorden, die zum Männertag wieder einmal alle Hemmungen fallen lassen und die Regeln der Kontaktbeschränkungen zu Corona-Zeiten einfach über Bord werfen – dieses Szenario befürchten einige Politiker für diesen Donnerstag in Deutschland. Zumal in Sachsen-Anhalt ab dieser Woche auch Gaststätten auf Antrag wieder öffnen dürfen.

Doch im Salzlandkreis gehen Polizei und Behörden davon aus, dass sich solche Probleme eher in Grenzen halten werden. „In den vergangenen Jahren wurde der Männertag sowieso immer mehr zum Familientag“, sagte Marco Kopitz, Sprecher des Polizeireviers Salzlandkreis. Er geht davon aus, dass dieser Trend in diesem Jahr wegen der Pandemie noch stärker ausfallen wird. „Und wenn fünf Personen zusammen spazieren gehen wollen und sich ansonsten an die Abstandsregeln halten, ist das auch kein Problem“, sagte der Polizeisprecher. Wildes Grillen im Park sei sowieso nicht erlaubt. „Wir werden wie jedes Jahr zu Himmelfahrt intensiv kontrollieren“, sagte Kopitz verbunden mit dem Appell, die geltenden Regeln auch einzuhalten.

Die Polizei macht sich auch noch ganz andere Sorgen. „Wir können nur immer wieder daran erinnern, dass es verboten ist, unter Alkoholeinfluss Fahrzeuge zu führen“, sagte Polizist Marko Kopitz. Und das gelte auch für Fahrradfahrer. Spätestens ab einem Alkoholwert von 1,6 Promille müssten auch Radler mit empfindlichen Strafen rechnen, bis hin zum Entzug der Fahrerlaubnis. Grundsätzlich sei nicht auszuschließen, dass es wie in anderen Jahren auch zu Körperverletzungen komme. Geschätzt werde allerdings, dass es weniger werden als sonst, so Kopitz. Denn zu Corona-Zeiten seien generell weniger Menschen unterwegs als normalerweise.

Insgesamt werden von den Mitarbeitern der Kommunen und der Polizei im Salzlandkreis nach den bisherigen Erfahrungen mit der Corona-Krise auch zu Himmelfahrt allerdings weniger große Probleme erwartet, sondern eher die üblichen kleineren Verstöße. „Wir haben die Lage in Griff“, versicherte Polizeisprecher Marco Kopitz.

Beim Salzlandkreis äußert man sich eher zurückhaltend und verweist vor allem auf die Landesverordnung zur Eindämmung der Pandemie. Kreissprecher Marko Jeschor kündigte allerdings an: „Wir werden engmaschig kontrollieren.“ Angaben über die Kneipen, die eine Genehmigung zur Öffnung beim zuständigen Salzlandkreis beantragt und erhalten haben, würden aus Datenschutzgründen nicht gemacht.

Offenbar haben aber nur sehr viel weniger Gaststätten eine Öffnung für diese Woche beantragt, als erwartet. Eine Einhaltung des geforderten Hygienekonzeptes und der Abstandregeln dürfte gerade zu Himmelfahrt allerdings auch schwierig sein. Kreisfreie Städte wie etwa Magdeburg haben auf die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen sogar verzichtet, weil die Kontrolle von Hunderten Gaststätten zu aufwendig wäre. Erst ab Freitag dürfen Lokale wieder ohne Sondergenehmigung öffnen.

In Schönebeck sollen bisher acht Gaststätten eine Genehmigung für eine Öffnung erhalten, darunter auch das Fahrgastschiff Marco Polo, das mit seiner Küche ebenfalls als gastronomischer Betrieb gilt. „Wir starten am Donnerstag endlich in die Saison“, sagte der Schönebecker Reeder Tobias Süßenbach. Allerdings mit sehr viel weniger als der sonst üblichen 75 Passagiere. Mehrere Tische wurden ausgebaut, um die Abstandregeln einhalten zu können. Die Passagiere sollen in Fünfer-Gruppen an ihren Tischen sitzen bleiben. Das Fahrgastschiff ist auch schon fast komplett mit Stammgästen ausgebucht. Weitere Änderung: „Wir fahren nicht Richtung Magdeburg, sondern stromaufwärts“, sagte Tobias Süßenbach. Man wolle die Magdeburger nicht verärgern, die in ihrer Stadt keine Gaststätten besuchen können.

Aus dem Schönebecker Rathaus war nur zu erfahren, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Einhaltung der gültigen Verordnung an Himmelfahrt kontrollieren werden wie an allen anderen Tagen auch.

„Wir werden ganz normal unsere Kontrollen machen wie sonst auch immer“, sagte auch Barbys Bürgermeister Torsten Reinharz (SPD). Dabei würde nicht nur die Einhaltung der Corona-Verordnung überwacht, sondern natürlich auch die aller Gesetze. „In Barby hat allerdings nur eine Gaststätte geöffnet. Deswegen sollte es ruhiger zugehen“, sagte der Bürgermeister.

Für die Gemeinde Bördeland teilte Ordnungsamtsleiter Andreas Pluntke mit: „Wir werden natürlich auch kontrollieren, dass sich alle an das Abstandsgebot halten und nicht mehr als fünf Personen zusammen sind.“ Das Augenmerk liege dabei unter anderem auf den Sportanlagen und den Parks in Biere und Eggersdorf. „Wir sind aber zuversichtlich, dass alles ordentlich verläuft. Vor allem, weil in Bördeland noch keine Gaststätten geöffnet haben“, sagte der Behördenleiter.

Auch Calbes Bürgermeister Sven Hause kündigte entsprechende Kontrollen an. Nicht mehr als fünf Menschen dürfen sich nach den aktuell geltenden Regelungen treffen. Die überwiegende Mehrheit der Gaststätten in Calbe sei zudem noch geschlossen und dürfe erst ab Freitag ohne eine Sondererlaubnis wieder für die Bürger öffnen.

In Staßfurt und den 14 Ortsteilen haben sechs Gaststätten einen Antrag gestellt, um an Himmelfahrt öffnen zu können. „Wir werden die Gaststätten zu Himmelfahrt abfahren“, sagt Susanne Henschke, Leiterin des Ordnungsamtes. „In den vergangenen Wochen haben sich die Menschen weitestgehend an die Vorschriften gehalten. Das ist gut gegangen. Ich denke, dass die Staßfurter sich viel zu Hause und im Garten aufhalten an dem Tag. Wir werden an dem Tag nicht mit Mann und Maus unterwegs sein. Das Leben soll ja auch noch schön sein.“

In Hecklingen kündigt die Leiterin des Ordnungsamtes Marion Strecker „fallweise Kontrollen“ an. „Ich denke, es wird ruhig ablaufen“, sagt sie. Mit der Gaststätte Am Löderburger See hat nur ein Gastronomiebetreiber sich eine Genehmigung für Himmelfahrt geholt. „Da werden wir dann mal vorbeischauen. Ansonsten ist separat nichts angeordnet. Der Bereitschaftsdienst wird aber im Einsatz sein“, so Strecker.

Dagmar Witzke appelliert als Ordnungsamtleiterin in der Verbandsgemeinde Egelner Mulde an die Eigenverantwortung und Vernunft der Menschen. „Ich gehe davon aus, dass sich die Bürger an die Vorschriften halten“, sagt sie. Drei Gaststätten werden in der Egelner Mulde zu Himmelfahrt öffnen. „Wir werden präsent sein“, so Witzke. Zugleich betont sie: „Wir sind nicht dafür da, die Leute zu schikanieren. Im Interesse aller Bürger sorgen wir dafür, dass die Auflagen eingehalten werden.“

In der Verbandsgemeinde Saale-Wipper erwartet man den Himmelfahrtstag ebenfalls entspannt. „Die Bürger sind sensibilisiert. Wir appellieren an die Vernunft“, sagt Gabriele Große als stellvertretende Leiterin des Ordnungsamtes im Fachbereich Bürgerservice. „Es ist nichts Spezielles geplant.“ Im Bereich der Verbandsgemeinde sind es vier Gaststätten, die am Donnerstag öffnen werden. „Die Auflagen wurden kontrolliert in den Gaststätten.“ Auch Saale-Wipper hat eine Rufbereitschaft.