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Evangelische Christen aus der Region feiern einen Gottesdienst zum Reformationstag in der Calbenser Stadtkirche In St. Stephani an Luthers Werk erinnert

Von Andreas Pinkert 03.11.2014, 02:11

Die St.-Stephani-Kirche ist zum Reformationstag Gastgeberin für einen Regionalgottesdienst gewesen. Dabei wurde aus einer mehr als 320 Jahre alten Luther-Bibel gelesen. Der Reformator sandte im Jahr 1517 dem Erzbischof von Magdeburg einen Brief und seine 95 Thesen ins Schloss nach Calbe.

Calbe l Ein seltener Anblick in der Saalestadt: Schon von außen empfing die Gottesdienstbesucher am Südturm der Kirche eine weiße Flagge mit violettem Kreuz. Die Kirchenfahne der Evangelischen Kirche Deutschlands wird als Zeichen bei großen Festen der evangelischen Gemeinden an Gotteshäusern und Gemeindezentren aufgezogen. Genau so ein Festtag ist für Calbes Pfarrer Jürgen Kohtz der Reformationstag, zu dem Mitglieder der benachbarten evangelischen Kirchgemeinden zum Regionalgottesdienst kamen.

Kantor Carsten Miseler schöpfte in der gotischen Hallenkirche mit den Kirchen- und Posaunenchören der Region die einmalige Akustik voll aus. Zusammen mit den Gottesdienstbesuchern erklang "Ein feste Burg ist unser Gott", "Nun danket alle Gott" und "Da wir diesen Tag beginnen". Anlässlich dieses Tages wurde die Bedeutung des Reformationstages mit dem feierlichen Herantragen einer Luther-Bibel aus dem Jahr 1692 versinnbildlicht. Das in Leder gebundene Exemplar stammt aus dem Besitz von Calbes Gemeindekirchenratsvorsitzendem Mathias Hille, der zusammen mit den Pfarrern Jürgen Kohtz und Götz Beyer den Gottesdienst gestaltete. Ganz dem reformatorischen Gedenken Luthers folgend, wurde für jedermann verständlich aus dem historischen Exemplar der Heiligen Schrift gelesen.

Die Saalestadt war nach den Ausführungen vom Calbenser Historiker Dieter Horst Steinmetz von Anbeginn der reformatorischen Bewegung ein Brennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der römisch-katholischen Papstkirche und den Kräften der Kirchenreformation. So habe der Wittenberger Universitätsprofessor Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine Thesen zuerst an seinen unmittelbaren Vorgesetzten, Erzbischof Albrecht, ins Schloss nach Calbe geschickt. Dort hielt sich der Fürst wegen damaliger Unruhen in Magdeburg häufiger auf. Luther bat ihn darin, nicht den Ablass, sondern das Evangelium predigen zu lassen. Der Brief wurde am 16. November 1517 im Schloss Calbe von den erzbischöflichen Räten geöffnet, weil Albrecht zu diesem Zeitpunkt gerade in Mainz weilte.