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Jakobsweg Auf den Spuren Hape Kerkelings

Pilgern auf dem Jakobsweg ist beliebter denn je. Auch drei Ortschaften in Bördeland durchquert der Weg.

Von Sebastian Rose 23.06.2019, 07:02

Eggersdorf l „Pilgern, da muss ich doch weit weg fahren“, oder „Pilgerreisen mach ich nicht.“ Diese Aussagen würden wohl viele Bürger der Gemeinde Bördeland treffen. Sind Sie sich da sicher?

Die Sonne scheint auf die Fenster und das Büro ist wärmer als der Teller, der gerade statt dem darauf liegenden Essen von der Mikrowelle erwärmt wurde. Die Kollegen nerven, der Chef schreit, zu Hause ist es genau so warm und der Partner ist unzufrieden „mit der Gesamtsituation“. Der ideale Zeitpunkt, um dem Alltag zu entfliehen. Einfach mal raus kommen und die Seele baumeln lassen. Weit weg fliegen passt aber nicht ins Budget? Die Lösung liegt vor der Tür. Pilgern. Pilgern in Bördeland.

Von Magdeburg, Randau und Schönebeck-Bad Salzelmen kommend durchzieht der bekannteste Pilgerweg Europas die Gemeinde. Durch drei Ortschaften können Pilger den Weg weiter über Egeln, Halberstadt, Quedlinburg, Eilsleben, Querfurt und schließlich Braunsbedra auf die „Königliche Straße“, die Via Regia, bestreiten.

Diese überschneidet sich dann mit dem Jakobsweg und führt die Pilger über Erfurt, Frankfurt, Paris, Bordeaux ins Ziel. Die Kathedrale in Santiago de Compostela an der Spanischen Westküste. Den Atlantischen Ozean in Sichtweite. Dazu gibt es außerdem in ganz Europa abertausende Abzweigungen und Wegeskreuzungen, die alle dem heuti- gen Jakobsweg zugeordnet werden.

In Magdeburg angefangen sind ganze vier Kirchen zur Besichtigung den Pilgern empfohlen: Sankt (St.) Sebastian, St. Petri, die Wallonerkirche und natürlich der Dom.

Weiter geht es in Richtung Bad Salzelmen und Schönebeck. Hier werden die St. Johannis und die St. Jakobi Kirche vorgeschlagen. Nicht ohne Grund wird die St.-Jakobi-Kirche auf dem Jakobswegflyer erwähnt. Die Beschreibung „ruhige und klare Atmosphäre“ passt nicht nur zum Gotteshaus, sondern auch zu dem Pilgern im allgemeinen Sinn.

Nun geht es in die Gemeinde Bördeland. Erste Station ist Eggersdorf. 167,8 von 370 Kilometern sind bis hier hin schon bestritten, wenn man durch ganz Sachsen-Anhalt den Jakobsweg bewandern möchte.

In der St.-Martin-Kirche, die einst durch eine Fernsehspendengala neu renoviert wurde, kann man den wahrscheinlich über 1000 Jahre alten Altar bestaunen. Außerdem sind einige Holzschnitzfiguren aus dem 15. Jahrhundert zu sehen.

In Großmühlingen, auf Kilometer 172, ist die St.-Petri-Kirche im neugotischen Stil zu besichtigen. Die 1975 schon aufgegebene Kirche wurde bis in das Jahr 2007 renoviert und erstrahlt für Besucher im neuen Glanz.

Letzte Station in Bördeland ist die St.-Johannis-Kirche (177 Kilometer). Die noch aus dem Mittelalter stammende Kirche besitzt bemaltes Tonnengewölbe sowie einen Kanzelaltar.

Über Unseburg, Wolmirsleben und Egeln geht es für die Pilger weiter in Richtung Braunsbedra. Aber ist es zwingend notwendig, den ganzen Pilgerweg abzulaufen?

Pfarrer Sebastian Bartsch, Präsident der St.-Jakobus-Gesellschaft in Sachsen-Anhalt meint: Nein. „Ein Pilgerweg beginnt, wo der Pilger losläuft“, so der Geistliche.

Die St.-Jakobus-Gesellschaft kümmert sich um die Streckenabschnitte. Insgesamt vier Jakobsjünger, zwei davon Frauen, sind für einzelne Strecken verantwortlich. Ob die Anbringung der Informationsschilder mit der Jakobsmuschel, oder die Pflege des pilgerfeundlichen Herbergenverzeichnisses, um alles kümmern sich die Jakobsjünger.

Sebastian Bartsch, Präsident und Verantwortlicher des Abschnittes zwischen Magdeburg und Querfurt, erklärt: „Wir haben bis zu 3 000 Pilger in einem Jahr.“

Er unterteilt diese in drei verschiedene Gruppen. Die Ersten, die Wochenendpilger, sind meist nur drei bis fünf Tage auf dem Jakobsweg. Sie fahren danach nach Hause und kommen meist zu einem späteren Zeitpunkt zurück, um vom letzten Punkt aus weiter zu laufen. Die Zweiten sind Schulklassen oder Studienabschlussjahrgänge. Sie sind nicht viel länger vor Ort, trotzdem setzen auch sie sich mit dem Grundgedanken des Pilgerns auseinander: Dem zu sich selbst finden.

Gruppe Nummer drei ist aus religiösen Gründen unterwegs. Sie sehen Sachsen-Anhalt meist als Zwischenstation. „Viele Polen und Skandinavier sind auf diesem Weg in Richtung Santiago de Compostela unterwegs“, erläutert Sebastian Bartsch weiter.

Dennoch ist es nicht notwendig, religiös zu sein. „Es kommt beim Pilgern mehr auf die einzelne Person an, als auf irgendetwas anderes“, so der Pfarrer. „Das Wichtigste ist, man lernt sich besser kennen und kommt ins Reine mit sich.“

Wenn also der Alltag wieder unerträglich ist, warum nicht mal von der Haustür aus losgehen und zumindest einen Teilabschnitt des Jakobweges ablaufen?

Informationen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, pilgerfreundlichen Herbergen und dem Pilgerausweis können auf der folgenden Website gefunden werden:

Mehr Infos gibt es hier.