1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Jüdische Geschichte: Was bleibt?

Erinnerung Jüdische Geschichte: Was bleibt?

Bis vor 120 Jahren lebten Juden in Großmühlingen. Heute finden sich kaum noch Spuren im Ort. Nachfahren aus den USA helfen beim Erinnern.

Von Tom Szyja 19.03.2021, 08:15

Großmühlingen l Wer heutzutage durch Großmühlingen geht, der wird nicht auf die Idee kommen, dass es hier mal eine jüdische Gemeinschaft gab. Doch der Eindruck täuscht. Im 18. und 19. Jahrhundert prägten die Juden das Ortsbild maßgeblich mit. Sie betrieben einen gut laufenden Wollhandel und lebten in Einklang mit der restlichen Gesellschaft. Damals gab es im Ort zudem eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof. Heute zeugen nur noch Steinmauern vom einstigen jüdischen Leben im Ort.
Die Grundmauer vom jüdischen Gotteshaus ist am Marktplatz zu sehen, neben der heute eine Bäckerei-Filiale beheimatet ist. Der Friedhof ist seit über 50 Jahren in Privatbesitz und somit nicht für die Allgemeinheit zugänglich. Der Besitzer erklärt, dass noch zwei Grabsteine auf dem Gelände stehen. Da der Friedhof 1971 unter Denkmalschutz gestellt wurde, darf er nicht abgerissen werden. Die Mauer, die den Friedhof umschloss, ist noch erhalten. An der Eingangstür war einst eine hebräische Schrift zu sehen, sie ist mittlerweile aber verwittert.
Die Geschichte der Juden im heutigen Bördeland ist eng mit der Geschichte der Familie Bendix verbunden. Zwar lebt von den Nachfahren der Familie heute keiner mehr in Großmühlingen, allerdings leben außerhalb Deutschlands noch Mitglieder der Familie. So auch Eric Bendix, 46-jähriger Software-Entwickler aus San Francisco, Kalifornien. Seine Ur-Urgroßeltern lebten einst in Großmühlingen, siedelten anschließend nach Halberstadt um und flohen letztlich vor den Nationalsozialisten in die USA.