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Kleintierzuchtverein Barby lädt am Wochenende zur Vereinsschau in das Vorwerk Monplaisir Kämpfende Hühner, friedliche Kaninchen

05.01.2012, 04:19

Insgesamt rund 150 Hühner, Enten, Gänse und Tauben werden bei der Vereinsschau der Barbyer Kleintierzüchter am kommenden Wochenende gezeigt. Ausstellungsort ist das Gut Monplaisir.

Von Thomas Linßner

Tornitz/Barby l Wie wird in 20 Jahren die Vereinslandschaft der Kleintierzüchter aussehen? Schon heute sind die Gemeinschaften stark überaltert. Kaum ein junger Mensch lässt sich noch für Taube, Huhn oder Kanin hinter dem Ofen - besser dem Bildschirm - hervor locken.

Bernd Dröse, Ringwart des Barbyer Kleintierzuchtvereins, klingt noch optimistisch, wenn er vorhersagt, dass sich die Zahl der Vereine halbiert. Der Werkleitzer ist 62 und damit längst nicht der Älteste. Rudi Henze mit seinen 82 Jahren gilt als der Oldie. Aber ein wackerer und engagierter. Dröse bezeichnet ihn wie auch Vereinschef Richard Weingarte als "gute Seelen des Vereins". Nicht zuletzt diese Einschätzungen sprechen für ein gutes Vereinsklima.

"Was das Durchschnittsalter betrifft, gibt es auch Lichtblicke und die sollte man unbedingt mal in der Zeitung erwähnen", sagt Bernd Dröse. Damit meint er Francesco Lindig, der mit neun Jahren das Pendant zu Rudi Henze ist. Der junge Kaninchenzüchter aus Pömmelte war im vergangenen Jahr zweimal erfolgreich: Jugend-Landesmeister und Deutscher Meister. Er wurde durch seinen Vater an das liebe Kleinvieh herangeführt. Udo Lindig fungiert als Obmann für Kaninchen. Er selbst hält Mümmelmänner der Rasse Burgunder.

Bernd Dröse ist Obmann der anderen "Fraktion", nämlich der Geflügelzucht. Der 62-Jährige züchtet japanische Kampfhühner. "Eigentlich sind das ganz liebe Tiere, nur zusammen sperren darf man die Ko Shamo nicht", erklärt er. Wenn beispielsweise zwei Männchen Gelegenheit haben, aufeinander loszugehen, würden sie das mit blutiger Konsequenz tun. Auch anderes, fremdes Federvieh hat nichts zu Lachen, wenn es das Revier der Ko Shamo verletzt. Sind die "Clans" aber klar abgesteckt, tun sie, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Auch, wenn sie zusammen aufwachsen. Dann herrsche eitel Eintracht.

"Wir haben als Kumpels untereinander getauscht oder Tiere von alten Züchtern bekommen"

Was haben Dröse ausgerechnet Kampfhühner angetan? "Beinahe von Anfang an, als ich noch jung war", holt er etwas weiter aus. "In den 60er Jahren hatte fast jeder Junge im Dorf Viehzeug." Bei ihm seien es Deutsche Schautauben gewesen. "Wir haben als Kumpels untereinander getauscht oder Tiere von alten Züchtern bekommen", berichtet Dröse. Er nennt Franz Kohlberg, bei dem eine Strasser-Taube eigentlich drei Mark gekostet hätte. "Hatte man aber nur eine Mark, war er mit uns Jungs großzügig." Auf diese Weise wuchs eine Generation Kleintierzüchter heran, die heute die "Alten" sind.

Wenig später fand Bernd Dröse "moderne englische Kampfhühner" toll. Im Prinzip ist er dabei geblieben. Heute sind es bereits erwähnte Ko Shamo. "Freilich, die sind nicht jedermanns Sache", räumt der Werkleitzer ein. Die kleinen, gerade stehenden Hühnchen sehen ein wenig so aus, als würde ihnen die Futterraufe zu hoch hängen.

Dröse kommt ins Schwärmen, wenn er deren Schönheitsideale nennt: Ein Drittel des Körpers soll Kopf und Hals, ein weiteres Drittel Rumpf und der Rest Schenkel und Läufe sein. Das Huhn wirke edler, je länger der Hals sei. Durch das perlfarbene Auge, die Augenbraue und den Walnusskamm hätte der Kopf des Ko Shamo eine ganz besondere Ausstrahlung.

Zu Bernd Dröses Aufgaben zählt auch die Überprüfung jener Ringe, die die Vögel an den Beinen tragen. "Es werden nur Tiere zugelassen, die beringt sind", unterstreicht der Werkleitzer. Die Kunststoffmanschette verrät etwas über Alter und Herkunft von Taube, Huhn oder Ente. Denn Ausstellungstiere dürfen maximal fünf Jahre alt sein, obwohl ihre Lebenserwartung deutlich höher ist. So kann beispielsweise eine Taube 15 Jahre und älter werden.

Aktuell besteht der Verein aus 21 Mitgliedern. Darunter ist auch Klaus Gerstenberg, der Pächter des Gutes Monplaisir. Er züchtet von Berufs wegen Schafe, zum Hobby Hühner. Und zwar der seltenen Rasse Sulmtaler. Gerstenberg stellt seit Jahren den ehemaligen Kuhstall des Gutes zur Verfügung, in dem es am kommenden Wochenende mümmelt, gackert, schnattert und gurrt.

Geöffnet ist am 7. Januar von 13 bis 18 Uhr und am 8. Januar von 9 bis 14 Uhr.