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Kampfkunst Erst die Schwerter, bald die Lehre

Henry Rudat sammelt Schwerter. Seine Faszination für die japanische Kampfkunst beflügelt ihn, sie nun zu erlernen.

Von Susann Salzmann 26.08.2018, 23:45

Calbe l Dolche hängen an der Wand, ein Excalibur und ein Schaukampf- und Dämonenschwert mit einem gehörnten Satan mit Krallen begrüßen im Flur, drei Samuraischwerter sind direkt neben dem Arbeitsplatz ausgerichtet. „Sie sind nicht scharf, nur spitz“, lächelt ein sympathischer Mann mit 31 Jahren zwischen dem Schwertrepertoire entgegen. Und zwar keines der insgesamt 17 Exemplare.

Ungefähr zehn Jahre ist es her, dass Henry Rudat seine Vorliebe für Schwerter als Dekoartikel entdeckt. Ein Dolch, geschenkt von der Schwester, machte den Anfang. Zu seinen Augäpfeln gehören Samuraischwerter. „Zwei Katanas und ein Wakizashi, das Kurzschwert eines Samurais“, nimmt er drei seiner sechs Samuraischwerter hervor. Jedes Samuraischwert, dass eine Klingenlänge von mehr als 60 Zentimeter vorweisen kann, verdient den Namen Katana. Ein Langschwert. Der Informatiker und Sammler von Drachenfiguren zieht ein Katana mit schwarzer Klinge aus einer gleichfarbigen Scheide mit goldenem Schlangendrachenemblem. Das Schwert mit seinen Sollbruchstellen besitzt 66 Meter Klingenlänge. Es ist das längste, das er derzeit besitzt, erzählt er. Perspektivisch möchte er sich ein handgeschmiedetes Katana nach den traditionellen und spirituellen Herstellungsprozessen zulegen. Kosten: Nicht selten ab 10 000 Euro aufwärts.

Samurai - Rudat ist fasziniert von den japanischen Kriegern, die Kampfkunst zelebrierten, die ausschließlich durch Können statt durch Tücke entschieden worden sind.

„Es ist eines der leichtesten und schärfsten Schwerter überhaupt, mit denen sogar Knochen geschnitten werden können“, erzählt er. Rudat selbst treibt der Reiz für‘s Schwert nun selbst in Dojos. Damit wird eine Übungshalle für diverse japanische Kampfkünste bezeichnet. Dort will er lernen. Bei einer Tenshin Shoden Katori Shinto-ryu-Schule, die in Japan die älteste Schwertkunst vermittelt.

Wenige Ableger davon gibt es auch in Deutschland. Dort will er die Kunst der Samurai bestmöglich erlernen. Nicht, um irgendjemandem Schaden zuzufügen, wie er sagt. „Ich mache das für mich. Damit ich selbst innerlich zur Ruhe komme und meine Selbstdisziplin verbessere“. Die Ausbildung begann im Japan vergangener Tage für die Krieger mitunter bereits im Alter von drei Jahren, erzählt er.

In den Trainingseinheiten, so hofft er, kann er sich besser besinnen - auf die sieben Tugenden des Samurai, angewendet auf sein Leben: Mut, Ehrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Mitgefühl, Höflichkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität. Nicht der Kampf als vielmehr die persönliche Entfaltung stünden dabei im Mittelpunkt. Ein längerfristiges Projekt in seinem Leben, das Henry Rudat nicht mit einem bloßen Zwei-Wochen-Kurs ablegen möchte. In den zurückliegenden Jahren hat der Saalestädter bereits für anderthalb Jahre Tai Chi - eine chinesiche innere Kampfkunst zur Gesunderhaltung und Förderung des Wohlbefindes - praktiziert.

Wenn Rudat übrigens mit seiner Lehre beginnt, dann werde er selbstredend zunächst kein Katana als vielmehr ein Holzschwert (Bokken) in der Hand halten und damit erste Bewegungsabläufe einstudieren - ähnlich einer Choreographie. „Stress und Hektik kann ich so besser verarbeiten“.