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Kinderbetreuung Hoher Planungsaufwand für Kitas

Ab Dienstag dürfen wieder alle Kinder in Schönebeck in ihre Kitas. Für die Erzieher bedeut das vor allem eines: Planen.

Von Paul Schulz 27.05.2020, 01:01

Schönebeck l Ab kommenden Dienstag dürfen wieder alle Kinder Kita, Krippe und Hort besuchen. „Wir gehen einen großen Schritt der Öffnung und damit auch einen großen Schritt Richtung Normalität“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Sie begründet: „Aufgrund der geringen Anzahl Corona-Infizierter in Sachsen-Anhalt ist das bei Einhaltung von Hygiene- und Abstandskonzepten möglich.“
Diese Hygiene- und Abstandskonzepte zu erstelle, ist jedoch für die Kita-Leiter und Erzieher mit einem enormen Planungsaufwand verbunden. So auch für Kathleen Dobertin, Leiterin der Kita „Kinderoase“ der Lebenshilfe Bördeland. Besonders weil in der „Kinderoase“ normalerweise ein teiloffenes Arbeitskonzept verfolgt wird, ist dies eine große Umstellung, so Dobertin, da nun feste Gruppen vorgesehen sind. Die Kita-Leiterin sagt: „Die Planungen laufen derzeit auf Hochtouren. Wie müssen Raum- und Außenflächenkonzepte erstellen und dafür Sorge tragen, dass Hygiene- und Abstandsregelungen eingehalten werden. Das ist eine große Herausforderung.“
Ähnlich sieht das Angela Spandau von der Kita „Knirpsenland“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Sie freue sich zwar sehr, dass die Kinder wieder kommen, sagt aber auch: „Die Vorgabe, dass sich die verschiedenen Stammgruppen nicht begegnen, ist wohl die schwierigste Aufgabe. Derzeit erstellen wir das Raumkonzept dafür.“ Eine andere Vorgabe des Sozialministeriums, nämlich die, dass sich die Kinder möglichst viel draußen an der frischen Luft aufhalten, sei hingegen gut umzusetzen. „Wir haben eine große Außenfläche, da wird es keine Probleme geben“, so Spandau.
In der Kita „Zwergenbude“ des Trägers Der Paritätische kümmert sich Leiterin Simone Finke-Probst um die Erstellung der verschiedenen Schutzkonzepte. Einige Eckpunkte kann sie bereits erklären: „Außer für die Unterschrift, mit der sie bestätigen, dass ihr Kind keine Symptome aufweist, dürfen die Eltern die Kita nicht betreten. Ansonsten versuchen wir natürlich sicherzustellen, dass sich Kinder aus unterschiedlichen Stammgruppen nicht begegnen. Darüber hinaus werden wir mit den Kindern das Händewaschen immer wieder üben und versuchen ihnen die Situation zu erklären.“
In der Kita „Montessori Kinderhaus“ der Volkssolidarität befinde man sich derzeit noch in Abstimmung mit dem Träger, wie genau die Vorgaben umgesetzt werden sollen, informiert die stellvertretende Leiterin Andrea Kowarsch. Wie die anderen Kita-Leiterinnen, sieht sie die Vorgaben als Herausforderung. Und auch sie unterstreicht: „Im Freien ist das alles kein Problem, aber die Hygiene- und Abstandsregelungen im Haus einzuhalten ist mit einem hohen Aufwand für uns als Personal verbunden.“
Stichwort Personal. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt sieht die vollständige Öffnung der Kindertageseinrichtungen und Horte zum 2. Juni mit Sorge. Unter den vorgesehenen Hygieneauflagen würde das vorhandene Personal für den Regelbetrieb keinesfalls ausreichen, teilt die Gewerkschaft mit. Zudem würden sich die Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen unmittelbar auf die pädagogischen Abläufe auswirken, heißt es weiter.
Simone Finke-Probst sagt dazu: „Es ist ja bekannt, dass Erzieher fehlen. Das war auch vor Corona so. Das wichtigste ist, dass die Kinder wieder in die Kita können und wir geben unser Bestes, das alles reibungslos läuft.“
Damit spricht Finke-Probst wohl den meisten Erziehern aus der Seele. In den Gesprächen mit der Volksstimme zeigte sich immer wieder, dass die Kita-Leiterinnen es den Kindern gönnen, wieder ihre Freunde zu treffen, obgleich dies mit einem hohen Aufwand verbunden ist.
Gleichzeitig werden aber so auch wieder zahlreiche Eltern entlastet. Denn fast drei Viertel der Eltern betreuen aktuell ihre Kinder individuell. In nicht wenigen Fällen müssten sie sich tagtäglich neu organisieren, so Petra Grimm-Benne.