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Kinderbetreuung Johanniter holen Flagge ein

Das Ende der Johanniter-Kita „Märchenland“ in Calbe ist symbolträchtig. Als letzter Akt wird die Flagge eingeholt.

Von Paul Schulz 29.07.2020, 01:01

Calbe l Nun stehen sie leer, die Räume der Kita Märchenland in Calbe. Wo noch bis vor kurzem Kinder spielten und lachten herrscht nun gespenstische Stille. Von dem Spielplatz hinter dem Gebäude ist außer dem Sand im Sandkasten nichts geblieben. Ein Ende wie im Märchen – ein Happyend – gibt es für die Johanniter-Kita nicht.

Der Kindergarten in der Magdeburger Straße wurde nämlich Ende Juni geschlossen. Gestern Nachmittag kümmern sich Stephan Klauert, Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe, und Katrin Stephan, Fachbereichsleiterin Kita bei den Johannitern, um die letzten Handgriffe. Sie holen die Flagge des Trägers ein, falten sie zusammen und das Kapitel „Märchenland“ ist geschlossen.

„Wir bedauern das sehr. Es ist schade, dass unsere Bestrebungen die Kita zu erhalten und mit der Stadt zusammenzuarbeiten ins Leere verlaufen sind“, sagt Klauert. „So sollte man sich unter Partnern, die 25 Jahre zusammengearbeitet haben, nicht verhalten“, so der Regionalvorstand.

Die Kita muss ihre Pforten schließen, weil der Pachtvertrag zwischen der Stadt Calbe und den Johannitern nicht verlängert wurde. Dafür hatte sich der Calbenser Stadtrat im November mehrheitlich ausgesprochen. Doch die Debatte war emotional geprägt. Einige Eltern, die Johanniter selbst und auch der eine oder andere Stadtrat stellten sich gegen die Schließung und wollten das Märchenland retten. Würde man das Märchenland erhalten, würde man die Trägervielfalt beibehalten, so eines der Argumente.

„Calbe liegt verkehrsgünstig und profitiert von der Nähe zu Magdeburg und auch Halle. Es ist durchaus denkbar, dass in Zukunft mehr Menschen in die ‚Speckgürtelbereiche‘ ziehen. Dann könnten auch wieder mehr Kitaplätze gebraucht werden“, nennt auch Stephan Kauert ein Argument der Kita-Befürworter.

Doch letztlich haben sich mehr Stadträte von den Gegenargumenten überzeugen lassen. So wurde beispielsweise durch Bürgermeister Sven Hause (parteilos) dargelegt, dass der Bedarf an Kinderbetreuung in der Saalestadt schrumpfe. So lag die Auslastung der Kinderbetreuungseinrichtungen im vergangenen Jahr bei rund 80 Prozent. Von insgesamt 422 Plätzen waren 339 Plätze belegt.

Zuletzt wurde 1999 eine Kita in Calbe geschlossen. Die nächsten 20 darauffolgenden Jahre habe sich an der Betreuungskapazität nichts geändert, obwohl die Einwohnerzahl in diesem Zeitraum um rund 4000 Bürger geschrumpft ist.

Die einstige Kita-Leiterin oder ehemalige Erzieher sind gestern nicht mit vor Ort. Katrin Stephan erklärt, dass sie alle bereits wieder beschäftigt sind. „Manche sind zu anderen Trägern hier in Calbe gewechselt und manche sind bei uns geblieben und unterstützen uns beispielsweise in Schönebeck“, so Katrin Stephan.

Nachdem die Johanniter nun ausgezogen sind, will die Stadt ein Wertgutachten für das Gebäude erstellen. Wie es künftig genutzt werden könnte ist noch unklar.